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ENGEL: MÄRCHEN ODER WIRKLICHKEIT? Predigt von Kaplan A. Betschart zum Schutzengelfest

Zu Beginn wollen wir uns mit jenem Erlebnis vertraut machen, das der hl. Jeanne d'Arc am Anfang ihrer Berufung widerfuhr. Eines Sommermittages, als sie erst dreizehn Jahre alt war, vernahm sie im Garten ihres elterlichen Hauses eine hellklingende Stimme, die begleitet war von einem strahlenden Lichtglanz, heller als die Sonne. Allmählich konnte Johanna die Gestalt eines überirdischen Wesens erkennen, das, wie sie später sagte, “von vielen Engeln aus dem Himmel begleitet war”. Sie erschrak bei dieser machtvollen Begegnung mit der himmlischen Gestalt, die sich ihr als Fürst der himmlischen Heerscharen offenbarte, als jener gewaltige Erzengel Michael, der den Satan besiegt hatte und der nach dem Buche des Propheten Daniel am Ende der Zeit, in der grössten Bedrängnis, seinem Volke mit Macht zu Hilfe kommen werde. Michael verhieß der zitternden Johanna die Erscheinung der hl. Katharina und der hl. Margaretha. Die bebende Furcht der Johanna verwandelte sich bei seinem Verweilen in jubelnde Freude, so dass sie den Boden küsste, auf dem der Fürst der Engel gestanden war. Sie sagte einmal über diese Begegnung: “Als sie von mir weggingen, habe ich geweint, und es wäre mir lieb gewesen, wenn sie mich mitgenommen hätten.”

Dasein und Wesen der Engel

Die Engel sind ein Geschenk Gottes für uns Menschen. Selbstverständlich sind sie viel mehr als das; aber sie sind ein so herrliches Geschenk, dass man sich betroffen fragt, warum manche Theologen über sie schweigen oder zur bloßen Symbol- und Märchenfigur herunterlügen. Man kann es nicht anders als lügen bezeichnen. Denn sowohl die Hl. Schrift als auch die Kirche bezeugen klar und eindeutig die Existenz der Engel. So lehrt die Kirche als verbindliche Glaubenswahrheit, dass Gott am Anfang der Zeit die Engelwelt aus nichts erschaffen hat.

Was ist ein Engel?

Wenn wir einen einfachen Christen nach dem Himmel fragen würden, gäbe er vielleicht zur Antwort: “Der Himmel ist dort, wo die Engel sind.” Engel und Himmel gehören denn auch in unserer christlichen Vorstellungswelt einfach zusammen. Christus Selber sagt, dass wir nach der Auferstehung “wie die Engel Gottes im Himmel” sein werden (vgl. Mt 22,30). Deshalb ist die Antwort des einfachen Gläubigen richtig, wenn auch nicht erschöpfend.
Wenn wir versuchen, das Wesen des Engels ein wenig besser zu erfassen, müssen wir leider zuerst einmal die Feststellung machen, dass sein Bild im Gefühl und in der Vorstellung vieler Christen oft sehr stark entstellt ist. Der Engel ist degradiert worden zu einer weichlichen und sentimentalen Gestalt, woran eine gewisse fragwürdige Kunst und Andachtsindustrie einen Teil der Schuld trägt. Diese Vorstellung muss korrigiert werden. Wir wissen, dass die Engel die frühesten Geschöpfe Gottes sind. Ihr einziger Lebensinhalt ist Gott. Ihr Lebenssinn besteht im Mitvollziehen des göttlichen Lebens durch Liebe, Gehorsam, Anbetung, Lob und Preis der heiligsten Dreifaltigkeit.
Wenn wir einmal versuchen, unsere eigenen guten, geistigen Erfahrungen zusammenzufassen wie etwa Friede, Freude, Reinheit, Liebe, Mut, Tapferkeit und Kühnheit, dann erahnen wir schattenhaft, was dem Engel gleichen könnte. Beim Engel sind diese Eigenschaften in vollkommener Weise vorhanden. Diese ungeheure Lebenskraft und Lebensfülle des Engels kommt auch daher, dass er sich mit seinem ganzen Wesen für Gott entschieden hat, und zwar unwiderruflich. Deshalb ist der Engel auch nie zwiespältig, halb oder geteilt.

