
Gleichzeitig warnte Kardinal Marx vor Engführungen, die man aktuell in der Gesellschaft beobachten könne: „Religion, auch das Christentum, wird neu benutzt für politische und kulturelle Identität, die man sonst nicht gewährleisten kann. Es wird Sicherheit gesucht, indem man sich auf die religiöse Tradition beruft – wobei der Glaube selbst relativ unwichtig ist, er ist ein Instrument.“ Hinzu komme eine wachsende Fundamentalisierung, die man teilweise auch im Christentum beobachten könne: „Fundamental heißt: Wir brauchen keine Lehre von Gott, kein Denken, keine Aufklärung. Man muss dann eben glauben, fertig.“ Dann werde Kirche zu einer Institution, „die um sich selbst kreist und alles weiß, keine Fragen mehr braucht, keine Beratung, keine Wissenschaft“.
„Da setzen wir etwas anderes dagegen“, betonte der Erzbischof: „Wir beten und denken, denken und beten, ein denkendes Gebet und ein betendes Denken. Beten ist Aufklärung, nicht Verdunklung, nicht Verengung.“ Es solle den Menschen nicht „klein machen, sondern ihn frei machen zum eigenen Denken, dazu, die eigenen Erfahrungen zu reflektieren“.