Vorbemerkungen

Pfarrer Handwercher hat nicht gedichtet: "Aslo lange liegt auf Erden aller Affendienst darnieder", sondern: "Also lange liegt auf Erden aller Gottesdienst darnieder". Der Dienst, das ausgeatmete CO2 im Mundschutz zurückzuhalten, ist objektiv gesehen kein Gottesdienst, sondern ein Dienst an der Göttin Gaia ((Erde) oder Pachamama (Mutter Erde), wie Kardinal Bergoglio zu sagen pflegt. Gaia mag ja bekanntlich kein CO2.

 

Ich hatte diesen Artikel bereits kurz nach dem öffentlichen Verbot, Gottesdienste zu feiern, geschrieben, interpretierte aber die 106 Sonntage auf die Dauer des Ausschlusses des Kirchenvolkes von der heiligen Messe. Dem war nicht so. Stattdessen wurde nach ein paar Wochen die heilige Messe wieder allen öffentlich zugänglich gemacht, stattdessen gab es aber ein Maskengebot (auch ein Gebot, gewisse Abstände einzuhalten usw., Weihwasser war nur bedingt erlaubt), sodass die heilige Messe dem Außenstehenden mehr wie ein Baals-Dienst, oder spöttisch ausgedrückt, wie ein Affendienst vorkommen musste. Der Dienst am wahren Gott Jahwe lag  also etwa 106 Sonntage lang darnieder.

Der Segenspfarrer Franz Sales Handwercher und das Erlöschen allen Gottesdienstes

Der 7. Sonntag und das Erlöschen allen Gottesdienstes

Der Corona-Wahn hat bewirkt, dass die öffentliche Feier einer heilige Messe verboten worden ist. Das hat Pfarrer Franz Sales Handwercher am 7. Sonntag vorausgesehen.

7. Sonntag:
Aller Gottesdienst erloschen
Eines Hochamts ernste Feier
hatt‘ ich eben übernommen,
und ich war im heil'gen Amte
bis zur Präfation gekommen.
Sieh, die Präfation des Festtags
war im Messbuch nicht zu finden!
„Warum säumst du in dem Amte?“,
lärmt man in der Kirche hinten.
Und ich gab darauf zur Antwort:
„Weil die Präfation ich suche.“
Doch soviel ich immer blätt’re,
find ich keine in dem Buche.
Jetzo hört' ich eine Stimme:
„Schaue aufwärts an die Wände!
Siehe! Siebenhundertachzig
schrieben dort verborg’ne Hände!“
„Ziehe ab!“, so hat die Stimme
nun zum zweitenmal geschrien;
eine Zahl ward angeschrieben,
von der ersten abzuziehen.
Und ich las: „Einhundertsechse“.
Und es ruft die Stimme wieder:
„Also lange liegt auf Erden
aller Gottesdienst darnieder!“

Soweit Handwerchers Gedicht. Es ist nicht eindeutig klar, ob sich die Zeitangabe des Erlöschens jeglichen Gottesdienstes auf die Differenz 780 – 106 = 674 oder, was ich für naheliegender halte, nur auf die unmittelbar davor genannte Zahl 106 bezieht.

Weiter ist unklar, ob es sich bei den Zahlenangaben um Tage – das heilige Messopfer wird ja täglich gefeiert – oder, und diese Idee habe ich vom Prophezeiungsforum schauungen.de – Pfarrer Handwercher hatte seine Schauungen nur an Sonntagen – auf Wochen bezieht. Wir werden sehen, dass Letzteres mehr Sinn ergibt und uns sogar den Wiederbeginn des öffentlichen Gottesdienstes anzeigen dürfte.

Warum eine Interpretation in Tagen kaum Sinn ergibt

Wahrscheinlich bezieht sich die Zahl 106 auf das Erliegen allen Gottesdienstes. Dieses hat bei uns in Deutschland etwa am dritten Fastensonntag, den 15. März, in Italien schon etwas eher begonnen. 106 Tage sind etwa dreieinhalb Monate. Rechnen wir diese hinzu, kommen wir auf Ende Juni. Kirchlich gesehen ist da kein besonders wahrgenommener Festtag; das Fest Peter und Paul (29. Juni) kennen die wenigsten. Auch ist Ende Juni kein Schulbeginn oder Semesterbeginn an Hochschulen und Universitäten, der nach der Aufhebung der Ausgangsbeschränkung verlangen würde; im Gegenteil; an den Hochschulen geht das Sommersemester zu Ende, und außerdem beginnt bald die Urlaubszeit, in der die Menschen eher weniger in die Kirche gehen.

Nehmen wir jetzt mal an, was ich für weniger wahrscheinlich halte, dass sich das Erlöschen jeglichen Gottesdienstes auf die zu errechnende Differenz 780 – 106 = 674 bezieht, und das wieder in Tagen. Das sind knapp zwei Monate weniger als zwei Jahre. Demnach würde das Verbot öffentlicher Gottesdienste etwa Mitte Januar 2022 enden.  Wieder kein besonderes kirchliches Ereignis, und an den Hochschulen beginnt kein neues Semester; im Gegenteil: das Wintersemester geht dem Ende zu.

Die Zählung in der Einleitung und die Zahlen des 7. Sonntags

Natürliche Zahlen wie 1, 2, 3, 4, . . ., 106, . . ., 780, . . . ergeben sich durch simples Zählen. Und so liegt es nahe, nachzuschauen, wo und ggf. was in Handwerchers Gedicht gezählt wird. Da werden wir bereits in der Einleitung fündig:

Einleitung, Auszug (Strophe 5-7)
Klarer als die Sinne sehen,
schaut ich im inwend’gen Lichte;
und es trat mir vor die Seele
jetzt das erste der Gesichte.
Ebenso am nächsten Sonntag
ward mein Leib vom Schlaf berühret
und das zweite der Gesichte
meinem Geiste vorgeführet.
Und am dritten und am vierten
und den folgenden Sonntagen,
jedesmal zur selben Stunde
hat sich’s also zugetragen.

