NIEDERSCHRIFT DER PREDIGT VON PFARRER MILCH 20. SONNTAG NACH PFINGSTEN 1980 "Das ist Rosenkranz, ein betrachtendes Gebet und darum in allererster Linie ein Einzelgebet, wie jedes Gebet in erster Linie …Mehr
NIEDERSCHRIFT DER PREDIGT VON PFARRER MILCH

20. SONNTAG NACH PFINGSTEN 1980


"Das ist Rosenkranz, ein betrachtendes Gebet und darum in allererster Linie ein Einzelgebet, wie jedes Gebet in erster Linie selbstverständlich das Gebet des einzelnen ist – zunächst einmal und logischerweise –, wenn es echt und wahr sein soll! Denn du denkst, du redest, du fühlst, du willst! Dein Leben kann Dir von keinem anderen abgenommen, von niemandem ersetzt und kann auch von niemandem letztlich miterlebt werden. Du bist es – du! Und darum ist es dein Gebet und dein Dich-Versenken, deine Stille, dein Raum, der dir gehört, auf den du eifersüchtig erpicht sein solltest, auf deinen Eigenraum, deiner Stille, wo niemand hereinzuschnuppern, hereinzuschauen, ja nicht einmal anzuklopfen hat!

Das ist selten geworden. Das ist eben der radikale, absolute Gegensatz zu dem, was sich im Totalitarismus ereignet. Denn da steht ganz groß drüber: WIR! Im absoluten Gegensatz dazu, im Christentum, steht ganz groß drüber: ICH! Jawohl ICH, dieses von Ihm geweckte dein ICH, dein Leben, Dein Sinn! Wenn das WIR am Anfang steht, ist das etwas sehr Unappetitliches, Unschamhaftes, Penetrantes! Persönlich werde ich, das wissen Sie, da ganz besonders allergisch, aber meines Erachtens mit Recht. Das ist keine absurde Sonderheit und kein Sondergeschmack von mir, sondern meiner tiefsten Überzeugung nach ein wesensgemäßer, angemessener Geschmack bzw. Abschaum."
Rückkehr-Ökumene
Wenn man die Verirrungen der Liturgischen Bewegung etwa ab den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts bedenkt, bei denen das Kollektiv eine immer größere Rolle spielte und dem Einzelnen nicht selten das private Gebet ausgetrieben werden sollte, dann versteht man besser, warum der Einzelne in der Predigt von Pfarrer Milch die zentrale Rolle spielte. Seine Position war nicht gegen die Gemeinschaft …Mehr
Wenn man die Verirrungen der Liturgischen Bewegung etwa ab den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts bedenkt, bei denen das Kollektiv eine immer größere Rolle spielte und dem Einzelnen nicht selten das private Gebet ausgetrieben werden sollte, dann versteht man besser, warum der Einzelne in der Predigt von Pfarrer Milch die zentrale Rolle spielte. Seine Position war nicht gegen die Gemeinschaft gerichtet, sondern er wollte sie auf der Grundlage des Primats des Einzelnen realisiert wissen. Deshalb gilt zuerst das (etwas verkürzte) Wort von Augustinus: "Gott und die Seele - sonst nichts"