Wirtschaft

Papst hilflos gegen Seilschaften Vatikan steuert auf Finanzcrash zu

Seit seinem Amtsantritt versucht Papst Franziskus, die Klientelwirtschaft im Vatikan abzustellen.

Seit seinem Amtsantritt versucht Papst Franziskus, die Klientelwirtschaft im Vatikan abzustellen.

(Foto: REUTERS)

Der römische Kirchenstaat steht am Rand des Abgrunds. Ein Investigativreporter belegt, dass die Vatikanfinanzen noch desolater sind als angenommen: Die Spenden gehen dramatisch zurück, die Personalkosten steigen und alle Versuche des Papstes, die Klientelwirtschaft in den Griff zu bekommen, scheitern.

Der Vatikan steckt nach den Recherchen eines italienischen Investigativreporters in dramatischen Finanznöten. Die Zeitung "La Repubblica" veröffentlichte Auszüge aus dem neuen Buch des Autors Gianluigi Nuzzi, wonach es um den kleinsten Staat der Welt noch schlimmer bestellt ist als angenommen. "Der heilige Crash", titelte das Blatt. Eine Reaktion des Vatikans lag zunächst nicht vor.

Demnach beendete die Apsa, die Güterverwaltung des Heiligen Stuhls, 2018 erstmals ein Jahr im Minus. Die Personalausgaben des Vatikans stiegen unkontrolliert, während die Einnahmen zurückgingen, hieß es. So sei das weltweite Spendenaufkommen für den sogenannten Peterspfennig im vergangenen Jahr auf 51 Millionen gesunken. 2006 waren es noch 101 Millionen. Das gewaltige Immobilienvermögen des Vatikans werde schlecht genutzt: 800 von mehr als 4000 Objekten stünden leer. Der Rest werde zu 15 Prozent gratis und zu einem großen Teil unter Marktwert vermietet.

In dem Buch mit dem Titel "Giudizio Universale" ("Weltgericht") macht Nuzzi eine ungeregelte Klientelwirtschaft für das Finanzdesaster verantwortlich. Alle Versuche von Papst Franziskus, die Dinge zu ändern, würden vom Management beständig sabotiert. Franziskus bemüht sich seit seinem Amtsantritt 2013, Ordnung in die Vatikanfinanzen zu bringen. Nuzzi hat schon mehrere Enthüllungsbücher über den Vatikan geschrieben. 2015/2016 standen er und ein weiterer Journalist im Vatikan vor Gericht, sie wurden aber freigesprochen.

Anfang Oktober hatte die Suspendierung von fünf Mitarbeitern der Kurie Schlagzeilen gemacht. Laut Medienberichten ging es dabei um die Zweckentfremdung von Geldern des Peterspfennigs, unter anderem zum Kauf einer Immobilie in London. Weil ein vertrauliches Dokument mit den Namen der Suspendierten an die Öffentlichkeit gelangte, trat der vatikanische Polizeichef Domenico Giani am 14. Oktober zurück.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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