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In den letzten Tagen habe ich einem Prälaten geantwortet - von Pater Franz Schmidberger

In den letzten Tagen habe ich einem Prälaten, der das Zweite Vatikanum glaubte verteidigen und uns angreifen zu müssen, die folgenden sehr präzisen Fragen gestellt: 1. Sie schreiben: "Beginnen wir mit …Mehr
In den letzten Tagen habe ich einem Prälaten, der das Zweite Vatikanum glaubte verteidigen und uns angreifen zu müssen, die folgenden sehr präzisen Fragen gestellt:
1. Sie schreiben: "Beginnen wir mit der Feststellung, dass noch niemals in der Kirchengeschichte ein Konzil so intensiv vorbereitet wurde wie das II. Vatikanum."
Frage: Kann diese Aussage so stehenbleiben, wenn alle vorbereiteten Schemata, abgesehen von jenem über die Liturgie, gleich in den ersten Tagen des Konzils in den Papierkorb gewandert sind?
2. Zum Islam: Stimmt die Aussage "...Musulmanos, qui fidem Abrahae se tenere profitentes, nobiscum Deum adorant unicum ..."? (Lumen Gentium 16: die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten)
3. Zum Buddhismus: Stimmt die Aussage: "In Buddhismo secundum varias eius formas (...) homines, (...) ad summam illuminationem pertingere valeant"? (Nostra Aetate 2: In den verschiedenen Formen des Buddhismus [...] vermögen Menschen [...] zur höchsten …Mehr
Rückkehr-Ökumene
Vielen Dank, Pater Schmidberger für diese klaren Fragen.
Ich wäre glücklich, wenn für lange Zeit keine theologischen Gespräche zwischen dem modernen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. stattfinden würden. Jedenfalls sollte die Bruderschaft sich nicht um solche bemühen. Wenn aber Rom zu Gesprächen auffordert, muss die Bruderschaft darauf eingehen. Aber sie kann dann Rom gegenüber geltend …Mehr
Vielen Dank, Pater Schmidberger für diese klaren Fragen.
Ich wäre glücklich, wenn für lange Zeit keine theologischen Gespräche zwischen dem modernen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. stattfinden würden. Jedenfalls sollte die Bruderschaft sich nicht um solche bemühen. Wenn aber Rom zu Gesprächen auffordert, muss die Bruderschaft darauf eingehen. Aber sie kann dann Rom gegenüber geltend machen, dass vom Konzil mit der subsistit-in-Lehre das Selbstverständnis der Kirche geändert wurde, und diese Veränderung das (einzige) Thema solcher Gespräche sein sollte, weil hier die Ursache des konziliaren Ökumenismus und der konziliaren Religionsfreiheit zu finden ist. Dazu einige Gedanken:
Das traditionelle Selbstverständnis der katholischen Kirche geht von der katholischen Kirche als eines Ganzen aus und lehrt, dass sie und nur sie von Christus gestiftet ist.
Für einen beliebigen Aspekt der katholischen Religion gilt:

a) Er ist eingebunden in ein gottgewolltes Ganzes

b) Er steht im Zusammenhang mit ausschließlich wahren Lehren

Für einen Aspekt der protestantischen Religion, der inhaltsgleich mit einem Aspekt der katholischen Religion ist gilt hingegen:

a) a) Er ist eingebunden in ein nicht gottgewolltes Ganzes

b) b) Er steht nicht im Zusammenhang mit ausschließlich wahren Aussagen, sondern er ist auch mit Irrlehren verbunden.

c) c) Er steht im Zeichen des Frevels der Abspaltung von der katholischen Kirche, durch den diese protestantische Religion ins Leben gerufen wurde.

