Nicky41
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Seht das Holz des Kreuzes ! Von den vier Hölzern des Kreuzes Christi

Im 13. Jahrhundert machte sich der gelehrte Bischof Jacobus de Voragine daran, zu den verschiedenen Fest- und Gedenktagen des Jahres die Geschichten aufzuschreiben und zusammenzustellen, die erzählt wurden oder schriftlich überliefert waren.
Er gab seinem Werk den Namen „Legenda aurea“. Er verstand es als Pflichtlektüre für einen Christen, die Gold (aurum) wert ist. Zum Fest der Kreuzauffindung schildert er ausführlich, wie Kaiserin Helena bei ihrer Pilgerfahrt ins Heilige Land auf dem Berg Golgotha das Kreuz Christi aufgefunden hat. Bei seinem Bericht greift er uralte Überlieferungen auf, die davon sprechen, dass das Kreuz, an dem Jesus gestorben ist, aus vier verschiedenen Hölzern bestanden habe.

Jeder Teil des Kreuzes sei von einem anderen Holz gewesen: Das aufrechte Holz habe aus einer Zeder bestanden, das Querholz aus Zypresse, die Tafel zu seinen Häupten aus dem Holz der Palme und das Querholz, auf dem die Füße standen, aus dem Holz des Ölbaums.
Das Mittelalter, das die Sprache der Symbole verstand, wusste die vier Hölzer zu deuten.
Gregor von Tours, dem wir einen großartigen Kreuzeshymnus verdanken, sieht darin das Wort des heiligen Paulus an die Epheser verwirklicht: „Ihr sollt dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen.“

Augustinus hat dies bereits so gesehen: „Es ist das Kreuz Christi, die Breite ist das Querholz, daran seine Arme ausgebreitet waren. Die Länge reicht von der Erde bis zum Querholz. Daran hing sein Haupt. Die Tiefe aber ist unter der Erde, da das Kreuz eingegraben war.“

Aber jedes der vier Hölzer hat seine eigene Bedeutung. Das Holz des Ölbaums ist als Holz des Leidens verstanden worden. Im apokryphen Evangelium des Nikodemus wird erzählt, dass Seth, der Sohn Adams, an die Pforte des Paradieses gekommen sei. Dort habe er für seinen kranken Vater Öl vom Baum des Mitleidens erbeten. Mit dem Öl wollte er den Vater salben, damit er wieder gesund würde. Der Erzengel Michael habe es ihm verwehrt, aber ihm einen Zweig aus dem Paradies geschenkt, damit er ihn auf dem Libanon pflanze. Adam ist daraufhin gestorben, aber spätere Generationen haben vom Ölbaum Heilung und Linderung ihrer Schmerzen erfahren dürfen.
Darüber hinaus gilt der Ölbaum als Baum des Friedens.
Als Noah die Sintflut überlebt hatte, war es eine Taube, die ihm mit einem Ölzweig im Schnabel anzeigte, dass er die Arche verlassen konnte und er und die Seinen gerettet waren.

Jacobus de Voragine weiß aber noch eine weitere Geschichte. Sie hängt mit der Zeder zusammen. Wieder war es Seth, der Sohn Adams, der zur Pforte des Paradieses kam, um dem Engel zu klagen, dass sein Vater schwer krank sei. Der Engel habe ihm daraufhin ein Zweiglein von dem Holz gegeben, von dessen Baum Adam und Eva gegessen hatten. Dabei habe er gesagt: „Wann dieser Zweig Frucht bringt, soll dein Vater gesund werden.“ Als Seth nach Hause kam, war Adam bereits gestorben. Er pflanzte den Zweig auf dem Grab Adams. Er wurde zu einem stattlichen Baum.
König Salomo ließ ihn fällen, um ihn beim Bau eines Sommerhauses zu verwenden, aber die Bauleute konnten das Holz nicht brauchen. Schließlich diente es als Steg. Die Königin von Saba weigerte sich, über diesen Steg zu gehen, denn mit diesem Holz verbinde sich großes Leid für das jüdische Volk. König Salomo ließ daraufhin das Holz vergraben. Später entstand hier der Teich Schiloach, durch den viele Kranke Heilung fanden. Eines Tages sei das Holz an die Oberfläche gelangt. Man habe es entfernt und dann bei der Kreuzigung Jesu als Längsbalken gebraucht.
Das Zedernholz war, wie das Alte Testament berichtet, das bevorzugte Baumaterial für den Tempel in Jerusalem. Es war würdig, das Allerheiligste zu bergen. Am Kreuz sollte es würdig sein, den Erlöser der Welt zu tragen und vom Blut des Heilandes durchtränkt zu werden.