Die Engel in der Heiligen Schrift

Wollen wir aber mehr über das Wesen der Engel erfahren, dann müssen wir die Hl. Schrift befragen. Wenn im Alten Testament ein Engel erscheint, dann geschieht Heiliges und Herrliches, aber zugleich auch Furchtbares und Schreckensvolles. Der Engel ist immer Bote Gottes in dem ungeheuren Sinn, dass er irgendwie den Sendenden, also Gott Selber, bringt.
Es ließen sich viele Beispiele aus dem Alten Testament erzählen, wie etwa die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies, das nach ihrem Sündenfall von einem Cherub mit flammendem Schwert bewacht wird. Oder der geheimnisvolle Kampf Jakobs mit einem Engel in der Morgenfrühe, oder die Berufungsvision des Propheten Isaias, bei der Seraphinen das dreimal HEILIG des gewaltigen GOTTES, DES HERRN DER HEERSCHAREN, riefen, so dass der Tempel erbebte.
Diesen Eindruck des Gewaltigen bringt der Eingangsvers der Hl. Messe zu Ehren der heiligen Engel kraftvoll zum Ausdruck:

“Preiset den Herrn ihr alle Seine Engel; ihr Gewaltigen, die ihr Seinen Willen vollzieht, sobald ihr vernehmt Sein gebietendes Wort” (Ps 102,20).

Diese wenigen Beispiele aus dem Alten Testament zeigen die Grösse und Mächtigkeit der Engel.

Im Neuen Testament mildert sich diese Furchtbarkeit und Wildheit des Engelwesens. Aber selbst hier haftet den Engeln etwas Schreckensvolles und Mächtiges an. Wenn der Erzengel Gabriel an der Seite des Räucheraltares dem Zacharias erscheint oder bei der allerseligsten Jungfrau Maria eintritt, wenn ein Engel vor den Hirten auf dem Felde steht, so dass “die Herrlichkeit des Herrn sie umstrahlt” (Lk 2,9), oder wenn ein Engel am Ostermorgen mit flammendem Angesicht den Stein vom Grabe wegwälzt und den Frauen erscheint, dann lautet sein erstes Wort immer: “Fürchtet euch nicht!”
Ganz ins Übermächtige steigert sich die Erscheinung der Engel in der Geheimen Offenbarung des hl. Apostel Johannes. Vor das versiegelte Buch tritt ein gewaltiger Engel und verkündet mit mächtiger Stimme das Schicksal der Welt. Vier andere Engel stehen an den Enden der Erde und bändigen die Stürme. Sieben stehen vor Gott mit goldenen Posaunen, deren Stoß unendliche Schrecken auf die gottferne Welt bringt. Einer tritt mit goldenem Rauchgefäß vor den Altar und schleudert es auf die Erde. Und jener gewaltige Engel, der vom Himmel herabkommt, umkleidet mit einer Wolke, den Regenbogen über seinem Haupt, sein Antlitz wie die Sonne, seine Füsse wie Feuersäulen, der den rechten Fuß auf das Meer, den linken auf das Land setzt und mit gewaltiger Stimme ruft, so wie ein Löwe brüllt (vgl. Off 10,1-3): Alle diese Engel sind nicht rührende und niedliche Wesen, sondern sie übersteigen dermaßen alles Menschliche, dass sie uns, wenn sie unseren Lebensbereich betreten, durch die Macht ihres Wesens gefährden.
Sie sind Mächte und Gewalten, aber auch Wesen ergriffenen Schauens, Anbeter in tiefster, ehrfürchtiger Sammlung. Die Grenzen des Raumes und der Zeit gibt es für sie nicht. Sie durchmessen den gesamten Weltenbereich. Daher wurden ihnen in der Hl. Schrift als Symbol die Flügel gegeben.