Es werden also die Gesichte gezählt, , und zudem verrät uns der Pfarrer, dass er diese an aufeinanderfolgenden Sonntagen hatte. Das Wort "Tag" kommt außer bei den Wörtern

"Tagsgeschäfte" und "Festtag", die uns beide keinen Hinweis auf eine Zählung nach Kalendertagen gibt, immer nur in den Überschriften zu den einzelnen wöchentlichen Gesichten vor: "1. Sonntag, 2. Sonntag, 3. Sonntag, . . ., 15. Sonntag.

Es liegt also mehr als nahe, dass die erwähnten Zahlen, 106 und 780, Sonntage zählen, oder um es in Zeiträumen auszudrücken: Wochen. Nur so werden wir zum richtigen Verständnis dieser 15-sonntägigen Handwercher-Schau gelangen.

106 Wochen kein Gottesdienst - Wiederzulassung am Palmsonntag 2022 (gesetzlich bereits eine Woche davor)

Angefangen hat es in München am Sonntag, dem15. März 2020. Da schlossen die Novus-Ordo-Kirchen in München sowie die Damensstiftskirche der Petrusbruderschaft. Die meisten Abgewiesenen flüchteten dann zum Priorat München der Piusbruderschaft, wo die Kapelle dann gesteckt voll war. Doch den darauffolgenden Donnerstag, den 19. März, Hochfest des hl. Joseph, kamen die Behörden zum Priorat und ließen keine öffentlichen Gottesdienste mehr zu. Das seltene Rosa-Messgewand des Laetare-Sonntags (22. März) bekamen Normal-Sterbliche also nicht mehr zu Gesicht.

Als erster Sonntag des öffentlichen Gottesdienstverbots muss - zumindest in Deutschland - eindeutig der 15. März gesehen werden; kleine Gruppen wie die Piusbruderschaft, die einen Sonntag länger standhielt, aber öffentlich kaum wahrgenommen wird, darf man da nicht mitrechnen. Lässt man noch weitere 105 Sonntage, insgesamt also 106, ausfallen, dann ist der 5. Fastensonntag des Jahres 2022, der 3. April, der letzte mit öffentlichem Messverbot. Am Palmsonntag, dem 10. April 20200 würden dann öffentliche Gottesdienste wieder erlaubt werden. Denn vom 15. März 2020 (3. Fastensonntag) bis einschließlich den 3. April 2022 (5. Fastensonntag, Passionssonntag) wären dann 106 Sonntage ohne öffentlichen Gottesdienst verstrichen.

Die ganzen Osterferien könnte man dann einen echten Gottesdienst, also keinem Gaia-Dienst, tun. Der Palmsonntag als Beginn der Wiedereröffnung scheint ein logischer Zeitpunkt zu sein. Dreimal hintereinander will man das Hauptfest der Christenheit, Ostern, nicht ausfallen lassen. Und was das Brauchtum betrifft, das sogar bei bayerischen Politikern hoch im Kurs steht, ist der Palmsonntag mit der Weihe der Palmkätzchen-Zweige ebenso wichtig wie der Ostersonntag mit der Speisenweihe. Auf beides will man nicht dreimal hintereinander verzichten. Im Anschluss an Kar- und Osterwoche 2022 kann dann auch wieder das Sommersemester an Universitäten und Hoschulen regulär durchgeführt werden.

Wie wir gesehen haben, wurde das Maskengebot bereits einen Sonntag vorher aufgehoben. Am Samstag davor galt es aber noch. So schnell, von einem Tag auf den anderen, haben die wenigsten reagiert. So ein richtig normaler Gottesdienst, ohne Maske, ohne Abstandsregel, wurde etwa in der Patrona-Bavaria-Kapelle der Piusbruderschaft erst den besagten Palmsonntag angeordnet, sowie es Pfarrer Handwercher vorausgesehen hatte.

Kein Beichten mehr in den Beichtstühlen

Dass während dieser 106 Wochen oder gar einer längeren Phase – Zeitangaben gibt es hier nicht – auch die Beichtstühle ihre Funktion verlieren, hat Pfarrer Handwercher insbesondere in der 3. und letzten Strophe des 9. Sonntags geschaut:

9. Sonntag:
Beichtstühle in die Wüste entführt
Vor der Kirche eines Klosters
standen Stühle in dem Freien.
Es bereiten sich zum Beichten
dichtgedrängte Menschenreihen.
Wohl mit Beichtigern und Priestern
sind versehen alle Stühle.
Ich saß auch in meinem Beichtstuhl
in dem dichten Volksgewühle.
Plötzlich sah ich alle Beichtstühl‘
in dem Luftzug sich erheben,
leicht wie Federn ob den Köpfen
der erstaunten Menge schweben.
Auch mein Stuhl war ausgerissen;
doch erfassend Baumesäste
konnt' ich retten mich vom Schwindel
und gewann der Erde Feste.
Fürchtend dacht ich: diese Stühle,
die da flattern gleich den Blättern,
könnten stürzend aus den Lüften
viele aus dem Volk zerschmettern
und die Büßenden erdrücken,
die genaht voll Heilsvelangen.
Sieh, da ist ein Sturm vom Herren
von den Himmeln ausgegangen!
Und es wurden alle Stühle
samt den Priestern, die drin saßen,
dorthin, wo sie niemand schaden,
in die Wüste fortgeblasen.

Eine mögliche Auslegung der Zahl 780

Gehen wir weiter von der Sonntags- oder Wochen-Interpretation aus. Dann sind 780 Wochen exakt 15 mal 52 Wochen, wobei die 15 auch in den 15 Sonntagen steckt und die 52 die Zahl der Wochen ist, die ein Jahr hat. Letzteres stimmt aber nicht genau. Das Jahr hat nämlich einen, im Schaltjahr sogar 2 Tage mehr als 52 Wochen. Die 780 Wochen machen also insgesamt 15 + 4 = 19 Tage weniger als 15 Jahre aus (das "+ 4" steht für die Schaltjahre 2008, 2012, 2016 und 2020, wie wir später sehen werden). Den 780 Wochen geht eine Suche nach der Präfation im Messbuch voraus, was wir in folgender Wiederholung des 7. Sonntags nochmals sehen.

