




Auszug:
Irrige Meinungen über die Freiheit des "Sendens"
Der christlichen Lehre und dem höheren Zweck der genannten Erfindungen widerspricht jedoch die Einstellung derer, welche dieselben nur in den Dienst der Politik und ihrer Propaganda oder der Wirtschaft stellen wollen, die also diesen hochwertigen Gegenstand rein geschäftsmäßig behandeln.
Gleicherweise kann die Anschauung derer nicht gebilligt werden, die einer Freiheit das Wort reden, auf einer Freiheit bestehen, daß man alles darstellen und verbreiten dürfe, obwohl es doch offen zutage liegt, welch großes Verderbnis für Leib und Seele in den vergangenen Jahren aus solcher Voraussetzung erwachsen ist; hier handelt es sich nämlich nicht um die echte Freiheit, von der wir oben gesprochen haben, vielmehr um zügellose Ungebundenheit, die schrankenlos alles an alle weitergibt, auch wenn es gegen die guten Sitten verstößt und zu schwerer Gefahr für die Seelen werden kann.
Die Kirche, die alles pflegt und fördert, was Geist und Herz wahrhaft veredelt und bereichert - ist sie doch Patronin und Pflegerin von Wissenschaft und Kunst - kann nicht zugeben, daß jene Grundvoraussetzung angetastet werde, die den Menschen auf Gott als höchstes Ziel hinweist und hinführt.
Niemand soll sich deshalb wundern, wenn sie auch in dieser Frage, in der viel Vorsicht geboten ist, besonnen und umsichtig vorangeht nach dem Wort des Apostels: "Prüfet alles; was gut ist, behaltet. Von jeder Art Bösem haltet euch fern" (20).
Zweifelsohne sind deshalb jene zu tadeln, die im Ernst behaupten, man müsse auch jene Verbreitung dieser Dinge pflegen, ja auf ihr bestehen, die sich gegen die sittlichen Vorschriften richte, wenn sie nur den Gesetzen der Kunst und Technik entspreche.
Wir haben aus Anlaß der Fünfhundertjahrfeier des Todes von Fra Angelico unseren Zuhörern kurz ins Gedächtnis gerufen: "Gewiß ist es nicht verlangt, daß die Kunst als solche eine ethische oder religiöse Sendung habe. Wenn jedoch die Kunstform, ob Wort oder Ton oder Bild, sich trügerischen, nichtssagenden und trüben Weisen angliche, die dem Plan des Schöpfers nicht entsprechen; wenn sie gar, statt in Geist und Herz edle Empfindungen zu wecken, eher niedere Begierden hervorriefe, dann könnte es sein, daß sie die Menschen anzöge wenigstens um ihrer Neuheit willen, die nicht immer einen Wert darstellt, oder jenes dürftigen Wahrheitsgehaltes wegen, der aus jedem Ding aufscheint; aber eine derartige Kunst wird von ihrer Höhe herabsteigen, von ihrem ersten und notwendigen Ausgangspunkt weit abirren, also auch nicht allgemeingültig und überzeitlich sein können, wie es der Menschengeist ist, an den sie sich richtet" (21).