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Aus dem Buch "Der Gesandte der Göttlichen Liebe" der Hl. Gertrud der Grossen

"Am Fest der hl. Maria Magdalena erschien der Hl. Gertrud die Verehrerin Christi während der ersten Vesper; sie war mit so vielen goldglänzenden Blumen und strahlenden Edelsteinen über und über geschmückt, mit wie vielen Sünden sie einst verunstaltet war. Sie stand zur Rechten des Sohnes Gottes, ihr Glanz schien das himmlische Vaterland zu durchstrahlen. Der Herr Jesu aber hielt ihren Geist liebevoll und redete zu ihr mit sanften Worten, und vom Herrn belehrt erkannte sie: die goldenen Blumen bezeichnen die Liebe und Milde des Herrn, als er die Sünden so barmherzig vergab, und die Edelsteine bezeichnen die würdige Busse, durch jene selbst mit Gottes gnädiger Hilfe die Makel ihrer Sünden abwusch.......
Der Herr sprach zu ihr: Wenn es dich erfreut, dann salbe mich auch mit der Salbe, mit der jene mich salbte, nachdem sie das Alabastergefäss zerbrochen hatte und wovon es heisst: "das ganze Haus wurde erfüllt von dem Wohlgeruch der Salbe" (Joh.12,3). Wisse, dies tust du, wenn du die Wahrheit liebst. Wer die Wahrheit liebt und, weil er die Wahrheit liebt und verteidigt, Freunde verliert, in Not gerät und Mühen auf sich nimmt, der zerbricht das Alabastergefäss und giesst kostbare, duftende Salbe über Mein Haupt.
Dieser Mensch wird zu einem Muster eines guten Vorbildes, weil er in den Dingen, die er an anderen tadelt, selbst ohne Tadel sein muss. So breitet sich die Vervollkommnung gleichsam wie Wohlgeruch überall aus, denn indem er selbst untadelig lebt, richtet er seine Mitmenschen durch sein Beispiel auf. Und wenn dieser Mensch aus Wahrheitsliebe und bei der Verteidigung der Wahrheit im Übereifer einen anderen schilt oder hart anfasst, so werde Ich ihn bei Gott dem Vater und allen Himmelsbewohnern getreulich entschuldigen und werde für ihn alles wieder gut machen, so wie Ich es für Maria Magdalena getan habe".