Des Engels schützende Gegenwart

Die Engel stehen aber auch allezeit vor dem Throne Gottes und sind so immer anwesend. Das dürfen wir nie vergessen. Und an besonders auserwählten Stellen verdichtet sich die Gegenwart der Engel zu unmittelbarer Greifbarkeit: so z. B. in den Wehrlosen und ganz besonders in den Kindern. Hinter den Kindern steht nach dem Worte Christi Gott Selber, in der Gestalt des schützenden Engels:

“Sehet zu, dass ihr keines von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel schauen im Himmel immerfort das Angesicht Meines Vaters, der im Himmel ist” (Mt 18,20).

Wenn wir diesen Kleinen und all jenen, die vor Gott klein sind wie Kinder, zum Ärgernis werden durch unsere Sünde, tasten wir etwas an, was unmittelbar das Geheimnis der göttlichen Gegenwart in diesen Menschen verletzt. Hier wird die heilige Würde des Kindes und des kindlichen Menschen hell sichtbar.
Der Engel ist aber ganz besonders dort gegenwärtig, wo das Leben zart und heilig ist, das es deshalb zu schützen gilt. Auch aus diesem Grunde ist es etwas Entsetzliches, das Leben der Wehrlosesten, der ungeborenen Kinder, zu morden.
Aber noch viel schlimmer ist es, durch Verführung zur Sünde das göttliche Leben in der Seele eines Kindes zu morden. Für alle jene, welche die Verantwortung tragen für die Brutalisierung und die Sexualisierung des öffentlichen und privaten Lebens, - wie auch für die Zerstörung des Glaubens -, was alles die Kinderseelen vergiftet und sie ihres höchsten Gutes beraubt: für diese alle wäre es besser, mit einem Mühlstein um den Hals gehängt, in der Tiefe des Meeres versenkt zu werden. So schwer verurteilt Christus das Ärgernis der Sünde den Kleinen gegenüber (vgl. Mt 18,6). Und wörtlich sagt Er:

“Es ist nicht der Wille des Vaters, dass eines von diesen Kleinen verlorengehe” (Mt 18,4).

Verehrung der heiligen Engel

Aus all dem Gesagten ergibt sich, dass es ein unersetzlicher Verlust wäre, die heiligen Engel nicht mehr zu verehren. Vielleicht gehört es zu einer der dringendsten Aufgaben der Christenheit, die Engel vom Himmel herabzuflehen und uns mit ihnen wieder zu verbünden. Denn wer Seite an Seite mit seinem Engel geht, wird als Christ das von ihm Geforderte tun können, dessen die Welt und die Kirche heute in ihrer so grossen Not dringend bedürfen. Wir müssten täglich jenes machtvolle Gebet zum hl. Erzengel Michael beten, das Papst Leo XIII. nach jeder stillen Hl. Messe zu beten vorgeschrieben hatte, damit dieser mächtige Fürst der Engel uns und der Kirche in einem auf Leben und Tod gehenden Glaubenskampf beistehe. Wer dem Ansturm Satans ausgesetzt ist, braucht die Engel lebensnotwendig, welche die kämpfenden Gegenspieler des Fürsten dieser Welt sind. Selbst ein Protestant, Prof. Walter Nigg, sagte beschwörend:

“Der neuzeitliche Christ muss sich ... wieder die Augen öffnen lassen für die Engelwirklichkeit, er muss wieder lernen, an seinen Engel zu glauben, und es muss zu einer neuen Wiederkehr des Engels kommen.”

