Aquila
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26. Mai: hl. Philipp Neri, der humorvolle Heilige

Foto: famigliacristiana.it

„PIPPO BUONO”

Eine kuriose Heilung: Ein Priester befindet sich gerade bei einem Sterbenden und betet die Sterbegebete. Da platzt plötzlich ein anderer Priester, Filippo Neri, herein, gibt dem Priester beim Sterbebett einen Klaps und beginnt selbst zu beten. Das gefällt dem Schwerkranken so gut, dass er auf der Stelle gesund wird.
Leider wissen wir nichts Näheres über diese plötzliche Heilung. Manches kann man nur vermuten. Ich könnte mir etwa vorstellen, dass Filippo die ganze Sache mit dem anderen Priester abgesprochen hatte. Vielleicht kannte er den Kranken, vielleicht war ihm von Gott gezeigt worden, dass der Kranke gerade auf diese Weise geheilt werden sollte. Wir wissen es nicht sicher, aber bei diesem Heiligen ist gar manches denkbar, denn er hatte einige besondere Gaben von Gozz bekommen: Manchmal wurde er zum Beispiel schwebend über dem Boden gesehen, und gewisse Ereignisse sah er prophetisch voraus.
Jetzt interessiert uns wahrscheinlich, wer dieser Filippo (Philipp) Neri war, der in Rom seinerzeit bald überall als „Pippo buono” („der gute Philipp„) bekannt war. Und noch einen Beinamen bekam er: „der lachende Heilige” oder: „der fröhliche Heilige”. Natürlich gab es auch viele andere fröhliche Heilige, aber beim heiligen Filippo Neri fiel die Fröhlichkeit besonders auf. Er war fröhlich, weil er sich vom lieben GOTT geliebt wusste, und er wollte andere mit dieser Fröhlichkeit anstecken. Das bedeutete allerdings nicht, dass er dabei etwa die Schrecklichkeit der Sünde übersah. Und sosehr er wahre Fröhlichkeit liebte und förderte, sosehr lehnte er Übermut und gefährliche, sündhafte Lustbarkeiten ab!
Filippo Neri (geboren 1515 in Florenz, gestorben 1595 in Rom) war der Sohn eines Notars. Er verlor schon früh seine Mutter und wurde dann von der Stiefmutter erzogen. Aus seiner frühen Jugend wissen wir nicht sehr viel, außer, dass er auffallend gütig zu Kindern und Tieren war.
Nach den Vorstellungen seines Vaters sollte er Kaufmann werden, aber bald zeigte sich, dass er offensichtlich nicht das Zeug zum Kaufmann hatte. Viel lieber hielt er sich in einem Kloster bei den Benediktinern auf, wo er die abenteuerlichen Lebensbeschreibungen der ägyptischen Wüstenmönche kennenlernte, die er „Kerle nach meinem Herzen” nannte.
Mit 18 Jahren verzichtete Filippo auf die Erbschaft, die ihm zugestanden wäre, wenn er Kaufmann geworden wäre, und machte sich zu Fuß nach Rom auf, ohne Geld und mit nur ein paar Hemden ausgestattet. In Rom war er 16 Jahre lang Erzieher zweier Söhne des päpstlichen Zolldirektors Galeotto. (Beide wurden später Priester.) In dieser Zeit erlebte er mehrere Erscheinungen der Muttergottes. Wenn er sie sah, rief er verzückt aus: „Mama, Mama!” Filippo kümmerte sich um Arme, besuchte Kranke, wusch sie, tröstete sie und ermutigte sie. Ein paar Jahre lang studierte er Theologie und Philosophie. Noch während des Studiums verkaufte er alle seine Bücher außer der Bibel, schenkte das Geld den Armen und gab dem Volk auf der Straße religiöse Unterweisungen. Hier zeigte sich bald seine wahre Stärke: Mit seiner fröhlichen Natur konnte er mit Straßenjungen und einfachen Leuten, aber auch zum Beispiel mit Kaufleuten und Künstlern heitere, schlagfertige, aber doch tiefsinnige religiöse Gespräche führen. Er tollte mit den Straßenjungen herum und machte Späße. Aber niemand soll meinen, dass Filippo etwa oberflächlich und leichtsinnig war, im Gegenteil! Vor allem ist zu betonen, dass er ein ganz großer Beter war! Mit 36 Jahren wurde Filippo auf Anraten seines Beichtvaters zum Priester geweiht. In der kleinen Kirche San Girolamo della Carità in Rom wurden seine Gottesdienste und Versammlungen mit Lobliedern und Gebeten in der Volkssprache so beliebt, dass über dem Kirchenschiff ein zusätzlicher Raum eingerichtet werden musste, weil so viele Leute kamen. In diesem Raum, „Oratorium” genannt, entstand ein Treffpunkt von Gleichgesinnten. Im Mittelpunkt dieser Treffen standen Gebete, Bibelbetrachtungen, Glaubensgespräche und Gesänge. 1552 gründete Filippo die Weltpriester-Gemeinschaft der „Oratorianer”.
Viele, viele Stunden verbrachte Filippo im Beichtstuhl, weil er um den großen Wert der Beichte wusste. Unzählige Leute suchten ihn auf, um zu beichten. Er hasste die Sünde, liebte aber den reuevollen Sünder und hatte viel Verständnis für die Menschen mit ihren Schwächen und Problemen. Er gehörte nicht zu den Menschen, die hart und erbarmungslos waren, wenn jemand etwas falsch gemacht hatte. Ihm war klar: Wer erbarmungslos ist, gerät schnell in Gefahr, selbst zu versagen. Er drückte es einmal so aus: „Ohne Erbarmen für Fehler anderer zu sein, ist ein Zeichen, dass man bald selber fallen wird.” Dem demütigen Filippo war auch bewusst: Ich bin selbst ein Mensch mit Sünden und Fehlern und jederzeit in Gefahr zu sündigen. So kommt es, dass er einmal folgendes originelles Gebet an Gott richtete: „Herr, trau dem Filippo nicht! Wenn Du mich nicht durch Deine Gnade behütest, so werde ich Dich heute verraten und alle Sünden der Welt begehen!” Ein anderes Mal betete er: „Ich werde Dich niemals lieben, wenn Du mir nicht hilfst, mein Jesus!”

