Schneider: Der Vatikan blockierte Pius-Anerkennung mit unannehmbaren Bedingungen

Bischof Schneider hat sich, bevor er die Piusbruderschaft im Auftrag des Vatikans vor einigen Jahren visitierte, mit deren Argumenten befasst: „Mir ging damals auf, dass wir die Einwände von Erzbischof Lefebvre ernster nehmen müssen.“
Autorität, Druck, Kraft, Wille – aber keine Argumente
Schneider bemerkte, dass der Heilige Stuhl die Einwände von Erzbischof Lefebvre ablehnt, ohne seine ARGUMENTE ernst zu nehmen.
Die Vertreter des Heiligen Stuhls würden zur Piusbruderschaft einfach nur sagen: „Ihr irrt euch, unsere Einstellung ist die einzig richtige und sie steht für die Kontinuität mit der vorherigen Tradition der Kirche.“
Dieses Autoritätsargument ist für Schneider zu wenig. Man sei einfach mit der Willenskraft vorgegangen nach dem Motto: „Wir haben die Autorität und deshalb haben wir immer recht.“

Bei der Visitation der Piusbruderschaft gewann Schneider von dieser im Großen und Ganzen einen positiven Eindruck. Er besuchte das Generalatshaus in Menzingen (Schweiz), die Seminare in Flavigny (Frankreich), Winona (USA) und Zaitzkofen (Deutschland). Dort fand er „eine gute religiöse Observanz und Treue“ sowie Eifer im Gebet.
In den theologischen Diskussionen bemerkte Schneider eine gute Bildung, aber auch eine Haltung von Misstrauen gegenüber Rom sowie gegenüber jenen, die nicht zur Bruderschaft gehören. Diese Haltung kann er psychologisch nachvollziehen: „Seit vierzig Jahren hat die Bruderschaft keine offiziellen kanonischen Beziehungen mit Rom und mit den Ortsbischöfen.“
Vatikan verhinderte Regulierung mit unannehmbarer Einigungsformel
Schneider hofft auf eine Regulierung der Piusbruderschaft: „Sie befinden sich bereits in Gemeinschaft mit der Kirche, weil sie den gegenwärtigen Papst anerkennen, sie erwähnen ihn im Kanon, beten öffentlich für ihn und beten auch für den Ortsbischof.“
Darum betrachtet Schneider die Piusbruderschaft nicht als schismatisch. Sie habe von Franziskus die Erlaubnis erhalten, das Buß- und Ehesakrament zu spenden.
Zum letzten Versuch einer Regulierung im Jahr 2017 schreibt Schneider, dass die von Kardinal Müller vorgelegte Einigungsformel „nicht angenommen werden konnte“.
Und: „Jeder wusste, dass sie für die Piusbruderschaft nicht annehmbar war. Rom hätte sich pastoral sensibler und großzügiger zeigen müssen.“

Zu Erzbischof Lefebvre sagt Schneider, dass er damit begonnen habe – „mit einem Freimut, der an die großen Kirchenväter erinnerte“ - gegen die Zerstörung des katholischen Glaubens und der heiligen Messe zu protestieren.
Lefebvre habe realistisch und treffsicher das wahre Ausmaß der Kirchenkrise erfasst. Schneider ist beeindruckt von der "Klarsicht und dem prophetischen Charakter" folgender Feststellungen von Lefebvre aus einem Brief vom 24. Dezember 1978:
„Die Flut an Neuerungen in der Kirche, die von den Bischöfen hingenommen und ermutigt werden, eine Flut, die alles in ihrem Lauf verwüstet – den Glauben, die Moral, die kirchlichen Einrichtungen –, konnte die Existenz eines Hindernisses, eines Widerstandes nicht hinnehmen.
Wir standen vor der Wahl, uns mitreißen zu lassen von der verheerenden Strömung und zu der Katastrophe beizutragen oder Wind und Wellen Widerstand zu leisten, um unseren katholischen Glauben und das katholische Priestertum zu bewahren. Wir durften nicht zögern.
Die Trümmer der Kirche türmen sich auf: Atheismus, Unmoral, die Aufgabe von Kirchengebäuden, das Verschwinden der Berufungen zum Priester- und Ordensstand haben ein Ausmaß angenommen, dass die Bischöfe so langsam aufwachen.“