Für uns Menschen wird es äusserst verhängnisvoll, wenn sich die Engel von uns zurückziehen und wir es allein mit den teuflischen Mächten zu tun haben. Denn nicht nur im Leben der Kirche, sondern auch in unserem persönlichen Leben ist die Bedeutung der Engel überaus gross. Der Engel gleicht einem Spiegel für uns. Da er allezeit vor Gottes Antlitz steht, sieht er immer unser Tun und Lassen, auch das heimlichste und verborgenste. Dadurch wird er zum immer gegenwärtigen Zeugen. Er wirft das Licht, das ausgeht vom Throne Gottes, dieses schreckliche und zugleich befreiende Licht der Wahrheit, in unser Leben.
Müssten wir nicht oftmals hier den Grund unseres Versagens, den Anfang jenes Risses, der unser Leben teilt, suchen: dass wir uns vor unserem Engel verbergen möchten und doch immer des Engels Blick auf uns fühlen und unsere Seele getroffen wissen von diesem Lichte? Wenn wir durch die Sünde uneins sind mit unserem Engel, dann zerfällt unsere Kraft, und unsere Werke werden uns unter den Händen zerbröckeln. Wir müssen das Herz haben, unseren Engel anzublicken und unser Leben Stunde um Stunde von ihm bezeugt zu wissen. Dann wird unser heiliger Engel in einem langen Leben voller Mühe, Arbeit und Leid, aber auch in den Stunden der Freude und des Glückes, zum vertrauten Begleiter, ein Gefährte und Freund der Seele, um das Heilige in ihr zu hüten.

Engel Gottes, mein Beschützer:
Des höchsten Vatergüte hat
Dir mich anvertraut!
Erleuchte, beschütze, leite
Und führe mich!

ANHANG:

Vielleicht kennen Sie das Zitat aus Shakespeares Drama “Hamlet”: “Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen unsere Schulweisheit keine Ahnung hat.” So ist es mit den heiligen Engeln, die sich - besonders bei den Heiligen - manchmal im diesseitigen Leben sehr deutlich bemerkbar machen, wovon unsere armselige Schulweisheit keine Ahnung hat.
Eine kleine Kostprobe davon gibt uns das Leben von Frau Mechthild Thaller-Schönwerth, die am 30. November 1919 gestorben ist. Es handelt sich um eine mystisch begnadete Frau aus Bayern, die noch keine kanonisierte Heilige ist, die aber mit Recht in einer neu erschienenen Biographie “Die Vertraute der Engel” genannt wird.
Schon in ihrem vierten Lebensjahr sah die am 30. März 1868 geborene Mechthild oft ihren Schutzengel. Seit ihrem fünften Lebensjahr wurde die schon früh nach Vollkommenheit Strebende noch zusätzlich von einem Erzengel betreut. Aber auch außerordentliche Mittel stellte ihr Gottes Allmacht zur Verfügung, z. B. die Gabe der Bilokation. Während ihr Körper z. B. im Bett ruhte, holte sie der Schutzengel ab, warf ihr einen grauen Mantel über, und dann trat sie ihre Wanderung an. “So pflegte sie in langen Nachtwachen während des Ersten Weltkrieges in Lazaretten Verwundete an der Westfront, die sie nach ihrer Heimkehr wieder als ihre einstige Pflegerin erkannten.” - Aus ihren Schriften geht ganz besonders deutlich hervor, wie vertraut Frau Thaller mit den ihr zugeteilten heiligen Engeln war und wie gross sie von den Engeln dachte. So schrieb sie u. a.: “Wir wissen, die Engel sind selige Geister, selig in der ewigen Anschauung und Erkenntnis der ewigen Liebe Gottes ... Die Seligkeit der Engel kann nicht erhöht werden, denn sie ist vollkommen; aber ihre Freude kann vermehrt werden. So oft z. B. ein Schutzengel eine Seele aus dem Fegfeuer in den Himmel führt, erhöht sich seine Freude, d. h. er freut sich ungemein darüber, dass nun im Himmel eine neue Seele Gott ohne Unterlass lobt und preist und der göttlichen Liebe würdig ist. Es ist eine unsagbar grosse Freude für die Engel, wenn sie die Sicherheit haben, dass die Früchte der Erlösung und das kostbare Blut Jesu Christi an ihren Pflegebefohlenen nicht mehr verloren gehen können.”
Frau Thaller sah ihren Schutzengel und den ihr zugeteilten Erzengel neben sich und bat sie, über sie Wache zu halten und die Engel der Finsternis zu vertreiben. Sie sah auch die Engel mancher Mitmenschen, vor allem die ihres Seelenführers und seiner priesterlichen Freunde. Ebenso erhielt sie Kenntnis über die Art, wie sich die Schutzengel um die ihnen anvertrauten Menschen kümmern und sorgen. “Die Zahl der Schutzengel ist so unendlich gross, dass kein Engel, welcher seinen Schützling in die himmlische Seligkeit begleitet hat, noch einmal bei einem der nachfolgenden Menschengeschlechter Dienst tut. Der Schutzengel, der dem Menschen auf Erden beigestanden ist, bleibt auch im Himmel neben ihm. Durch das Eingehen ihrer Schützlinge in die himmlischen Freuden wird auch die Freude der Schutzengel ins Unendliche gesteigert. Die Schutzengel jener Unglücklichen aber, die die Herrlichkeit Gottes nicht schauen werden, sind den anderen nicht nachgesetzt. Der gerechte Gott erhöht ihre Freude wie die der anderen Engel, und sie werden speziell der Dienerschaft der Königin der Engel zugeteilt und lobpreisen mit unbeschreiblicher Freude die Gerechtigkeit Gottes ... Es ist nichts lieblicher als ein Schutzengel, nichts gnadenreicher als die Güte Gottes, die unsere Seelen so sehr liebt, dass sie durch einen Engel beschützt, ermahnt und sogar bedient werden sollen. O du mein treuester Freund, geliebtester Bruder, heiliger Schutzengel, ich grüsse dich tausendmal im Namen Jesu und danke Gott, dass er dich so schön, so gut und so mächtig erschaffen hat.”
Ihre Engel erschienen Frau Thaller - wie sie einem ihrer geistlichen Kinder berichtete und auch in ihrem Tagebuch niederschrieb - in verschiedenen Gewändern. Kam der Engel in hellgrünem Gewand, so bedeutete dies, dass ihr nun kleinere Leiden und Widerwärtigkeiten bevorstanden; kam der Engel aber in dunkelgrünem Gewand, so kamen grosse Leiden und Kreuze; kam er in priesterlichen Gewändern, z. B. in Albe und gekreuzter Stola, so hatte er ihr grosse Gnade zu verkünden. Abends kam er sehr oft in braunem Pilgergewand mit dem Pilgerstab; das war das Zeichen, dass er sie zu einem Liebeswerk abholte.”
Was die Engel für Frau Mechthild Thaller persönlich bedeuteten, schildert sie in ihrem Tagebuch am 3. Januar 1907 so: “Ich nahm heute meine Zuflucht zu den Engeln und bat sie, in ihrer Glorie meiner Leiden zu gedenken. Da sah ich meinen Engel vor mir in wunderbarer Herrlichkeit. Er neigte sich über das Bett und sprach zu mir: 'Du bist ja nicht allein. Siehe, ich wache Tag und Nacht bei dir, zähle deine Seufzer, trockne deine Tränen und bringe deine Gebete vor den Herrn. Und auch mein Bruder, der Gabrielsgefährte (der Erzengel, der dir zugeteilt ist), ist wieder bei dir und bringt dir Stärke, die du nötig hast, um die viele Bitterkeit ertragen zu können, die dich überfallen wird!' Da sah ich auch den Gabrielsgefährten neben meinem Schutzengel. Er hatte eine grüne Stola, und in seinem Diadem glänzten grüne Steine. Mein Schutzengel hat noch immer ein dunkelgrünes Gewand. Es überfiel mich grosse Traurigkeit, als ich dies sah; mein Engel aber tröstete mich und sagte: 'Du wünschest Jesus zu lieben - nur durch Leiden kommst du dazu, Gott von ganzem Herzen zu lieben. Fasse also Mut!'”