7. Sonntag:
Aller Gottesdienst erloschen
Eines Hochamts ernste Feier
hatt‘ ich eben übernommen,
und ich war im heil'gen Amte
bis zur Präfation gekommen.
Sieh, die Präfation des Festtags
war im Messbuch nicht zu finden!
„Warum säumst du in dem Amte?“,
lärmt man in der Kirche hinten.
Und ich gab darauf zur Antwort:
„Weil die Präfation ich suche.“
Doch soviel ich immer blätt’re,
find ich keine in dem Buche.
Jetzo hört' ich eine Stimme:
„Schaue aufwärts an die Wände!
Siehe! Siebenhundertachzig
schrieben dort verborg’ne Hände!“
„Ziehe ab!“, so hat die Stimme
nun zum zweitenmal geschrien;
eine Zahl ward angeschrieben,
von der ersten abzuziehen.
Und ich las: „Einhundertsechse“.
Und es ruft die Stimme wieder:
„Also lange liegt auf Erden
aller Gottesdienst darnieder!“

Die hier erwähnte vergebliche Suche nach der Präfation dürfte sich auf das neue Messbuch (seit der Liturgiereform 1969) beziehen. Da gibt es zwar mehr Präfationen als in den alten Büchern, doch besitzen diese nicht mehr das "Charakteristikum des allgemein durch Nüchternheit und Einfachheit gekennzeichneten Ritus", wie etwa auf dieser Seite hier behauptet wird. Und so wird sie halt Pfarrer Handwercher nicht als Präfation erkannt haben. Er hätte sicher auch das Zweite Hochgebet nicht als Hochgebet erkannt.

Die Antwort auf die Suche nach der Präfation ist letztlich die Zahl 780, die er sieht, sobald er "aufwärts an die Wände" schaut. Die Suche könnte aber ebenso durch das Motu proprio "Summorum pontificum" Benedikts XVI. vom 07.07.07, in Kraf getreten ab dem 14. September 2007, zum Erfolg geführt haben, denn ab da war das alte Messbuch ja wieder ausdrücklich genehmigt und gewollt. Ab diesem Zeitpunkt konnte keiner mehr die Anhänger der überlieferten Messe müde belächeln, als geistig Zurückgebliebene bedauern, die halt dem Schritt der Zeit standzuhalten nicht in der Lage sind.

Addieren wir nun zum ersten oder zweiten Datum oder einem Datum dazwischen die knapp 15 Jahre hinzu, dann gelangen wir auf jeden Fall in den Sommer 2020. Dann sind die 780 Wochen Alte Messe(abzüglich der 106 Wochen, da sie nicht öffentlich zelebriert wrden durfte) wieder zu Ende.

Was kann dieses Ende herbeigeführt haben? Ein Verbot? Eine Aufforderung, Frauen als Ministrantinnen und Priester zuzulassen? Dazu müsste Kardinal Bergoglio erst mal richtig ungehorsam gegenüber dem Papst werden. In der Zölibatsfrage hat er sich ihm ja noch gebeugt. Erinnern wir uns: er wollte den Zölibat abschaffen, der Papst sagte Njet, und der Kardinal zog zur Enttäuschung aller Modernisten sein Anligen zurück.

Der Grund könnte auch viel einfacherer Natur sein. Während des Erlöschens jeglichen öffentlichen Gottesdienstes könnte sich das Kräfteverhältnis zwischen Novus Ordo und überlieferter Messe sosehr zugunsten letzterer verschoben haben, dass Kardinal Bergoglio einfach die Notbremse ziehen muss.

Auf ein sicherlich nicht besonders wahrscheinliches Szenario möchte ich noch eingehen. Nehmen wir den 14. September 2007, dem Tag des Inkrafttretens von "Summorum pontificum", als Ausgangspunkt. Der erste Sonntag danach ist der 16. September 2007 und der 780. Sonntag der 21. August 2022. Sollte nun ab dem 781. Sonntag danach, dem 28. August 2022, die Alte Messe per Dekret verunmöglicht werden, würde die darauffolgende Nacht, die Nacht vom 28. auf den 29.08.2022 neben den Nullen und Zweien, die ja derzeit jedes Datum enthält, zwar zwei Achten und eine Neun enthalten, die Irlmaier als Kriegsbeginn gesehen hat; dennoch hätte dann Irlmaier statt der 8 und der 9 eher die 28 und die 29 gesehen. Von einem anderen seiner Gesichte ist nämlich bekannt, dass er dreimal die 27 gesehen hat und an jedem 27. dann bei der die Prophezeiung betreffenden Person ein besonderes Ereignis eingetreten ist.

Als Auslegung der zwei Achten und der einen Neun als Kriegsbeginns-Datum wäre die Nacht vom Montag, den 8., auf Dienstag, den 9. August, wohl wesentlich besser geeignet, sei es nun bereits das Jahr 2022 oder 2023, vielleicht auch erst 2024 oder 2025, eine spätere Jahreszahl oder gar eine, die eine 8 oder 9 enthält ist kaum noch vorstellbar. Um den Kriegsausbruch aber als Strafe für das abermalige Verbot der überlieferten Messe verstehen zu können, wäre aber doch das Jahr 2022, speziell die Nacht vom 08. auf den 09.08.2022 am geeignetsten. Die Zählung der 780 Sonntage müsste man halt an einem Datum zwischen dem 07.07.07 und Ende August sehen, etwa ab da, wo in der Heimat Pfarrer Handwerchers die Alte Messe zum ersten Mal wieder offiziell zelebriert worden ist.