d) d) Er ist illegitimer Weise von der katholischen Religion übernommen worden

Jeder Aspekt der protestantischen Religion, der inhaltsgleich mit dem entsprechenden Aspekt der katholischen Religion ist, ist also durch diesen vierfachen Defekt gekennzeichnet. Deshalb kann keine Rede davon sein, dass die betreffenden Aspekte identisch seien. Identisch sind sie nur hinsichtlich ihres Inhalts. Die Inhaltskomponenten der Aspekte sind übereinstimmend, nicht aber die Zusammenhangskomponenten. Entgegen der üblichen Ansicht, kann also von Gemeinsamkeiten keine Rede sein.
Das Konzil änderte den Beurteilungsmaßstab für das Selbstverständnis der katholischen Kirche, indem es die Kirche nicht mehr als ein Ganzes betrachtete, sondern als aus Teilen bestehend. Der neue Beurteilungsmaßstab erfasst tatsächlich nicht mehr die Kirche als Ganzes, sondern Einzelnes, das in ihr vorkommt, und unter diesem Gesichtspunkt beurteilt es auch die anderen christlichen Religionen. Der „Vorteil“ für die ökumenische Absicht liegt auf der Hand, denn jetzt fallen die Eigenschaften a) bis d) bei diesem neuen Beurteilungsmaßstab für die christlichen Religion unter den Tisch, die deren Ablehnung bewirken würden.

Steht eine philosophische Lehre mit der Veränderung dieses Beurteilungsmaßstabes im Zusammenhang?

Jedenfalls hatte zur Zeit des Konzils die Philosophie von Martin Heidegger Hochkonjunktur, und Karl Rahner, einer der einflussreichsten Konzilstheologen, bezeichnete Heidegger einmal als seinen eigentlichen Lehrer. Zur Beantwortung der Frage scheint mir das Folgende von Bedeutung zu sein:
Heidegger weicht von der gesamten Philosophie von Platon bis Hegel insofern ab, als er, im Gegensatz zu der gesamten Tradition, nicht anstrebt, das Allgemeine, Überindividuelle und Überzeitliche darzustellen, sondern er macht im Gegenteil das Einzelne zum Gegenstand seiner Reflexion in seinem berühmten Werk „Sein und Zeit“ (1927) . Er betrachtet nämlich die von ihm sogenannten Existentialien im Dasein des Menschen in der Welt.
Die Abkehr vom Allgemeinen, von der katholischen Kirche als einer unteilbaren Ganzheit, und die Hinwendung zum Einzelnen in Form der Elemente-Ekklesiologie ist aber auch das Kennzeichnen des konziliaren Selbstverständnisses. Wie es scheint, stand Heidegger tatsächlich Pate bei dem Bruch, den das Konzil mit dem traditionellen Selbstverständnis der Kirche vollzog; jedenfalls gibt es hier die genannte Parallele.
Wenn es wieder einmal zu theologischen Gesprächen mit dem modernen Rom kommt, dann sollten m. M. die Vertreter der Priesterbruderschaft darauf insistieren, dass dieses und kein anderes Thema behandelt wird. Vielleicht scheuen aber die schlauen Römer dieses Thema wie der Teufel das Weihwasser.
Mir vsjem
"b) Stimmt folgende Tatsache: Kardinal Ratzinger sagt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22. September 2000, also kurz nach der Veröffentlichung von Dominus Jesus: "Das [est] schien eine Totaldeckung auszudrücken, bei der außerhalb der katholischen Gemeinschaft nichts von Kirche übrigbleibt. Das aber trifft nicht zu." Steht dies nicht im Widerspruch zur Aussage von Pius XII. in Mystici …Mehr
"b) Stimmt folgende Tatsache: Kardinal Ratzinger sagt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22. September 2000, also kurz nach der Veröffentlichung von Dominus Jesus: "Das [est] schien eine Totaldeckung auszudrücken, bei der außerhalb der katholischen Gemeinschaft nichts von Kirche übrigbleibt. Das aber trifft nicht zu." Steht dies nicht im Widerspruch zur Aussage von Pius XII. in Mystici Corporis und in Humani generis?"

Wenn jemand in Widerspruch mit der Glaubenslehre steht, wie nennt man diesen nach katholischem Verständnis?

Der Widerspruch ist das Kennzeichen der Konzilssekte. Dennoch hat die Piusbruderschaft mit ihrer Kurswende nicht aufgehört und viel zu viel aufgegeben, um die unselige Anerkennung zu erreichen.

Hierzu ein gezielter und interessanter Beitrag des o.g. Kommentators vom Jahre 2017:

"Herr Badde stellt u.a. an HH Pater Schmidberger die Frage: „Bisher – so hatte es den Anschein – forderten Sie immer die Umkehr Roms. Ist inzwischen aber nicht auch die Bruderschaft umgekehrt und was können Sie uns dazu sagen?“

Aber Pater Schmidberger antwortet nicht auf die Frage, ob sich die Bruderschaft inzwischen verändert hat. Ich versuche nun, die fällige Antwort zu geben:

Ja, Herr Badde, die Piusbruderschaft hat sich inzwischen verändert, und zwar in den folgenden entscheidenden Punkten.