Einmal sah Frau Thaller ihre Engel in strahlender Schönheit. Da sagte sie zu ihnen: “O wie schön seid ihr! Und doch müßt ihr noch tausendmal schöner sein als ich euch erblicke. Wenn ich den ganzen Glanz eurer Herrlichkeit vor mir sehen würde, müsste ich ja vergehen.” Einer der geschauten Engel aber antwortete ihr: “Ja, es ist wahr, wir sind schön. Doch noch viel schöner als wir in unserer ganzen himmlischen Schönheit ist eine reine Seele. Die Seligkeit der Heiligen ist viel schöner als die unsere, denn sie durften für Gott leiden.” So steht es im Tagebuch am 8. Dezember 1906. Eine außerordentlich interessante Aussage!
Aufschlußreich in den Tagebuch-Eintragungen von Frau Thaller ist, dass nicht bloss jeder Mensch einen Schutzengel hat, sondern auch kirchliche Institutionen wie z. B. ein Priesterseminar. So schreibt die begnadete Frau am 24. Mai 1907 in ihrem Tagebuch: “Heute nachmittag gegen fünf Uhr sah ich den Hausengel des Klerikalseminars (der Diözese Rottenburg). Er gehört zum Chor der 'Throne'. Er ist von überwältigender Majestät, voll erhabener Würde, voll heiligen Ernstes. Seine Augen schauen zum Himmel empor, zu Jesus, dem ewigen Hohenpriester, der sich für uns opferte. Er trägt ein herrliches Gewand, und seine Krone strahlt eine Helle und ein Licht aus, vor dem ich meine Augen schließen muss. Er ersuchte mich, des Klerikalseminars täglich zu gedenken in meinen Gebeten und Leiden. Mit ergreifenden Worten empfahl er mir alle seine 'Hausgenossen', insbesondere die Vorstände des Hauses ... “
Das Folgende ist von grossem Ernst geprägt: “Ich fragte diesen wunderbaren himmlischen Fürsten, ob er schon da war, als 'Deus dedit' (mein Seelenführer) und 'Servus Dei' (sein Freund) im Klerikalseminar waren. Da sprach er. 'Ja, ich bin im Hause seit dessen Gründung. Ich kenne deine geistlichen Freunde und grüsse sie im Namen Jesu. Sie gehören zu denjenigen, die mir Freude bereiten, aber bedenke, wieviel Kummer ich schon ertragen musste, wenn ich bei der Priesterweihe sah, dass ein Teil der Neugeweihten verlorengehen werde. Niemand gedenkt meiner, niemand ruft mich an, und ich bin doch da, um ständig für mein Haus und seine Bewohner zu beten. Und mir ist doch von Gott so grosse Macht gegeben!' Dann fragte ich, wie es bei der kommenden Priesterweihe sein werde, ob viele zukünftige Heilige darunter seien. Da lächelte der Engel und sprach: 'Viele? Was ist das für ein Begriff? Einer ist dieses Jahr darunter, und das ist viel, denn manchmal vergehen Jahre, ohne dass ich wieder eine solche Freude habe.' Dann fragte ich um das Jahr von 'Deus dedit's Priesterweihe. Da sprach der Engel: 'Damals waren es drei. Pax tecum!' Und ich sah nichts mehr.”
Nochmals kam Mechthilds Erzengel auf die Zustände im Priesterseminar zu sprechen. Es war am 22. Juni 1907. Da erfuhr die begnadete Frau u. a. folgendes: “Gegenwärtig arbeitet der Teufel heimlich an der Irreführung der Seelen ... Er arbeitet daran, in den jungen und zukünftigen Priestern die Moral- und Glaubensüberzeugung zu lockern. Man wird die Existenz der Engel anfechten, die Verehrung der seligsten Jungfrau als anmutige Sentimentalität betrachten, ihre Unbefleckte Empfängnis und Jungfräulichkeit als hysterische und überspannte Anschauung behandeln; das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis wird als Vergöttlichung der Mutter Gottes bezeichnet werden. Es werden sogar priesterliche Dozenten und priesterliche Professoren aufstehen, die vom Übermaß der Marien- und Heiligenverehrung reden und die Gläubigen ermahnen, sich direkt an Gott zu wenden und sich nicht immer dieser kindischen, einfältigen Heiligenverehrung hinzugeben in ihren Gebeten. Dieser heimliche Kampf und diese verborgene Arbeit Satans währt nun schon ein paar Jahre. Auch in unserer Diözese arbeitet er unverdrossen. Der Teufel wird mehr Erfolg haben als zur Zeit der Reformation. Er ist wachsam, und wer seine Pläne zu durchkreuzen sucht, den wird er bis zum Äußersten verfolgen. Im nächsten Jahr soll Pater B. achthaben, er wird manche der oben angedeuteten Ansichten bei den Alumnen vertreten finden. Das Gift ist ihnen eingegeben worden, ohne dass sie es als Gift erkannten. Der arme Pater B. wird schauen, was er alles erfahren wird an Gleichgültigkeit im Glauben und an gedankenlosem Nachbeten von fast irreligiösen Ansichten. Pater B. war schon von Anfang an bestimmt, in dieser schweren Zeit diesen verantwortungsvollen Posten (im Priesterseminar) zu bekleiden. Er soll aber ruhig sein, denn die Gnade Gottes ist mit ihm.”
Auch das, was Frau Mechthild Thaller über die neun Chöre der Engel, die sie täglich anrief und verehrte, und über einzelne dieser Engelchöre sowie über die drei in der Hl. Schrift genannten Erzengel Michael, Gabriel und Raphael schaute und erfuhr, ist ungemein aufschlußreich, zumal alles besonders in Verbindung mit der Heilsgeschichte und der Hierarchie der Kirche gesehen wird.”
Vielsagend ist in den Tagebuch-Eintragungen der Frau Thaller auch das, was sie über die Engel im Leben bestimmter Heiliger und über das Verhältnis der Engel zu den Armen Seelen im Fegfeuer niedergeschrieben hat. Fast alle Eintragungen bestätigen, dass diese Frau, die von vielen Gläubigen unserer Zeit als “große Fürbitterin und Helferin im Himmel” verehrt wird, tatsächlich eine “Vertraute der Engel” auf Erden gewesen ist. Für uns gilt, was in einer alten Präfation zu Ehren der hl. Engel gesagt ist:

“Gott gereicht es zur Verherrlichung und zum Lob, wenn wir die Engel ehren, die Er erschaffen hat. An ihrem Glanz und ihrer Würde erkennen wir, wie gross und über alle Geschöpfe erhaben Er selber ist.

Gebet zum heiligen Schutzengel

Heiliger Schutzengel, Du mein besorgter Führer, den Gott mir Schwachen gegeben, mein Behüter und Tröster, mein Lehrer und Ratgeber, ich danke dir für deine Treue und Liebe und bitte dich, du wollest auch fortan an meiner Seite bleiben und mir in allen Anliegen ein himmlischer Freund und Helfer sein. Wenn ich schlafe, so wache bei mir; wenn ich wache, so leite meine Schritte; bin ich traurig, so tröste mich; bin ich schwach, so stärke mich; in Gefahren errette mich; in Zweifeln berate mich; vor der Sünde bewahre mich; zum Guten treibe mich an; im Stande der Gnade erhalte mich; vor einem jähen Tod behüte mich; im Dunkel dieser Welt erleuchte und führe mich; in meiner Unwissenheit belehre mich; in allen Anfechtungen warne mich; vor dem bösen Feind beschütze mich; in meinen Anliegen bitte für mich; in der Stunde des Todes stehe mir bei und nimm auf meine Seele, um sie in deine himmlische Wohnung zu geleiten, damit sie, mit dir vereint, in der Anbetung des allergütigsten Vaters im Himmel selig sei. Amen.

Quellenhinweis:

▸ Boros L., Erlöstes Dasein, Mainz 1965.

▸ Holböck F., Vereint mit den Engeln und Heiligen, Stein am Rhein 1984.