Der Grund für die geschauten Ereignisse

Warum muss das alles geschehen?. Gegen Ende der zweiten Strophe gibt uns die göttliche Majestät die Antwort, in deren letztem Vers wir lesen: "und den Glauben nicht verletzen".

2. Sonntag, letzte 3 Strophen
„Meine Rechte hab‘ ich zürnend
auf die Länder ausgestrecket.
Ein Gericht ist angesetzet,
das die Erdenvölker schrecket.
Meinen Weizen will ich worfeln;
säubern will ich meine Tenne;
doch die Meinen will ich sammeln,
wie die Küchlein lockt die Henne.
Will ein neues Reich mir stiften
und darein die Treuen setzen,
die in Buße meiner harren
und den Glauben nicht verletzen.“

Pfarrer Handwerchers gesamte Schau an 15 Sonntagen

Einleitung
Einst an einem Wintersonntag
morgens um die vierte Stunde
rief ich am Altare kniend
auf zu Gott von Herzensgrunde,
zu dem Vater um Erbarmung,
um Erbarmung zu dem Sohne,
um Erbarmung zu dem Geiste
schrie ich auf im Schmerzenstone.
Da ich nichts als: „O erbarme!“
zu dem Herrn zu beten wusste,
trifft den Körper eine Schwäche,
dass ich aus der Kirche musste.
Kaum betrat ich meine Kammer,
als ein Schlummer auf der Stelle
mir verschloss des Leibes Augen;
doch des Geistes Aug‘ sah helle.
Klarer als die Sinne sehen,
schaut ich im inwend’gen Lichte;
und es trat mir vor die Seele
jetzt das erste der Gesichte.
Ebenso am nächsten Sonntag
ward mein Leib vom Schlaf berühret
und das zweite der Gesichte
meinem Geiste vorgeführet.
Und am dritten und am vierten
und den folgenden Sonntagen,
jedesmal zur selben Stunde
hat sich’s also zugetragen.
Immer ließ es Gott geschehen,
dass die Körperkraft ermatte,
während ich in Geistesklarheit
die lebend’gen Bilder hatte,
bis als Ganzes sich geschlossen
der Gesichte Folgereihe,
welche ich in Jesu Namen
liebevoll dem Hörer weihe.
1. Sonntag:
Gottesgeißel
Als ich heimkam von der Kirche,
sank ich auf mein Lager nieder,
doch das Schreien um Erbarmen
hallte in der Seele wider.
Plötzlich sah ich neben meiner
wunderhold ein Knäblein liegen,
das die Seele lächelnd einlud,
an sein Herz sich anzuschmiegen.
Und ich sprach: „Du liebes Kindlein,
kannst dich über uns erbarmen?“
Und es ging vom Mund des Kindes
süßer Hauch: „Ich will erbarmen!“
Plötzlich an des Kindes Stelle
lag ein Mann von dreißig Jahren,
und es trieb mich an mit Flehen
ihm sogleich zu offenbaren. –
„O fürwahr, du bist derselbe,
der als Kindlein dagewesen,
willst du helfen, willst du retten,
ach, dann werden wir genesen.“
Weg war Mann und Kind! Urplötzlich
tobt ein Sturmwind in dem Hause;
aus den Angeln fliegt die Türe
auf mit donnerndem Gebrause.
Und ich hörte eine Stimme
ins erstaunte Ohr mir fließen:
„Sieh, ich habe aufgeschlossen,
und es kann kein Mensch verschließen.“
Aber durch die Kammertüre,
die der Sturmwind aufgelassen,
sah ich plötzlich in die Stube
strömen dichte Menschenmassen.
Alle schauten sie zum Himmel.
Eine sprach zur andern. „Siehe!“
Ich jedoch stand auf vom Lager,
sank zu Boden auf die Kniee.
„Gott“, so sprach ich, „ist erschienen.
unwert bin ich, nur die Riemen
seiner Schuhe aufzulösen,
ihm, dem Preis und Ruhm geziemen.“
Aber in derselben Stunde,
wo im Geiste dies geschehen,
ward ein schrecklich' Feuerzeichen
an dem Firmament gesehen.
Ähnlich einem Tafeltuche
hing es nieder von den Sternen;
und es ward herabgelassen
aus des Himmels tiefsten Fernen.
Aus dem Tuche steigen Nebel
auf samt Rauch und Feuerflammen;
und es wickelt wie ein Balken
plötzlich sich das Tuch zusammen.
Eins der Enden von dem Balken
hat ein Kronenreif umfangen;
doch am andern Ende sah man
eine Geißel Gottes hangen.
Lange sah man diesen Balken
waagerecht am Himmel glühen,
und die Geißel hochgeschwungen
Feuerfunken niedersprühen.
Endlich sah man noch den Balken
in ein Schlachtschwert sich verändern,
welches blutrot aufgehoben
über Städten hing und Ländern.
2. Sonntag:
Gericht ohne Erbarmen
In des Jammers Hause sah ich
über tausend erdenfarb’ne
dchmerzverzehrte Menschen stehen
in dem weiten Krankensaale.
Mitten in dem Saale sah ich
einen Mann zu Stuhle sitzen,
dessen Augen gleich der Sonne
voll erhab’ner Würde blitzen.
Solche Majestät des Wesens
war mir vorher nie erschienen.
Ich erkannte: diese Hoheit
kann nur Gott zur Hülle dienen.
In der Stirne tiefen Falten
schien ein Adlerzorn zu liegen;
Ernst und Strenge schien die Milde
seines Herzens zu besiegen.
Auf das Knie gesenket wagt‘ ich
seine Kniee zu umklammern.
seine Füße sanft zu küssen
und zu Ihm hinauf zu jammern:
„O erbarme dich, Erbarmer,
sieh des Elends ganze Größe!
O erbarme dich, Erbarmer,
o errette, o erlöse!“
Aber langsam neigt der Hehre