1. Die Bruderschaft verzichtet darauf, die Neue Messe als mit dem katholischen Glauben unvereinbar zu behaupten, sondern stellt ihre Vorbehalte gegen sie nur noch als Ausdruck subjektiver Befindlichkeit dar, was sie z. B. in folgenden Formulierungen zum Ausdruck bringt: Wir sind der Überzeugung, dass die Neue Messe kein würdiger Ritus der Kirche ist, bzw. Wir können mit unserem Gewissen eine Zelebration derselben nicht vereinbaren.

Damit rückt sie von der Position von Erzbischof Lefebvre ab, denn dieser nannte die Neue Messe "Satans Meisterstück". Unter dem Titel „Die Luthermesse“ veröffentlichte die Piusbruderschaft im Jahre 1975 zwei Predigten des Erzbischofs, wobei die erste unter dem Titel steht „Von der Luthermesse zur neuen Messordnung.“ In dieser stellt er: „… eine befremdende Übereinstimmung der gegenwärtigen Messordnung mit der Reform Luthers“ fest und kommt zu dem Ergebnis:
„Es ist für die Katholiken psychologisch, pastoral und theologisch unmöglich, eine Liturgie, die für sie wahrhaft Ausdruck und Stütze ihres Glaubens bedeutet, zu verlassen, um neue, von Irrlehren ausgedachte Riten zu übernehmen, ohne dadurch ihren Glauben in allergrößte Gefahr zu bringen. Man kann nicht auf unbestimmte Zeit die Protestanten nachahmen, ohne nicht am Ende selber protestantisch zu werden.“

Wie gesagt, ist die Piusbruderschaft in den letzten Jahren von dieser Position abgerückt. Sie sagt schon seit langer Zeit nicht mehr „Es ist für die Katholiken […] unmöglich, eine Liturgie, die für sie wahrhaft Ausdruck und Stütze ihres Glaubens bedeutet, zu verlassen, um neue, von Irrlehren ausgedachte Riten zu übernehmen, ohne dadurch ihren Glauben in allergrößte Gefahr zu bringen“, sondern sie sagt nur noch: Wir sind der Überzeugung, …, Wir können es mit unserem Gewissen nicht vereinbaren…, wodurch sie den Kampf gegen die Neue Messe
auf der objektiven Ebene aufgegeben hat, und gegen sie nur noch mit ihren als subjektiv deklarierten Ansichten operiert.
Das moderne Rom kann dazu sagen: Nun gut, da ihr nicht mehr, wie früher, den Anspruch erhebt, dass die Neue Messe in sich schlecht ist, sondern euren Einwand als subjektive Befindlichkeit herabstuft, können wir das anerkennen, weil wir auf eure subjektive Befindlichkeit Rücksicht nehmen wollen; ihr seid eben Nostalgiker, denen wir diese Barmherzigkeit erweisen.

2: Für das moderne Rom war es ausschlaggebend, dass die Bruderschaft die wichtigsten und höchstrangigen Dokumente des Konzils anerkennt und das sind die sogenannten dogmatischen Konstitutionen, insbesondere die Kirchenkonstitution Lumen gentium, die die Grundlage für den pastoralkonziliaren Ökumenismus und die Religionsfreiheit des Konzils bildet..
Wenn ihr, so konnte das moderne Rom sagen, im Gegensatz zu euren früheren Vorbehalten gegen Lumen gentium, z. B. gegen die Kollegialität, die ihr in unseren theologischen Gesprächen vorgebracht habt, nun alle dogmatischen Konstitutionen des Konzils anerkennt, dann gestatten wir euch, Vorbehalte anzumelden bezüglich des Ökumenismus und der Religionsfreiheit. Denn diese Vorbehalte betreffen dann die pastorale Ebene (wie Erzbischof Pozzo bemerkte). Ihr, die Piusbruderschaft, habt ja die Grundlagen des Ökumenismus und der Religionsfreiheit mit der Anerkennung von Lumen gentium einschlussweise anerkannt. Zu diesen Grundlagen gehört insbesondere die Abkehr von dem durch alle christlichen Jahrhunderte bis zum Konzil erhobenen Absolutheitsanspruch der Kirche, den das Konzil mit der subsistit-in-Lehre aufgegeben hat, was für uns, als vom Konzil geprägten Rom, von ausschlaggebender Bedeutung ist.

