Angstraum Jugendbande tyrannisiert Rheydts City

Mönchengladbach · Provozieren, erpressen, schlagen, treten. Der Marienplatz scheint ein Treffpunkt für eine rücksichtslose Gruppe Jugendlicher geworden zu sein.

Polizeimeldungen über Straftaten, die am Marienplatz begangen werden, häufen sich zurzeit.

Polizeimeldungen über Straftaten, die am Marienplatz begangen werden, häufen sich zurzeit.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)/Reichartz, Hans-Peter (hpr)

Für viele Rheydter ist der Marienplatz samt Umfeld seit einigen Wochen wieder zu einem Angstraum geworden. Schüler sprechen von einer No-Go-Area. Schuld sind die vielen Meldungen über Jugendliche und junge Männer, die ohne Grund Reizgas versprühen, die provozieren und plötzlich zuschlagen und die manchmal auch auf ihre Opfer eintreten. Bei der Polizei ist die Häufung der Straftaten bekannt. „Wir haben das im Fokus“, sagt Polizeisprecherin Cornelia Weber. Polizeistreifen, auch gemeinsam mit dem Kommunalen Ordnungsdienst, seien schon unterwegs gewesen. Dies sei auch weiterhin geplant.

Der jungste Fall Ein 15-jähriger Mönchengladbacher hat am Dienstag in der Rheydter Innenstadt Schläge und Tritte einstecken müssen, nachdem er sich geweigert hatte, Jugendlichen einen Euro zu geben. Der Teenager war laut Polizeibericht gegen 14.15 Uhr auf der Stresemannstraße unterwegs, als ihn jemand aus einer Gruppe von etwa fünf Jugendlichen ansprach und einen Euro forderte. Als sich der 15-Jährige weigerte, kassierte er durch den Erpresser eine Ohrfeige und einen Tritt gegen das Bein. Das Geschehen verlagerte sich bis vor den Eingang eines Kaufhauses, gegen dessen Tür der 15-Jährige gedrückt wurde. Er konnte aber zuvor eine Passantin ansprechen, die die Polizei informierte. Die fünf Jugendlichen flüchteten in Richtung Dahlener Straße. Der Haupttäter wurde als etwa 17 bis 20 Jahre alter und etwa 1,80 Meter großer Mann von südländischem Erscheinungsbild beschrieben. Er trug eine dunkelblaue Jacke, eine graue Jogginghose und sprach Deutsch mit Akzent. Die Polizei ermittelt wegen räuberischer Erpressung.

Lebensbedrohlich verletzt Der krasseste Fall ereignete sich im November vergangenen Jahres, als eine Gruppe von etwa fünf Jugendlichen so hart auf einen 18-Jährigen einschlug, dass dieser zunächst in Lebensgefahr schwebte. Die daraufhin eingerichtete Mordkommission konnte später drei Tatverdächtige (16, 18 und 19 Jahre) festnehmen, die in U-Haft gingen.

Die Chronik Am 13. Januar gab es am  Marienplatz einen Reizgasangriff in einem Linienbus. In der Mitte des Fahrzeugs hatte zu diesem Zeitpunkt eine Gruppe von mehreren Männern gestanden, die danach auffällig zügig den Bus verließen. Einen Tag später, am 14. Januar, wurde die Polizei von einem 16- und einem 17-Jährigen angerufen, weil mehrere Jugendliche sie an der Marktstraße angegriffen hatten. Die beiden Opfer waren nach eigenen Aussagen in der Nähe des Marienplatzes unterwegs, als sie von zwei Jugendlichen gefragt worden seien, ob sie kürzlich einen Freund von ihnen geschlagen hätten. Obwohl der 16- und der 17-Jährige verneinten, wurden sie geschlagen und getreten. Außerdem versuchte die inzwischen größer gewordene Angreifergruppe, dem 17-Jährigen die Jacke zu entreißen. Erst als ein Zeuge einschritt, flüchtete die Bande. Der Täter, der die Jugendlichen geschlagen hatte, wurde wie folgt beschrieben: männlich, circa 1,80 Meter groß, zwischen 15 und 18 Jahre alt, südländisches Erscheinungsbild.

Am 20. Januar hatte ein 15-Jähriger an der Bushaltestelle Marienplatz in der Nähe einer Gruppe mit sieben Männern gestanden. Völlig grundlos sei einer aus dieser Gruppe auf ihn zugekommen, habe seinen Kopf in die Hände genommen und gefragt: „Was bist du so frech zu mir?" Danach bekam der 15-Jährige einen Faustschlag ins Gesicht. Das sind nur die bekannt gewordenen Fälle. In Rheydt sind sich viele Menschen sicher: Vieles wurde nicht der Polizei gemeldet. Schüler trauen sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr, sich im Bereich des Marienplatzes aufzuhalten.

Zeugen gesucht Die Ermittler bitten Zeugen, die weitere Angaben zum Sachverhalt und insbesondere zu der unbekannten Personengruppe sowie dem Haupttäter machen können, sich unter der Rufnummer 02161 290 zu melden.

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