Die Zypresse gilt als Baum der Trauer und des Todes. Auf Friedhöfen und in Grabanlagen wurden seit jeher Zypressen bevorzugt. Als Noah die Arche bauen sollte, in der er mit den Seinen und all den Tieren gerettet werden würde, heißt es im Buch Genesis: „Mach dir eine Arche aus Zypressenholz!“ Noah folgte den Anweisungen Gottes und wurde auf diese Weise zusammen mit seiner Familie aus der Sintflut gerettet. Die Zypresse wird so zum Zeichen der Rettung und des Erbarmens Gottes mit dem Menschen. Auch dieser Baum wird zu den Paradiesesbäumen gezählt, die Leben und Ewigkeit in gleicher Weise versinnbilden.

Dass lässt sich auch vom vierten Holz sagen, vom Holz des Palmbaumes. Palmbäume gedeihen am Wasser und deuten auf Fruchtbarkeit hin. Ihre Zweige künden den Sieg und friedlichen Wettstreit. Am Palmsonntag jubeln die Leute von Jerusalem Jesus mit Palmzweigen in den Händen zu. Sie bekennen sich zu Jesus als dem Messias, als dem König von Israel. Auf einem Stück Holz vom Palmbaum lässt der römische Landpfleger Pontius Pilatus in drei Sprachen den Grund für den Tod Jesu am Kreuz anschreiben. In Hebräisch, in Griechisch und in Latein stand zu lesen: „Jesus von Nazareth, König der Juden.“

Die vier Hölzer des Kreuzes, von denen Jacobus de Voragine in seiner „Legenda aurea“ schreibt, sind als Zeichen zu verstehen für das Erbarmen Gottes, das sich in Jesus offenbart, sein Mitleiden mit dem sündigen Menschen, seine Heiligkeit und schließlich für seinen Sieg.
Unseren Vorfahren waren die Zusammenhänge von Adam und Christus, vom Baum des Paradieses und vom Baum des Kreuzes, von Schuld und Erlösung, von Sünde und Vergebung noch sehr bewusst. Man muss sich wie eine Kaiserin Helena aufmachen, um das Kreuz wieder zu entdecken und damit die Heilkraft, die von ihm ausgeht.

aus „Das Kreuz – Zeichen Christi“
Bild Von Mihály von Munkácsy - Munkácsy Foundation Info Pic, Gemeinfrei, commons.wikimedia.org/wiki/File:Munkácsy_G…
Nicky41
Jeder,der ein Kreuz trägt, jeder, der ein Kreuz schlägt, bekennt sich zu Christus, dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Es bewahrheitet sich das Wort: "Stat crux, dum volvitur orbis." Das Kreuz es steht, auch wenn die Erde erbebt.
alfredus
.. Das Kreuz Christi .. ! Meistens nicht mehr geachtet, oft schon verachtet und sogar abgelegt. Neue Formen, wie beim Gotteslob, verdrängen die klare Form des Kreuzes und wenn möglich ohne den Korpus Christ, weil das den Christen nicht mehr zugemutet werden kann. Selbst die Bilder der Kreuzigung, werden durch nichtssagende Darstellungen ersetzt und es gibt neue Kirchbauten in denen der " Kreuzweg …Mehr
.. Das Kreuz Christi .. ! Meistens nicht mehr geachtet, oft schon verachtet und sogar abgelegt. Neue Formen, wie beim Gotteslob, verdrängen die klare Form des Kreuzes und wenn möglich ohne den Korpus Christ, weil das den Christen nicht mehr zugemutet werden kann. Selbst die Bilder der Kreuzigung, werden durch nichtssagende Darstellungen ersetzt und es gibt neue Kirchbauten in denen der " Kreuzweg " einfach fehlt. Der Zeitgeist wendet sich gegen das Kreuz, denn das Spaß haben, selbst in der Hl.Messe, ist gefragt. 👍 👏 😀
Eremitin
Das Kreuz ist mein Buch, sagte der Hl. Bruder Konrad von Altötting
Nicky41
Das Kreuz - Zeichen Christi , eine fantastische Lektüre.