Das moderne Rom kann also sagen: Die Piusbruderschaft hat bezüglich der Neuen Messe ihre ursprüngliche Position aufgegeben, mit der sie behauptet hatte, dass diese in sich schlecht ist. Sie behauptet nur noch, dass die Neue Messe nach ihrer subjektiven Überzeugung für sie nicht akzeptabel ist. Darin sehen wir den Ausdruck ihrer nostalgischen Mentalität, auf die wir großzügig Rücksicht nehmen.

Bezüglich des Konzils haben wir die Hauptsache durchgesetzt, nämlich die Anerkennung der dogmatischen Konstitutionen durch die Bruderschaft. Ihre Vorbehalte gegen den Ökumenismus und die Religionsfreiheit spielen nur auf der nachgeordneten, pastoralen Ebene eine Rolle, weshalb wir sie akzeptieren können.
Eugenia-Sarto
Und nun, Herr Pater Schmidberger?
Warum wollen Sie immer noch den Dialog mit Rom führen und evtl. von den Modernisten dort kirchlich anerkannt werden?
Denken Sie, Sie würden dort am Leben bleiben?
Eugenia-Sarto
Nein, schweigen soll er ja nicht. Aber nach Rom fahren und mit denen versuchen eine Zusammenarbeit zu erstreben, das fände ich sehr gefährlich.
Sascha2801
@Eugenia-Sarto „Wir ändern unsere Positionen nicht, aber wir haben die Intention, Rom zu bekehren, das heißt, Rom zu unseren Positionen zu führen" Bischof Tissier de Mallerais
Mir vsjem
Na und, was tut's, wenn wir von einer exkommunizierten "Kirche" (sprich "Sekte", wie z.B. die Zeugen Johovas) angegriffen werden, zu der die Piusbruderschaft lt. Aussage ihres Gründers ja nicht dazugehören will? Im übrigen verteidigt die heutige Führungsspitze selbst das Konzil, indem sie behauptet, sie selbst hätten in der Vergangenheit aus dem Konzil "Superhäresien" gemacht und man könne das …Mehr
Na und, was tut's, wenn wir von einer exkommunizierten "Kirche" (sprich "Sekte", wie z.B. die Zeugen Johovas) angegriffen werden, zu der die Piusbruderschaft lt. Aussage ihres Gründers ja nicht dazugehören will? Im übrigen verteidigt die heutige Führungsspitze selbst das Konzil, indem sie behauptet, sie selbst hätten in der Vergangenheit aus dem Konzil "Superhäresien" gemacht und man könne das Konzil zu 95 % doch annehmen.
Passt ja alles nicht mehr zusammen, Hochwürden!
Ischa
Allein der Piusbruderschaft wird es gelingen die Kirche zu erneuern. Sie macht ernst und redet nicht nur. Sie bringt Opfer für ihre Überzeugung. Alles, was sie unternimmt, ist zum Wohl der katholischen Kirche.
elisabethvonthüringen
Äh...ja... 😲 😀 🤗
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.

(Heinrich Heine, Wintermärchen)
RellümKath
@Moselanus
Prälat Imkamp von Maria Vesperbild hat in seinem Vortrag zu "wie heiß ist die Hölle" genau den Satz kritisiert "Diese Art Fragen sind auch zu undifferenziert". Denn genau an dem, was dieser Satz theologisch ausdrückt krankt die ganze katholische Kirche und hat im Leben zum Glaugensabfall geführt. Schauen Sie sich daher geanu diesen Vortrag an, damit sie verstehen, was ich damit meine! …Mehr
@Moselanus
Prälat Imkamp von Maria Vesperbild hat in seinem Vortrag zu "wie heiß ist die Hölle" genau den Satz kritisiert "Diese Art Fragen sind auch zu undifferenziert". Denn genau an dem, was dieser Satz theologisch ausdrückt krankt die ganze katholische Kirche und hat im Leben zum Glaugensabfall geführt. Schauen Sie sich daher geanu diesen Vortrag an, damit sie verstehen, was ich damit meine! www.youtube.com/watch
RellümKath
Im Video ca. 1: 30 min.