Papst-Rücktritt aus Resignation?
Wer die Bilder von Benedikt XVI. in der letzten Zeit gesehen und seine schwache Stimme gehört hat, der wird keinen Zweifel daran haben, dass der Papst aufgrund schwindender Kräfte sein Amt aufgab.
Aber es stellt sich die Frage, ob mit diesem körperlichen Zerfall nicht eine Resignation verbunden war, die ihn möglicherweise beschleunigt hat.
Zweifellos litt der Hl. …Mehr
Papst-Rücktritt aus Resignation?
Wer die Bilder von Benedikt XVI. in der letzten Zeit gesehen und seine schwache Stimme gehört hat, der wird keinen Zweifel daran haben, dass der Papst aufgrund schwindender Kräfte sein Amt aufgab.
Aber es stellt sich die Frage, ob mit diesem körperlichen Zerfall nicht eine Resignation verbunden war, die ihn möglicherweise beschleunigt hat.
Zweifellos litt der Hl. Vater unter dem fortschreitenden Zerfall des Erscheinungsbildes der katholischen Kirche. Allein der Rückgang der sonntäglichen Gottesdienstbesucher in seinem Heimatland wirft darauf ein Schlaglicht: Waren es 1950 noch mehr als 50% der Katholiken, die am Sonntag zur Hl. Messe gingen, so sind es 2009 nur noch 13% gewesen.
Gewiss ist für diesen Zerfall die säkulare Gesellschaft mit verantwortlich, aber das erklärt nur einen Teil des Problems. Ein so rapider Rückgang der Gottesdienstbesucher und ebenso die Tatsachen, dass sich die Priesterseminare und Ordenshäuser in den letzten Jahrzehnten in erschreckendem Maße geleert haben, all das ist nicht erklärbar, ohne dass man annimmt, dass Vorgänge im Innenraum der Kirche dabei eine ausschlaggebende Rolle gespielt haben.
Dabei richtet sich der Blick auf die beiden Hauptereignisse der letzten 60 Jahre, nämlich auf das Konzil und die nach seinen Vorgaben hergestellte Neue Messe.
Benedikt XVI. gehörte als Berater von Kardinal Frings auf dem Konzil zur Fraktion der Neuerer, die die Fraktion der Konservativen bekämpften; vor wenigen Tagen sprach der Papst vor den versammelten Priestern von Rom sogar von Schlachten, die zwischen diesen Parteien geschlagen wurden.
Nun erkennt Benedikt XVI. den Zerfall des Erscheinungsbildes der Kirche und muss sich eingestehen, dass es ihm in seinem Pontifikat nicht gelungen ist, eine Wende herbeizuführen. Zwar sieht er einen Zusammenhang dieses Zerfalls mit gewissen Konzilsbeschlüssen, aber nicht diese selbst, sondern falsche Interpretationen derselben seien schuld, so behauptet er, wobei er nicht zu bedenken scheint, dass allein die Interpretierbarkeit der Texte ein gravierender Einwand gegen dieselben ist.
Aus der Absicht, Maßnahmen gegen den Zerfall des Erscheinungsbildes der Kirche zu ergreifen, sind auch seine Bemühungen um die Priesterbruderschaft St. Pius X. zu verstehen. Benedikt XVI. ließ schon seit langer Zeit keinen Zweifel daran, dass er unter der Banalisierung leidet, wie heutzutage weithin die Liturgie in der katholischen Kirche gefeiert wird und hoffte, durch die Hineinnahme dieser Priesterbruderschaft in den offiziellen Raum der Kirche ein Gegengewicht setzen zu können.
Zu diesem Zweck wurden in den vergangenen Jahren eine Reihe theologischer Gespräche zwischen Vertretern der Priesterbruderschaft St. Pius X. und Vertretern Roms geführt. Diese Verhandlungen wurden auf Video aufgenommen und dem Hl. Vater anschließend gezeigt.
Nun versetze man sich einmal in seine Lage: Vor 60 Jahren bekämpfte er in den Reihen der Neuerer die Fraktion der Konzilsväter, die sich auf dem Konzil gegen Lehren wandten, die nicht traditionskonform waren und die vor dem Zerfallszenario warnten, das später Wirklichkeit wurde. Nun standen diese Konzilsväter, deren Warnungen sich erfüllt hatten, sozusagen wieder auf, und zwar in den Verhandlungspartnern der Priesterbruderschaft St. Pius X., deren Gründer, Erzbischof Marcel Lefebvre, Benedikt XVI. vor einigen Jahren wörtlich als einen „großen Mann der Gesamtkirche“ bezeichnet hatte.
Es war für Benedikt XVI. gewiss ein schwerer Schlag, dass es ihm nicht gelang, die Priesterbruderschaft St. Pius X. zu integrieren, weil diese sich weigerte, sowohl Teile der Konzilstexte als auch die Neue Messe anzuerkennen, unter Hinweis darauf, dass diese einen Bruch mit der traditionellen Lehre der Kirche und eine wesentliche Ursachen für den genannten Zerfall ihres Erscheinungsbildes darstellen.
Man geht wohl kaum fehl in der Annahme, dass diese und andere vergebliche Versuche dem Zerfallsprozess des Erscheinungsbildes der Kirche Einhalt zu gebieten, bei Benedikt XVI. zu einer Resignation geführt haben, die ihn in seiner Rücktrittsabsicht bestärkte.