„Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“ Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer „Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern …More
„Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
„Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“
Wenn der Herr den Menschen, der ihm folgen will, einlädt, sich selbst zu verleugnen, dann hört sich sein Gebot für uns schwierig und hart an. Doch wenn der, der befiehlt, uns hilft, es auszuführen, hat sein Gebot nichts Schwieriges und Unbequemes mehr [...] Denn dieses andere Wort aus dem Mund des Herrn ist in gleicher Weise wahr: „[...] mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht“ (Mt 11,30). Die Liebe nämlich lässt das leichter werden, was an den Geboten unbequem ist. Wir kennen alle die Wunder, die die Liebe wirken kann [...] Welch unwegsame Situationen haben die Menschen nicht ausgehalten, welch unwürdige und unhaltbare Lebensbedingungen haben sie nicht durchgestanden, um in den Besitz des Zieles ihrer Liebe zu gelangen! [...] Warum also sich darüber verwundern, dass der, der Christus liebt und ihm folgen will, sich selbst verleugnet, um ihn zu lieben? Denn wenn der Mensch sich verliert, wenn er sich selbst liebt, dann wird er sich zweifellos in der Selbstverleugnung finden [...]
Wer würde es zurückweisen, Christus zu folgen bis zum Ort des vollkommenen Glücks, des höchsten Friedens und der ewigen Ruhe? Es ist gut, ihm bis dorthin zu folgen; doch man muss den Weg kennen, um dort ankommen zu können [...] Der Weg scheint dir mit Schwierigkeiten gepflastert, er stößt dich ab und du willst Christus nicht folgen. Folge ihm nach! Der Weg, den die Menschen sich gebahnt haben, ist holprig, doch er wurde begehbar gemacht, als Christus ihn gegangen ist bei seiner Heimkehr in den Himmel. Wer aber wird es zurückweisen, der Herrlichkeit entgegenzugehen?
Jeder liebt es, herrlich emporzusteigen, doch die Demut ist die Stufe, die man nehmen muss, um dorthin zu gelangen. Warum hebst du den Fuß höher als dich selbst? Willst du denn fallen, anstatt emporzusteigen? Beginne mit eben dieser Stufe: schon sie wird dich höher kommen lassen. Die beiden Jünger, die sagten: „Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen“ (Mk 10,37), haben diese Stufe der Demut nicht beachtet. Sie wollten auf den Gipfel und haben nicht auf die Stufe gesehen. Doch der Herr hat ihnen die Stufe gezeigt. Was hat er ihnen denn geantwortet? „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke [...]?“ (Mk 10,38). Ihr, die ihr zu Ehren gelangen wollt, könnt ihr den Kelch der Demut trinken? Deshalb also hat er sich nicht schlechthin damit begnügt zu sagen: „der verleugne sich selbst und folge mir nach“, sondern er hat hinzugefügt: „[der] nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“
96. Predigt; PL 38, 584−586
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
„Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“
Wenn der Herr den Menschen, der ihm folgen will, einlädt, sich selbst zu verleugnen, dann hört sich sein Gebot für uns schwierig und hart an. Doch wenn der, der befiehlt, uns hilft, es auszuführen, hat sein Gebot nichts Schwieriges und Unbequemes mehr [...] Denn dieses andere Wort aus dem Mund des Herrn ist in gleicher Weise wahr: „[...] mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht“ (Mt 11,30). Die Liebe nämlich lässt das leichter werden, was an den Geboten unbequem ist. Wir kennen alle die Wunder, die die Liebe wirken kann [...] Welch unwegsame Situationen haben die Menschen nicht ausgehalten, welch unwürdige und unhaltbare Lebensbedingungen haben sie nicht durchgestanden, um in den Besitz des Zieles ihrer Liebe zu gelangen! [...] Warum also sich darüber verwundern, dass der, der Christus liebt und ihm folgen will, sich selbst verleugnet, um ihn zu lieben? Denn wenn der Mensch sich verliert, wenn er sich selbst liebt, dann wird er sich zweifellos in der Selbstverleugnung finden [...]
Wer würde es zurückweisen, Christus zu folgen bis zum Ort des vollkommenen Glücks, des höchsten Friedens und der ewigen Ruhe? Es ist gut, ihm bis dorthin zu folgen; doch man muss den Weg kennen, um dort ankommen zu können [...] Der Weg scheint dir mit Schwierigkeiten gepflastert, er stößt dich ab und du willst Christus nicht folgen. Folge ihm nach! Der Weg, den die Menschen sich gebahnt haben, ist holprig, doch er wurde begehbar gemacht, als Christus ihn gegangen ist bei seiner Heimkehr in den Himmel. Wer aber wird es zurückweisen, der Herrlichkeit entgegenzugehen?
Jeder liebt es, herrlich emporzusteigen, doch die Demut ist die Stufe, die man nehmen muss, um dorthin zu gelangen. Warum hebst du den Fuß höher als dich selbst? Willst du denn fallen, anstatt emporzusteigen? Beginne mit eben dieser Stufe: schon sie wird dich höher kommen lassen. Die beiden Jünger, die sagten: „Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen“ (Mk 10,37), haben diese Stufe der Demut nicht beachtet. Sie wollten auf den Gipfel und haben nicht auf die Stufe gesehen. Doch der Herr hat ihnen die Stufe gezeigt. Was hat er ihnen denn geantwortet? „Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke [...]?“ (Mk 10,38). Ihr, die ihr zu Ehren gelangen wollt, könnt ihr den Kelch der Demut trinken? Deshalb also hat er sich nicht schlechthin damit begnügt zu sagen: „der verleugne sich selbst und folge mir nach“, sondern er hat hinzugefügt: „[der] nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“
96. Predigt; PL 38, 584−586