Niederländische Ärzte dürfen "aufgeregte" Patienten vor Euthanasie ruhigstellen

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In den Niederlanden ist es Ärzten nun erlaubt, Patienten ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung vor der Euthanasie zu betäuben, wenn die Möglichkeit besteht, dass der Patient "unruhig" wird, während der Arzt sich anschickt, ihr Leben durch "Sterbehilfe" zu beenden. 

Die aktualisierte Richtlinie gilt für Patienten, die an Demenz oder einer ähnlichen Erkrankung leiden, wie die Catholic News Agency (CNA) berichtet.

Die überarbeiteten Bestimmungen besagen, dass es für Demenzpatienten "nicht notwendig ist, dass der Arzt mit dem Patienten den Zeitpunkt oder die Art und Weise der Euthanasie vereinbart".

Das geänderte Verfahren folgt einem Urteil des Obersten Gerichtshofs der Niederlande vom April 2020, wonach ein Arzt, der eine Patientin vor der Euthanasie ruhig gestellt hat, gegen keine Gesetze verstoßen hat.

Patientin betäubt und festgehalten

Dr. Marinou Arends war wegen Mordes verurteilt worden, nachdem sie 2016 eine Patientin mit fortgeschrittener Alzheimer-Krankheit "euthanasiert" hatte. Die Frau hatte zuvor angegeben, dass sie Sterbehilfe wünsche, wenn sie in ein Pflegeheim verlegt werde. Berichten zufolge antwortete die Frau wiederholt, dass sie jetzt nicht sterben wolle, als sie darauf angesprochen wurde.

Trotz des Sinneswandels der Patientin wurde sie getötet: Die Ärztin mischte heimlich ein Beruhigungsmittel in den Kaffee, um diese ruhig zu stellen. Trotz des Beruhigungsmittels versuchte die Patientin, von der tödlichen Injektion wegzuzukommen, und wurde daraufhin von ihrem Schwiegersohn niedergedrückt. Dann spritzte Arends ihre Patientin zu Tode.

Das Oberste Gericht der Niederlande hob die Verurteilung wegen Mordes auf und sprach Arends frei. Später sagte sie in einem Interview, sie würde wieder so handeln.

Mehr in Europa

Jacob Kohnstamm, Vorsitzender des niederländischen Euthanasie-Überprüfungskomitees, sagte, die Neuregelung sei notwendig geworden. Nun müssten Ärzte weniger Angst vor der Justiz haben, wenn sie Euthanasie an Menschen durchführten. 

Ethiker diskutieren nun, wann und wie die Möglichkeit, einem Patienten, der an Demenz bzw. Alzheimer leidet, der freie Wille zum Leben abgesprochen werden kann.

Aus katholischer Sicht ist die Euthanasierung von Menschen – statt einem Sterben in Würde dank guter palliativer Versorgung – keine Lösung. Auch Papst Franziskus hat sich wiederholt gegen jede Form dessen, was in Deutschland "Sterbehilfe" bezeichnet wird, ausgesprochen. 

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