sein erhab’nes Haupt bei Seiten.
Durch den Wink des Auges sah ich
mein Gebet mit „Nein“ bescheiden.
Nochmals wag ich meine Bitte;
aber mit der Hand zurücke
weist der Hohe majestätisch.
Und er sprach mit ernstem Blicke:
„Meine Rechte hab‘ ich zürnend
auf die Länder ausgestrecket.
Ein Gericht ist angesetzet,
das die Erdenvölker schrecket.
Meinen Weizen will ich worfeln;
säubern will ich meine Tenne;
doch die Meinen will ich sammeln,
wie die Küchlein lockt die Henne.
Will ein neues Reich mir stiften
und darein die Treuen setzen,
die in Buße meiner harren
und den Glauben nicht verletzen.“
3. Sonntag:
Großes Sterben
„Was soll werden?“, war mein Denken,
als der Geist in Schlaf mich stürzte;
und ich schaute eine Blume,
so die Luft mit Weihrauch würzte.
Während ich am Farbenschmelze
hochentzückt mein Aug‘ erbaue,
neigt der Blume Haupt sich plötzlich,
wie berührt von gift’gem Taue.
Und es welkt die Blumenkrone,
dorrt wie Heu und sinkt zur Erden,
wird zu Staub und wenig Erde;
und ich hörte: Das soll werden.
Jetzo werd ich abberufen;
und ich ging zum Hospitale,
und ich stand im Priesterkleide
mitten in dem Krankensaale.
Jammer spricht hier aus dem Auge
von den Hunderten Elenden.
Ach an Wärtern fehlt’s und Priestern,
allen Hilf‘ und Trost zu spenden!
Viele kämpfen ihren Tod’skampf
mit verzehrtem Blick und Leibe,
rollen in des Schmerzes Zucken
ihren Körper gleich der Scheibe.
Schaurig rasseln durch die Straßen
unablässig schwarze Karren;
und man wirft hinab die Leichen
ehe sie noch ganz erstarren.
Und bei fernen Leichenzügen
singen dumpf die Grabgefährten:
„Miserere mei Deus!“
Und ich hörte: Das soll werden!“
4. Sonntag:
Turm der Kirche unzerstörbar
Eine Kirche sah ich stehen;
und ich stieg hinauf im Turme.
Plötzlich scheint der Turm zu schwanken
wie ein Tannenbaum im Sturme.
„Ach, der Turm stürzt!“, rief ich ängstlich,
und ich ließ in banger Eile
von der Spitze mich hernieder
an dem nächsten Glockenseile.
„Dieser Turm wird nimmer stürzen
vor der Welt und Zeiten Ende!“
Also sagte mir ein Starker:
„Siehe an die Fundamente!
Aber jetzo ward ein Quader
aus des Turmes Kranz gelöset.
Dieses hat am ganzen Baue
Solches Zittern eingeflößet.“
Und ich sah den Grund gefestet
in des Berges Felsenadern,
einen Wald von Säulenbogen,
Pfeilern aus den strärksten Quadern.
Unzählbare Eisenstangen
klammern sich von Stein zu Steine;
alle Fugen sind verkittet
zu unlösbarem Vereine.
Also war der Bau geschirmet
von unsichtbar starken Stützen,
dass kein Stein gefunden wurde,
den nicht tausend andere schützen.
Hochverwundert musst‘ ich rufen:
„Dieser Turmbau wird bestehen.
Ehe seine Zinnen stürzen,
wird das Erdenrund vergehen.“
Bald erkannt‘ ich drauf den Quader,
welcher damals los sich machte;
denn es starb zur selben Stunde
Pius, so genannt der Achte.
5. Sonntag:
Verwüstung der Kirche
Gefüllter Friedhof
Mitten in den Strom des Niles
trugen mich des Geistes Flügel
über eine öde Insel,
rings umwogt vom Wasserspiegel.
Wellen kommen, Wellen schwinden,
schlagen an die Bank von Sande.
Traurig steht der rote Ibis
in dem schwanken Rohr am Strande.
Zwischen Schilfen und Papyrus
rauscht das Nilpferd ungestaltet;
und so sonnt das Krokodil sich,
das den gelben Rachen spaltet.
Linkshin – Libya, die Wüste –
Rechts – Arabias Felsenmassen –.
Ich allein im breiten Strome
Schrecklich einsam und verlassen.
Und die Stimme in dem Innern,
die da billigt und verklaget,
schreit: „Ist nirgendwo ein Ausweg?“
Und ihr ward darauf gesaget:
„Sieh, der Weg ist in den Bergen,
dornig, alpenvoll, uneben;
durch die Mitte der Gefahren
führt der eine Weg zum Leben.
Über Schlangen, Basilisken,
Krokodil und Löwenrachen
sollst du schreien unverzaget
und der Hölle Trotz verlachen.“
Von dem Abhang eines Berges
bin ich gegen Tal gestiegen,
in der Kirche meiner Pfarre
dem Gebete zu obliegen.
Neben einem Gottesacker
führten mich vorbei die Schritte;
und ich sah die Seelenkirche
offen in der Gräber Mitte.
Ein paar hundert Schritte tiefer
lag die Kirche in dem Tale.
Da verließ mich der gewohnte
Kirchenweg mit einem Male.
Eine Straße, wohlbekieset,
vielbefahren, schnurgerade,
von der Baumallee beschattet,
sah ich statt dem alten Pfade.
Also kam ich bis zur Kirche.
Da ich öffnen will die Türe,
sinkt sie schwankend aus den Angeln,
wie ich sie nur leis berühre.
Da ich nun das Inn're schaute,
hat sich mir das Herz empöret;
Betstuhl‘, Kanzel und Altäre
sind gestürzet und zerstöret.
Drinnen sieht man niemand beten;
Heu und Stroh erfüllt die Hallen;
Kaufmannsgüter sind darüber
aufgetürmt in schweren Ballen.
