M.RAPHAEL
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Das Geistige ist objektive Faktenrealität

Die wohl schädlichste Lüge, die mit dem Mentalismus der Neuzeit begonnen hat, ist die Vorstellung, dass es allgemein gültige, notwendige und objektive Erkenntnis als Voraussetzung für Wissenschaft nur in der physischen, quantifizierbaren und messbaren Außenwelt gibt. Alles andere wäre subjektive Meinung und damit veränderbar, bzw. nicht zwingend. Das ist wohl die Grundlage der Psychotherapie. Negative Überzeugungen kann man jederzeit durch positive ersetzen. Damit ist das eigentlich Menschliche, die Seele, relativiert. Sie wurde aus dem objektiven Reich des Seins in das subjektive Reich des Mentalen gedrängt. Als Folge ist es ihr unmöglich, objektive Forderungen zu stellen. Das Geistige und das Geistliche sind im Prinzip entmachtet. In den USA kann man im Hinterland, in dem die abendländische Kultur fast vollkommen vergessen ist, durchaus erfahren, was das bedeutet. Dann geht es nur noch um das Physische, um Profit, materiellen Erfolg und Macht. Eine Kanone ist immer in der Nähe.

Am Anfang der Neuzeit ist das ontologische Paradigma durch das mentalistische Paradigma ersetzt worden. Die Reformation verneinte entsprechend, dass die Schöpfungsordnung in Form des irdischen Lebens eine von Gott vorgegebene objektive geistliche Bedeutung hätte, wie es immer von der Heiligen Kirche gelehrt worden war. Damit war sie für das Heil irrelevant. Es zählten nur noch „sola fide“ und „sola gratia“. Der vom menschlichen Subjekt gesetzte Akt des Glaubens als Antwort auf einen kerygmatischen Akt der göttlichen Gnade hatte so mit dem irdischen Leben nichts mehr zu tun. Das bedeutete keine Freiheit des Glaubens, wie Kant es gerne gehabt hätte, sondern dessen Auflösung durch Unverbindlichkeit. Die rein subjektive Setzung machte den Glauben irrelevant. Das aber wollte man. Luther wollte eine Zisterzienser Nonne heiraten, der geile Specht.

Das ist der Punkt. Der Mensch ist erfindungsreich, um seine Ziele zu verwirklichen. Er deutet sich die Welt zusammen, wie sie ihm vorteilshaft erscheint. Nichts am mentalistischen Paradigma entspricht der Wahrheit. Nein, das Geistige und Geistliche sind objektiv ontologisch wahr. Das ist von der gesamten Menschheit eindeutig erkennbar. Es ist den Menschen vorgegeben. Es ist ein a priorisches synthetisches Wissen aller von Anfang an. Der Mensch kann es nur verdrängen oder verleugnen, so wie es die Selbstvergötzer eben tun.

Ein Beispiel von vielen: Anfang der Neunziger Jahre fuhr ich in einer New Yorker U-Bahn. Vor mir befanden sich zwei schwarz-amerikanische Mädchen um die 14 Jahre alt, die auf einmal zu rappen und sich schwingend zu bewegen begannen. Das war unglaublich. Es war eine Sinfonie integraler Musikalität von Sprache, Bewegung und Ausdruck. Das können Europäer nicht. Der Punkt, den ich machen möchte, ist, dass die ganze Menschheit diese Sinfonie genauso gesehen hätte wie ich. Die Auffassung und das Verständnis, z.B. bzgl. der Musikalität, der Aufmerksamkeit, der Vorurteile, etc., unterscheiden sich, aber nicht die rezeptierte Botschaft. Auch ein Japaner oder Chinese hätte genau das gesehen, was ich gesehen habe. Aber viele blockieren das dann einfach, weil es ihnen „subjektiv“ nicht passt.

Es gibt eine objektive Formensprache, die Realität der symbolischen Formen (Kassirer), die von allen Menschen auf der Welt immer schon verstanden ist. Wir alle sehen und erleben das Identische, das immer voller geistigen und geistlichen Bedeutungen ist. Hier ist Kabuki:

歌舞伎 KABUKI The Classic Theatre of Japan Produced by Koga Production

Wichtig, auch ein Waldschrat in Deutschland sieht genau das, was die Japaner sehen und das gilt nicht nur für die physikalischen Bewegungen oder Äußerungen der biologischen Kohlenstoffeinheiten, sondern er sieht die gesamte Kultur mit allen geistlichen Inhalten. Ob er es intellektuell versteht, es aufnehmen kann, ob er interessiert ist, ob er sich darauf einlassen kann oder will, das ist eine andere Frage?

Dasselbe gilt für den Herrn. Der Mensch kommt mit einem angeborenen Wissen auf die Welt, wer Er ist. Gerade weil die Chinesen den Herrn kennen, kämpfen sie mit aller Macht gegen Ihn und Seine Heilige Kirche. Der BerGOG ist da nur ein nützlicher Trottel für sie. Aber vor Gott und Seiner Armee haben sie Angst. Zu Recht. Kulturelle Differenzen sind Mangel an Erkenntnis und Einsicht. Im Westen wollen die meisten Menschen gerade nicht die Wahrheit. Sie blockieren und verdrängen sie. Aus Jesus wird so der Witz des historischen oder des Bultmann Jesus (Danke, Pater Manfred Hösl, S.J.). Dabei ist Jesus Jesus, Moses Moses, die Bibel die Bibel. Alles ist, wer, wie oder was es ist und wir alle wissen es!!! Erleuchtet durch den Heiligen Geist hat die katholische Kirche diese Wahrheit in ihrer Tradition aufgezeichnet und immer gelehrt. Sie verdrängt am wenigsten. Sie erkennt am meisten. Sie gibt der Wahrheit die größtmögliche Ehre.

Wenn die ganze Menschheit zur vollständigen Einsicht kommen wollte, würde sie am Ende in der katholischen Heiligen Opferliturgie aller Zeiten auf die Knie fallen und Ihn in der Heiligen Hochzeit für immer verherrlichen. Es gibt wirklich nichts Schöneres. Wir machen das schon lange. Da hat man eine gewisse Erfahrung.