Fortpflanzung: Nachwuchs aus dem 3-D-Drucker
Einem kanadischen Forschungsteam ist es erstmals gelungen, Zellen des Hodens auszudrucken. Produzieren diese künftig auch noch Sperma, könnte dies Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch zugutekommen.
Text: Arndt Müller
Wenn Sie beim Lesen der folgenden Zeilen an Franken- steins Monster denken sollten – es würde Ihnen nie- mand verübeln. Denn in der Tat …Mehr
Fortpflanzung: Nachwuchs aus dem 3-D-Drucker
Einem kanadischen Forschungsteam ist es erstmals gelungen, Zellen des Hodens auszudrucken. Produzieren diese künftig auch noch Sperma, könnte dies Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch zugutekommen.
Text: Arndt Müller

Wenn Sie beim Lesen der folgenden Zeilen an Franken- steins Monster denken sollten – es würde Ihnen nie- mand verübeln. Denn in der Tat mutet es etwas mons- trös an, was einem wissenschaftlichen Team an der kanadischen University of British Columbia gelungen ist. Erstmals wurden dort nämlich Testikelzellen, also solche, die normalerweise im Hoden vorkommen, mit- tels 3-D-Drucker in einer Petrischale ausgedruckt. Und als ob das noch nicht ungewöhnlich genug wäre: Nach einiger Zeit konnten in den Zellen sogar Vorstufen von Spermien entdeckt werden.

15 Prozent unfruchtbar

Was sich für viele gruselig anhören mag, könnte ande- ren neue Hoffnung schenken. Denn viele Paare sind un- gewollt kinderlos, Schätzungen zufolge sollen es rund 15 Prozent der Paare sein, deren Kinderwunsch in Öster- reich unerfüllt bleibt. Sind beispielsweise im Hoden kaum oder gar keine Spermien zu finden, nennt man das Nichtobstruktive Azoospermie, kurz NOA. Und ge- nau in solchen, bislang meistens unbehandelbaren Fällen könnte der neue Testikel-Druck helfen.

Wie genau sind die Wissenschaftler vorgegangen?

Zunächst haben sie einem NOA-Patienten Stammzel- len entnommen, also Zellen, die noch nicht ihr end- gültiges Zellstadium erreicht haben. Diese wurden zunächst vermehrt und dann mittels speziellem 3-D- Drucker so auf ein Biomaterial aufgedruckt, dass die entstehende Struktur genauso röhrenförmig aufge- baut ist wie die entsprechenden Zellverbünde im Hoden. Dort konnten die frisch gedruckten Zellen dann einfach wachsen. Nach knapp zwei Wochen hat- ten die gedruckten Zellen nicht nur überlebt, sondern sich sogar weiterentwickelt – wie es auch Stammzel- len tun, die sich in ihrer angestammten Umgebung befinden. Ein Teil davon hatte sich zu genau jenen Zellformen entwickelt, die auch für die Spermienpro- duktion verantwortlich sind.

Spermienproduktion anregen

Derzeit sind die Forscher damit beschäftigt, die ge- druckten Zellen zu „coachen“, wie sie es selbst in einem TV-Beitrag nennen. Dazu fügen sie dem Zellge- misch Nährstoffe hinzu. Je „wohler“ sich die Zellen fühlen, desto eher produzieren sie irgendwann wirk- lich Sperma, so die Idee hinter dem Coaching. Ist das Verfahren erst ausgereift, müssten NOA-Patienten in Zukunft nur Stammzellen entnommen sowie deren Spermienproduktion angeregt werden, und schon hätte man Sperma, mit dem künstliche Befruchtung möglich ist. Wie bei der herkömmlichen Fortpflan- zung auch wäre das Sperma und die darin enthalte- nen Erbanlagen absolut individuell. Oder anders gesagt: Männer könnten Kinder zeugen, auch wenn sie selbst keine Spermien produzieren können.
wienerstaedtische.at

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