Dieses Haus, dereinst gegründet,
dass es Gott zur Wohnung diene,
ist verwendet nun zum Zollhaus
und zum Warenmagazine.
Und ich seufzte: „O wie schrecklich
ist das Heiligtum zertreten!
Ausgeraubt ist Gottes Wohnung;
ach, hier kann ich nicht mehr beten!“
Heimwärts auf dem selben Wege
schritt ich, ganz von Gram erfüllet;
da begegnet mir ein Fremder,
in ein schwarz‘ Gewand verhüllet.
In den Falten des Gesichtes
schien ein finstrer Groll zu hausen;
frech und herrisch ist die Stirne
und sein Aug‘ erreget Grausen.
Er durchbohrt mich mit dem Blicke
aus dem wilden Feuerauge.
Ha! Mir war, als ob der Hölle
Abgrund mir entgegenhauche.
Wie beim Anblick der Medusen
starren mir wie Stein die Glieder;
und beflügelnd meine Schritte
kam ich zu dem Kirchhof wieder.
Sieh, die ganze Kirchhofsfläche
glich dem frischen Ackerfelde!
So durchfurchten seine Rasen
der Verstorbenen Gezelte.
Neben frischen Leichenhügeln
sah ich viele Gräber offen: –
Gott! erbarme dich der Seelen,
deren Leib der Tod getroffen!
6. Sonntag:
Weltjahrmarkt wird Beute Satans
Nur gebeugte Knie helfen
In dem Innern einer Kirche
sah ich Männer, Kinder, Greise;
alle lasen in der Bibel,
Deuchten all sich klug und weise.
Aber ich nach meinem Brauche
las im Römischen Breviere;
und es fragten mich die andern,
welch‘ Erbauungsbuch ich führe.
Höchlich staunten alle Leute,
dass ich noch in diesem Buche
voller Formeln, längst veraltet,
meines Geistes Nahrung suche.
Doch ich blieb bei meiner Lesung;
und es trieb mich an, inwendig,
dass ich sprach: „Der Buchstab‘ tötet,
einzig macht der Geist lebendig.“
Jetzo hör‘ ich zu mir sagen:
„Komm, ich will die Welt dir zeigen!“
Und ich ging mit einem Manne
durch die Stadt. – In tiefem Schweigen.
In der Häuser langen Reihe
zeigte mir der Mann das seine,
führte mich in seinen Hausgang,
und dort ließ er mich alleine.
Hinter einer Gartentüre,
die geöffnet wird nach innen,
nahm ich Stellung, um die Aussicht
auf die Straße zu gewinnen.
Sieh, ein Markt war aufgeschlagen!
Zahllos sah ich Tisch und Buden,
sah die Käufer und Verkäufer,
Männer, Weiber, Trödler, Juden.
Alle Früchte dieser Erde
sah ich aufgtetürmt zu Haufen;
aller Länder Fabrikate
sah ich kaufen und verkaufen.
Was als Stoff zur Kleidung dienet:
Wolle, Linnen, Pelz und Seide;
was im Abgrund wird gewonnen:
Waffen, Silber, Gold, Geschmeide;
was dem Auge wohlgefällig,
was von künstlichem Gebilde,
was dem Ohre süß und lieblich,
was dem Fühlen weich und milde;
was den Gaumen nur erlustigt
von Getieren, Vögeln, Fischen,
von Gewürzen, Kräutern, Weinen,
fand ich auf den Händlertischen.
Aller Menschen Tagsgeschäfte
war ein Markten, Treiben, Dingen,
um Gewinnste zu erkaufen,
um Gewinnste zu erringen.
Plötzlich sah ich wilde Tiere,
wohlbewehrt mit Zahn und Krallen,
Tiger, zottig, schwarz und grausam,
in des Volkes Menge fallen.
Tausend von den Käufern, Händlern,
sah ich von der Tiere Bissen
mitten in dem Marktgedränge
angefallen und zerrissen.
Zitternd in dem Herzensgrunde
sah ich auf der Tiger Toben.
Sieh, da kommen schon die Tiger
gegen mich dahergeschnoben!
Und sie dräuen, grimmig, wütend,
mit den Zähnen mich zu schnappen;
und sie drängen mit den Tatzen,
mir die Türe aufzutappen.
Mit gebeugtem Knie sucht ich
fest die Türe zuzudrücken;
und ich zog zugleich das Messer,
um als Wehre es zu zücken.
Auf der Tiere Köpfe schlug ich
mit der Waffe viele Male;
doch es war als träf die Klinge
einen Helm von stärkstem Stahle.
Solche Feinde zu verwunden,
kann das Messerlein nichts nützen;
doch es retten mich die Knie,
so die Türe unterstützen.
Dadurch konnten diese Tiger
in das Haus hinein nicht dringen,
gleich den Käufern auf dem Markte
mich zu töten, zu verschlingen.
Während ich noch schwach und zagend
kämpfe mit der Tiere Grimme,
hört ich in dem Haus inwendig:
„Ruhig!“, rief des Hausherrn Stimme.
Nun erhob sich große Stille;
jene Tiger sah ich nimmer;
doch der Hausherr nahte,
lud mich freundlich in das Zimmer.
„Zeit zum Essen ist soeben;
sei auf Fastenkost geladen;
doch, gehorchst du nicht der Kirche,
dann ersätt‘ge dich mit Braten!“
Ich erklärte ihm dagegen,
dass ich mich der Kirche füge,
dass die Fastenkost vom Tische
jenes Hausherrn wohl genüge.
Unterm Mahle sprach derselbe:
„Unnütz war zum Schutz dein Messer;
doch die tiefgebeugten Kniee
dienten dir zur Rettung besser.
Nie mehr wird den Feind besiegen,
wer mit solchen Waffen streitet,
die er sich nach eig‘ner Einsicht
aus der eig’nen Kraft bereitet.
Satan, stets nach Beute brüllend,
darf nur dann dich nicht antasten,
wenn du fleißig Leib und Seele
