Zweihundert
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WINTERBETRACHTUNG

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TOTUS TUUS, MARIA !

WINTERBETRACHTUNG

Kurzbetrachtung von der Herrin aller Seelen inspiriert
Myriam van Nazareth

Der Winter ist die dunkle Jahreszeit. Die Tage schwinden dahin wie nichts, und scheinen sich nach ihrer Wiederauferstehung zu sehnen. Sogar die Sonne vermag es nicht, uns von ihrer Kraft zu überzeugen. Wie überhaupt, erinnert Gott in der winterlichen Finsternis an die Macht des Lichtes. In diesem wunderbaren Teil der Wirklichkeit, den wir während unseres irdischen Lebens noch nicht uneingeschränkt sehen dürfen, wird der Winter von zwei Wundern spirituellen Lichtes erfüllt und getragen: Marias Unbefleckter Empfängnis, und der Geburt vom Licht der Welt, den beiden notwendigen Teilen von Gottes Antwort auf die Finsternis der Erbsünde. Mit der Geburt vom Licht der Welt wäre dann noch dieses zusätzliche Mysterium der Göttlichen Mutterschaft der Gottesgebärerin verbunden. Alles Beweise dafür, dass Sich Gott schon uneingeschränkt der Menschenseelen annimmt, und zwar in einem solchen Ausmaβ, dass Er Gottheit und menschliche Natur ständig miteinander in Berührung bringen will. Manche dieser Berührungen bestimmen allerdings die Entwicklung der ganzen Heilsgeschichte...

Maria sollte die Mutter des Erlösers werden. Der Erlöser konnte und durfte in Seiner Gottheit nur durch einen makellosen Tabernakel umfasst werden. Kein menschliches Wesen kann von Natur aus dieser Bedingung gerecht werden. Trotzdem sollte der Messias aus einer Frau zur Welt gebracht werden, damit Er das Mensch-Sein von deren allerersten Phasen an durchleben kann. Sonst sollte die Erlösung nicht absolut vollendet sein. Somit bekleidete Gott Maria mit dem heiligsten Gold der Unbefleckten Empfängnis, die Sie zum lebendigen Tabernakel machte, zur mächtigen Burg gegen die Finsternis, zum Groβen Zeichen der Verheiβung für alle Seelen. Als der Seele der späteren Gottesmutter die Unbefleckte Empfängnis gewährt wurde, wurden die Regionen der Hölle von Blitzen aufgespalten: ein Symbol dafür, dass die Macht der Finsternis über die Seelen künftighin nicht länger ungeteilt sein sollte.

Mit Marias Unbefleckter Empfängnis sollte für die Menschheit eine neue Ära anfangen. Dem Bösen wurde gleich eine Menschenseele vorgeführt, die nicht nur die unversehrte Heiligkeit der Seele vor der Erbsünde besaβ, sondern die sich auch als mächtiger als jegliche Versuchung und Täuschung erwies: Maria lieβ Ihren freien Menschenwillen so vollkommen in den Willen Gottes hinüberflieβen, dass Sie genau dasjenige wollte, was Gott will, und genau dasjenige verabscheute, was Gott verabscheut. Satan fand somit in Ihr eine Seele, die im wahrsten Sinne des Wortes das "Bild und Gleichnis Gottes" vertritt. Die letztendliche Bestimmung einer jeden Menschenseele wurde von Satan in dieser unbefleckten Seele bereits in ihrer absoluten Verwirklichung vorgefunden. Braucht es uns denn zu wundern, dass "Die Frau" Satan ein so gewaltiger Anstoβ war, ist und für immer sein wird? In Ihr ist er endgültig gedemütigt worden, und Sie wird diese Demütigung kraft Gottes Willen auch für die ganze Schöpfung sichtbar vollziehen in der Stunde, in welcher Ihr Fuβ, der ohnehin von Anfang an mit ihm gespielt hat, ihn endgültig in den Boden drücken wird, wo er keine Seele mehr von Gott wird entfernen können.

Diese vollkommen heilige Seele, lebendige und ewig dauernde Explosion Göttlichen Lichtes, sollte nun der Boden sein, in welchem der Göttliche Getreidehalm Christus wachsen soll, damit Er Gottes Heilsplan einen Körper darbieten kann, der durch Seine restlose Selbsthingabe das Todesurteil über das Reich der Finsternis verhängen sollte. So bereitete Gott die Geburt vom Licht der Welt im Schoβ einer Menschenseele vor. Welch Zeichen hat Gott da dem Bösen dafür gesetzt, dass Er die Seelen, trotz ihres Ungehorsams durch die Sünde, niemals im Stich lassen wird.