▸ Nigg W., Maler des Ewigen, Zürich 1951.
Faustine 15
Ergänzung selbstverständlich kommt es darauf an um was wir bitten.Manches können wir nur von Gott erbitten .
Faustine 15
Ich Denke unser Schutzengel wird uns allen von Anfang an zur Seite gestellt.Er kann uns aber nur helfen wenn wir ihn darum bitten also täglich zu ihm beten.So wie wir alle Engel alle Heiligen die armen Seelen die Muttergottes den Dreifaltigen Gott um alles bitten sollen.Bittet und es wird euch gegeben werden hat ja Jesus Christus gesagt.Ich lade alle jeden Tag dazu ein mit mir zu beten.Die Mutter …Mehr
Ich Denke unser Schutzengel wird uns allen von Anfang an zur Seite gestellt.Er kann uns aber nur helfen wenn wir ihn darum bitten also täglich zu ihm beten.So wie wir alle Engel alle Heiligen die armen Seelen die Muttergottes den Dreifaltigen Gott um alles bitten sollen.Bittet und es wird euch gegeben werden hat ja Jesus Christus gesagt.Ich lade alle jeden Tag dazu ein mit mir zu beten.Die Mutter Gottes bitte ich noch zusätzlich das sie meine Gebete vervollkommnen soll zur größeren Freude unseres Herrn Jesus Christus. 🙏 🙏 🙏 🤗
M.RAPHAEL
Der Schutzengel zieht sich zurück, wenn sich ein Mensch mit seiner unsterblichen Seele unwiderruflich gegen Gott überzeitlich entschieden hat. Dann gehört er dem Teufel. Das sind Unzählige. Wissenschaftliche Analyse wird hier scheitern. Das Heilsgeschehen ist ein Geheimnis der Liebe Gottes. Die katholische Tradition und Lehre sind vollkommen ausreichend, um die liebende Seele zu informieren. Wer …Mehr
Der Schutzengel zieht sich zurück, wenn sich ein Mensch mit seiner unsterblichen Seele unwiderruflich gegen Gott überzeitlich entschieden hat. Dann gehört er dem Teufel. Das sind Unzählige. Wissenschaftliche Analyse wird hier scheitern. Das Heilsgeschehen ist ein Geheimnis der Liebe Gottes. Die katholische Tradition und Lehre sind vollkommen ausreichend, um die liebende Seele zu informieren. Wer es nicht verstehen will, wird es nie verstehen. Jeder andere hat es schon verstanden. Deshalb aber schützt Unverständnis nicht vor Strafe.

@Bibiana: Sie müssen das universalistische Denken der Moderne vergessen. Sie können nicht über das Seelenheil anderer Menschen urteilen. Wenn sie noch nicht katholisch sind, konvertieren sie sobald wie möglich. Es geht um ihre Seele. Das Heil betrifft genau sie persönlich. Kein Katholik kann jemals sagen, dass es Heilswahrheit auch außerhalb der katholischen Kirche gibt. Eine solche Aussage verkennt völlig die Natur der Erlösung. Der Herr ist genau für ihre Seele gestorben und in der katholischen Kirche gibt er ihnen den Heilsweg als Liebesgeschenk vor. Jeder andere universalistische Gedanke versucht sich zu einem Richter über Gott aufzuschwingen.
Bibiana
Hallo M.Raphael... Ich bin katholisch und auch nicht dem "modernistischen" Denken aufgesessen.
Was denken Sie ...
Ich habe nur gezielt Fragen gestellt, worauf Sie aber auch keine exakte "Antwort" wissen.
Vergessen Sie's!Mehr
Hallo M.Raphael... Ich bin katholisch und auch nicht dem "modernistischen" Denken aufgesessen.
Was denken Sie ...

Ich habe nur gezielt Fragen gestellt, worauf Sie aber auch keine exakte "Antwort" wissen.
Vergessen Sie's!
Bibiana
Hat jeder Mensch auf Erden einen Schutzengel?
Und ab wann, ab Geburt oder ab Taufe.
Was ist mit gänzlich anderen Religionsanhängern oder mit Atheisten.
Oder mit abgefallenen Christen?Mehr
Hat jeder Mensch auf Erden einen Schutzengel?
Und ab wann, ab Geburt oder ab Taufe.

Was ist mit gänzlich anderen Religionsanhängern oder mit Atheisten.
Oder mit abgefallenen Christen?
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Schutzengel sind wichtig