waffnest mit Gebet und Fasten.“
7. Sonntag:
Aller Gottesdienst erloschen
Eines Hochamts ernste Feier
hatt‘ ich eben übernommen,
und ich war im heil'gen Amte
bis zur Präfation gekommen.
Sieh, die Präfation des Festtags
war im Messbuch nicht zu finden!
„Warum säumst du in dem Amte?“,
lärmt man in der Kirche hinten.
Und ich gab darauf zur Antwort:
„Weil die Präfation ich suche.“
Doch soviel ich immer blätt’re,
find ich keine in dem Buche.
Jetzo hört‘ ich eine Stimme:
„Schaue aufwärts an die Wände!
Siehe! Siebenhundertachzig
schrieben dort verborg’ne Hände!“
„Ziehe ab!“, so hat die Stimme
nun zum zweitenmal geschrien;
eine Zahl ward angeschrieben,
von der ersten abzuziehen.
Und ich las: „Einhundertsechse“.
Und es ruft die Stimme wieder:
„Also lange liegt auf Erden
aller Gottesdienst darnieder!“
8. Sonntag:
Schwanken der Kanzeln
Große Menge füllt die Kirche,
und es herrschet tiefe Stille,
dass dem Volk verkündet werde
Christi Wort und Gottes Wille.
Da ich jetzt zur Kanzel trete,
scheint die Kanzel sich zu neigen.
Jemand rief: „Die unt’re Kanzel
wankt; zur höh’ren musst du steigen!“
Auf die höh’re Kanzel stieg ich,
welche am erhöht’sten Orte
angebracht war in der Kirche,
zu gehorchen jenem Worte.
Da beginnt auch diese Kanzel
zu erzittern und zu beben.
Und dieselbe Stimme hört‘ ich
sich zum zweitenmal erheben:
„Auch die höh’re Kanzel wanket.
Nötig ist es, dass nun eine
neue Kanzel an dem Eckstein
dieses Tempelbau’s erscheine.“
9. Sonntag:
Beichtstühle in die Wüste entführt
Vor der Kirche eines Klosters
standen Stühle in dem Freien.
Es bereiten sich zum Beichten
dichtgedrängte Menschenreihen.
Wohl mit Beichtigern und Priestern
sind versehen alle Stühle.
Ich saß auch in meinem Beichtstuhl
in dem dichten Volksgewühle.
Plötzlich sah ich alle Beichtstühl‘
in dem Luftzug sich erheben,
leicht wie Federn ob den Köpfen
der erstaunten Menge schweben.
Auch mein Stuhl war ausgerissen;
doch erfassend Baumesäste
konnt' ich retten mich vom Schwindel
und gewann der Erde Feste.
Fürchtend dacht ich: diese Stühle,
die da flattern gleich den Blättern,
könnten stürzend aus den Lüften
viele aus dem Volk zerschmettern
und die Büßenden erdrücken,
die genaht voll Heilsvelangen.
Sieh, da ist ein Sturm vom Herren
von den Himmeln ausgegangen!
Und es wurden alle Stühle
samt den Priestern, die drin saßen,
dorthin, wo sie niemand schaden,
in die Wüste fortgeblasen.
10. Sonntag:
Wolkenbruch, Unwetter auch über Bayern
Auf das Feld war ich gegangen,
um der Arbeit nachzuschauen.
Und mein Baumann war beschäftigt,
Habersamen auszubauen.
Schwarze Wetterwolken sah ich
ganz Europa rings umschleiern.
Doch der Himmel strahlte heiter
einzig auf dem Lande „Bayern“.
Doch auf einmal hat auf Bayern
sich das Wolkenmeer ergossen;
und der Sturmwind kam geflogen,
und es fielen schwere Schlossen.
Obdachsuchend vor dem Sturme,
der einherfuhr mit Gebrause,
ging ich in dem nächsten Dorfe
zu dem ersten Bauernhause.
11. Sonntag:
Die Erde ein Schutt- und Ruinenhaufen
Überdauernd nur das reine Evangelium
Auf dem höchsten Berg der Erde
lag ich betend auf den Knien.
Durch Marien, Jesu Mutter,
hat mein Herz zu Gott geschrien.
Wüst lag unter mir die Erde;
und wie weithin herrscht mein Auge,
dampft ihr Grund wie Vesuvs Krater
von inwend’gem Brandesrauche.
Der zerklüftet‘, schwarze Boden
ist verkohlet und verglaset.
Über diesem Haufen Schutte
hat ein Wirbelwind geraset.
Zahllos sah ich die Ruinen
von den Städten in dem Lande;
Kirche, Häuser ohne Dachung,
lodern von dem innern Brande.
Durch die Öffnungen der Fenster
glüht es wie ein Höllenrache.
Hinter schwarzen Eisengittern
wild die roten Flammen lachen.
Ich verließ nach langem Beten
dann des Berges Haupt, das kahle,
stieg durch Reste eins Waldes
nieder zu dem nächsten Tale.
In den Trümmern eines Dorfes
da betrat ich Hausruinen,
wo ich einen Mann erschaue;
sonst ist niemand mir erschienen.
„Ach, wo bin ich?“, war mein Erstes.
„Tausend Meilen wohl vom Orte,
wo du nach dem Leibe wohnest“,
waren des Gefragten Worte.
„Welches Unglück?“, fragt‘ ich weiter,
„ist in diesem Land geschehen?“
„Ach, so hast du“, war die Antwort,
„nicht das Schreckliche gesehen?“
Alle Städte und Fabriken,
die einst blühten, sind verödet;
die darinnen sich genähret,
sind zerstreuet und getötet.
Ich gewahrte einen Wandschrank;
öffnend fand ich dicke Bände
mit der Handschrift alter Mönche
auf ergrautem Pergamente.
Da ich nach dem Inhalt frage
dieser staubbedeckten, alten
Schriften, die man hier verwahrte,
hab als Antwort ich erhalten:
„Unkunabeln von Franziskus
sind’s, dem Freund der Seraphinen.
