Westwerte: Yoga als Ego-Booster

Ähnliches schrieb bereits Chögyam Trungpa: »Es gibt zahlreiche Abwege, die in eine verdrehte egozentrierte Form der Spiritualität führen. Wir können uns selbst so täuschen, dass wir meinen, uns spirituell zu entwickeln, während wir stattdessen unseren Egozentrismus mit spirituellen Praktiken stärken.«
Kaufman weiter: "Die Selbstaufwertung mit Hilfe spiritueller Praktiken kann uns glauben machen, wir würden als Menschen wachsen, während eigentlich nur unser Ego wächst." Es handle sich um einen »spirituellen Bypass«: Spirituelle Überzeugungen, Praktiken und Erfahrungen würden genutzt, um sich den eigenen Problemen nicht stellen zu müssen. In seinem Buch »Transcend« bezeichnet er das Phänomen als »Pseudo-Transzendenz« – eine Transzendenz, die auf einem sehr wackligen Fundament steht.
Als bezeichnende Erscheinung fragt er dazu treffend: "Wenn Yoga das Ego zum Schweigen bringen und die Aufmerksamkeit nach innen richten soll, warum fotografieren sich dann so viele in Yoga-Posen für Instagram?"
Ego-Nutzen als Irrweg
In den vergangenen Jahren hat die Forschung das Phänomen des spirituellen Narzissmus und der spirituellen Selbstaufwertung entdeckt. In einer großen Studienreihe untersuchte der Psychologe Jochen Gebauer von der Universität Mannheim die Wirkung von Yoga und Meditationspraktiken. Die Versuchspersonen kamen aus dem westlichen Kulturkreis. Die verstärkte Selbstaufwertung nach Yoga und Meditation wurde selbst unter Fortgeschrittenen beobachtet. Das legt nahe, dass – anders als erwartet – die Praktiken das Ego boosten und dass es dieser Ego-Boost ist, der zum gesteigerten Wohlbefinden beiträgt. Noch etwas fand man dabei heraus: Das Überlegenheitsgefühl war höher bei denen, die sich mit Energiearbeit befassten; sie hielten sich in Sachen Achtsamkeit sogar für bewanderter als jene, die selbst Achtsamkeit praktizierten. Ein Fazit: Der untersuchte Pfad zur spirituellen Erleuchtung könne auf altbekannte weltliche Irrwege führen, wie Selbstaufwertung, die Illusion der Überlegenheit, Engstirnigkeit und Vergnügungssucht, und das alles unter dem Deckmantel von vermeintlichen »höheren« Werten.
Milliardenschwere Glücks-Industrie
Im westlichen Kulturkreis ist Yoga die beliebteste Übung für Körper und Geist. Viele - zumeist kommerzielle - Programme werben damit, Stress und Ängste zu mindern, Essgewohnheiten und den Schlaf zu verbessern, Selbstvertrauen, Kreativität, Aufmerksamkeit, Leistung, Erfolg und sogar das Glück zu steigern.
Transzendenz ist kein Selbstzweck und die Ausrichtung des Selbst auf etwas, was über es selbst hinaus geht nicht beliebig. Wieder einmal tappt der Westen in seine moderne Wertefalle. Doch die Sonne geht im Osten auf. Schauen wir wieder nach Osten, auf Jesus Christus - allen voran die Priester. Transzendenz hat mit Gott zu tun. Weil es einen Gott gibt, darum gibt es diese. Und wer solche Transzendenz sucht, angesichtig des allmächtigen väterlichen Schöpfers, bleibt in heilsamer Demut. Dankbar, dass es Ihn gibt und wir Seine Kinder sind.
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Textquelle und ausführlicher Beitrag:
spektrum.de/…in-spiritueller-deckmantel-fuer-narzissmus/1938055
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