Dies alles hat Gott den Seelen als Anfang des gröβten Mysteriums der Liebe bereitet, und zwar in der dunkelsten Zeit des Jahres. Die Entwicklung von Gottes Heilsplan basiert vollkommen auf einer Wechselwirkung zwischen Gott und den Seelen. Gott wirkt durch Seelen, und die Verwirklichung von allem, was das vollkommene Heil der Seelen näher bringen soll, muss durch den Einsatz der Seelen erfolgen, die ein Leben in Tugendhaftigkeit und in vollkommener Weihe an Gott führen sollen. Die Seele kann ihr Leben nicht im Licht gestalten wenn sie nicht jedes Zeichen des Lichtes, das Gott ihr vorhält, benutzt.

Das Geheimnis eines vollkommen fruchtbaren Lebens liegt im felsenfesten Glauben an die Erlösungswerke Christi. Man kann allerdings nicht diese Werke erkennen und zur gleichen Zeit die von Gott erwählte Grundlage verkennen, auf welcher diese Werke vollzogen worden sind: Maria, die Unbefleckte Empfängnis. Ich erinnere gerne an das Gleichnis, in welchem die Herrin aller Seelen einst Jesus mit der Sonne verglich, und Sich Selbst mit den Sonnenstrahlen, und die Frage ans Herz legt, ob man denn an die Existenz und das Wirken der Sonne glauben und zur gleichen Zeit die Existenz und die Wirkung der Strahlen der Sonne verleugnen kann.

Im Winter werden die Tage auffällig kürzer, das Licht wird selten. Dennoch trägt der Christ im Herzen diesen wunderbaren Keim von Göttlichem Licht, der gerade im frühen Winter das Wesen seines Christ-Seins zum Ausdruck bringt: das Kommen des Lichtes, an das die Seele bereits in der Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter erinnert wird und das ihr in der hochheiligen Nacht der Geburt Jesu ins Bewusstsein ruft, dass die Seele für das wahre Licht geboren wird, dies ständig in sich tragen soll, genauso wie Maria Es in Sich getragen hat, und Es in sich immer wieder neu geboren werden lassen soll, nicht weil Es inzwischen etwa sterben oder unwirksam werden soll, sondern weil alles Göttliche Sich immer wieder mit dem menschlichen Willen verbinden muss, damit Es in der Seele voll wirksam bleibt.

In dieser ständigen Wechselwirkung mit Gott und dem ständigen Bekenntnis zu Gott werden in der Seele der Winter der Unfruchtbarkeit und der Herzenskälte ebenso wie die Finsternis der ständigen Versuchung und Täuschung bezwungen. Dies alles setzt bei der Seele Liebe und den Willen voraus, sich in den Dienst von Gottes Werken zu stellen. Die Liebe ist dabei die Herzenswärme, während der Wille um sich in den Dienst von Gottes Werken zu stellen, in die Seele das Licht der Verheiβung eines neuen Frühlings bringt.

Der Seele, die bewusst durch den Winter geht in Sehnsucht nach der Geburt des Lichtes, auch in sich selbst, und in einem bewussten Streben danach, ihren Boden für die Gnadengeschenke des neuen Lebens im kommenden Frühling aufzuschlieβen, wird es leichter gegeben, die Geheimnisse von Licht und Finsternis Schritt für Schritt zu ergründen. Sie wird auch den tieferen Sinn des Lebens als ständigen Kampf gegen die Finsternis in der eigenen Seele und gegen die Bedrohungen seitens der Finsternis begreifen lernen.

Genau dieses Verständnis fördert in mancher Seele die Fähigkeit, Gott und Seine Werke wirklich zu lieben. In der Seele, die aufrichtig, d.h. selbstlos, lieben kann, wird es niemals wirklich Winter. In ihrem Boden frieren nie die Samen der Gnade, die Gott ihr bereitet; sie werden ständig zum Reifen gebracht und in die immer blühende Seele eingebaut. So kann in ihr Christus immer wieder neu geboren werden. Gott ist Liebe, nur die Liebe führt zu Gott, und nur in der liebenden Seele kann Gott Seine Wunder vollbringen. Das will Er in jedem und jeder von uns auch in diesem Winter tun.

Myriam, im Januar 2013