Diese kann man jetzo brauchen,
denn es ist die Zeit erschienen.“
12. Sonntag:
Europäischer Satanskampf gegen die Kirche
Ganz Europa war ein Lager
von dem größten Kriegesheere;
und es sammeln sich die Scharen
gleich dem Sande an dem Meere.
Alle Völker waffnen wilde
Schreckens-Revolutionen,
um die Männer zu bestreiten
die auf einem Berge wohnen.
Denn in eine Felsenfeste
haben sich zurückgezogen
all die wenigen Getreuen,
die dem Baal das Knie nicht bogen.
Die des Osterlammes Siegel
klar auf ihrer Stirne tragen
und, wohin das Lamm auch gehe,
ihm stets nachzufolgen wagen.
Die am alten Felsen halten,
hoffnungsvoll nach jenen Worten:
„Dass den Felsen nicht erschüttern
werden alle Höllenpforten.“
Und ich schaue, wie die Feinde
aus den Völkern Streiter warben;
und ich sah bei jedem Stamme
seine Fahnen, seine Farben.
Einen sah ich, der vor allen
heißergrimmt im Hasse wütet
und zum Sturme anzufeuern
seine Scharen nicht ermüdet.
Furchtbart deckt ihn schwarze Rüstung.
Seine Kraft ist ungeheuer.
Rauh ist jedes seiner Worte,
und sein Blick und Schwert ist Feuer.
Stolz, unbändig ist sein Streitross,
trauerfarbig und geflügelt,
das erschnaubend duch die Lüfte
gegen unsre Festung zügelt.
Wütend schlägt er mit dem Schwerte
an der Festung Eisengittern,
dass die Mauern wie die Herzen
der gerechten Christen zittern.
Doch in Kraft des Namens Jesu
stellt ich mich dem Feind entgegen,
hielt ihm vor den Namen Jesu
und des heiligen Kreuzes Segen.
Und ich sah ihn nebst dem Rosse
an dem Felsenberg zerschellen,
sah ihn fallen gleich dem Blitze
in den Abgrund seiner Höllen.
13. Sonntag:
Restauration der Kirche
Auf der Spitze eines Berges,
in der Mitte grüner Auen
sah ich einen neuen Tempel,
eine neue Kirche bauen.
Von dem Plan des ganzen Tempels
war erst das Portal vollendet,
welches gleich der Sonne leuchtend
jedes Menschen Auge blendet.
Herrlich wölbt sich das Gebäude
wie ein klarer Regenbogen.
Offen sind die weiten Pforten,
dass hinein die Völker wogen.
Seine Mauern sind von Golde,
hell, geschliffen und polieret,
auch mit vielen Edelsteinen
und mit Perlen reich gezieret.
Arm sind alle Erdenschätze
vor dem Wunderwerk der Zeiten,
nichts Salomonis Tempel gegen
dieses Baues Herrlichkeiten.
Und ich dachte hochentzücket:
„Welche Kirche wird dies werden!
Ach, ist diese Wohnung Gottes
nicht zu herrlich für die Erden?!“
14. Sonntag:
Christus herrscht
Von demselben Tempelbaue,
den ich sah zum ersten Male,
unvergleichlich herrlich strahlend
sah ich wieder das Portale.
Durch die off'nen Flügeltore
sah ich jetzt zum Hochaltare.
Dorten ausgespannt am Kreuze
hing das Opferlamm, das wahre.
Seine Stirne ist mit Rosen,
nicht mit Dornen mehr umbunden.
Kränze schmücken seine Arme,
herrlich strahlen seine Wunden.
Jesus löst vom Kreuz die Arme
mit den blühenden Girlanden,
und er schenkt von seinen Wunden
süße Düfte auf die Landen.
In dem Himmel wie auf Erden
ihm die Knie alles bieget.
Und ich höre eine Stimme:
„Jesus Christus hat gesieget.“
15. Sonntag:
Alles eins im Glauben
Wieder sah ich Berg und Kirche
Mit dem herrlichen Portale;
doch der Weg hinauf war steiler,
als die beiden ersten Male.
Zu dem goldenen Portale
reihen Hallen sich und Mauern,
fest aus gold’nem Guss gefüget,
um Jahrtausende zu dauern.
Herrlich in der Himmelswölbung
hat die Kuppel sich erhoben;
und das Kreuz, das Welt und Satan
überwunden, steht hoch oben.
Meine Augen überraschen
jetzt drei Tempel in dem einen,
die vereint und doch geschieden
als ein Ganzes mir erschienen.
Links ist Gott des Vaters Tempel,
rechts der Tempel von dem Worte,
mitten strahlt des Geistes Kirche
in dem heil'gen Gnadenorte.
In den dreien Kirchen sah ich
in anbetendem Vereine
mit den Engeln und den Heil’gen
die andächtige Gemeinde.
Alle Gläubigen und Frommen
jeden Ranges, jeden Standes,
jeden Alters und Geschlechtes,
jeden Weltteils, jeden Landes.
Wer zum Geist ruft, ehrt den Vater;
wer den Sohn ehrt, dient dem Geiste;
niemand kann zu einem flehen,
der nicht Dreien Ehrfurcht leiste.
Zur Monstranze wählt die Jugend
sich des Waldes schönste Fichte;
und es strahlt im grünen Zelte
Jesu Herz in mildem Lichte.
Und es wirft die hellsten Strahlen
auf die Lande nah und ferne
und erquickt mit seiner Wärme
auch des Himmels weit’ste Sterne.
Hochentzückt von dem Gesichte
sank ich auf die Tempelstufen;
und in Preis und Dank ergossen
hat mein Herz zu Gott gerufen:
„O wie fromm ist diese Jugend,
o wie fromm die ganze Herde!
O wie herrlich ist die Wohnung
meines Gottes auf der Erde!“
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