Filippo verstand es offensichtlich auch, den Beichtenden die richtigen Ratschläge zu geben. So zum Beispiel wird folgende lustig anzuhörende, aber doch sehr ernste, mahnende Begebenheit berichtet (wahrscheinlich erzählte die betreffende Frau später davon): Die Gräfin Bianchi beichtete einmal bei Filippo, sie habe immer wieder Schlechtes über Mitmenschen gesagt. Der Heilige gab ihr daraufhin eine seltsame Buße auf: „Kaufe auf dem Markt ein Huhn, und bring es mir, rupfe es aber auf dem Weg zu mir sorgfältig!” Am nächsten Tag kam die Frau mit dem federlosen Huhn und bekam nun die Aufgabe, die Federn alle wieder einzusammeln. Die Gräfin wies empört darauf hin, dass das unmöglich sei, weil doch der Wind die Federn weithin zerstreut habe. Daraufhin der heilige Filippo: „Das hättest du vorher bedenken müssen, denn so wie du die Federn nicht wieder aufsammeln kannst, so kannst du auch die einmal ausgesprochenen bösen Worte nicht wieder zurücknehmen.”

Gern veranstaltete Filippo Ausflüge in die Weinberge bei Rom. Dabei wurde musiziert, gebetet und gejausnet. Tausende von Römern wanderten mit ihm.
Die Lieblinge des heiligen Filippo waren die Kinder, die er für JESUS begeisterte. Für sie komponierte er auch Lieder. Oft sagte er zu Kindern: „Seid gut, wenn ihr könnt!” Er verstand die Seelen der Kinder, und ihm war wohl klar, wie man Kinder am besten erzieht. Man darf sie nicht alles tun lassen, aber man soll nicht dauernd an ihnen herumnörgeln, mit ihnen schimpfen und ihnen zu viel befehlen. Sein damaliger Rat für Eltern und Erzieher gilt noch heute: „Wer will, dass man ihm gehorcht, befiehlt wenig.”

Am Abhang des römischen Hügels Gianicolo baute er für die Kinder einen Spielplatz. Mit den Kindern betete er in den Kirchen, mit ihnen tollte er durchs Grüne und spielte ihre lebhaften Spiele mit. Der fromme und zugleich fröhliche Filippo rannte die Treppen hinunter wie ein Schulbub und nahm dabei immer mehrere Stufen auf einmal. Ein anderer Priester fragte ihn einmal, ob ihm der Lärm der Kinder nicht auf die Nerven ginge. Darauf Filippos lächelnde Antwort: „Meinetwegen können sie auf meinem Rücken Holz hacken, wenn sie nur nicht sündigen.”

Über eingebildete Leute machte er sich gerne lustig, und gab ihnen manche Lehre. Eine schicke junge Dame fragte ihn einmal, ob sie hohe Absätze tragen dürfe, ohne sich damit zu versündigen. Filippo hielt ihr keine strenge Predigt, sondern gab ihr lächelnd, aber hintergründig zur Antwort: „Nehmen Sie sich nur in acht, dass Sie damit nicht ausrutschen!”
Für einen besonders eitlen Prediger hatte er eine besondere „Kur” bereit: Er forderte den Prediger auf, seine Predigt siebenmal zu wiederholen! Daraufhin fand der Prediger seine Predigt nicht mehr so supertoll und unübertrefflich.
Für gewisse Damen, die ihn als heilig hinstellten und ihn umschwärmten, hatte er verschiedene Methoden: Zum Beispiel wirbelte er mit seiner Hand ihre Frisuren durcheinander oder er schickte sie in Spitäler zu unheilbar Kranken mit ihrem Gestank und Ungeziefer.

Dem damaligen Papst kam einmal zu Ohren, dass eine
Ordensfrau in der Nähe Roms recht heilig sei. Der Papst, der viel auf Filippos Rat hielt, sandte diesen zum Kloster der angeblich heiligmäßigen Ordensfrau. Filippo machte sich auf den Weg, betrat mit recht schmutzigen Schuhen das Kloster und ließ die betreffende Ordensschwester rufen. Als sie kam, bat er sie, seine dreckigen Schuhe zu reinigen. Die angeblich Heilige lehnte das empört ab, worauf Filippo sich auf den Rückweg nach Rom machte und dem Papst berichten konnte, dass jener Nonne wohl noch einiges zur Heiligkeit fehle. Sie war wohl eher scheinheilig als heilig...

Über alles liebte Filippo den guten Gott und half unzähligen Menschen, Ihn zu lieben, und er setzte dafür alles ein: sein Gebet, seine Leiden, seine tatkräftige Nächstenliebe, seinen Humor, sein ganzes Leben! Filipp hatte große Freude an Gottes herrlicher Schöpfung, an den Tieren, am Meer, an den Landschaften, am Musizieren und Dichten, und sicher konnte er diese Freude vielen Menschen vermitteln. Er war ein echter Menschenfischer, der auf vielfache Weise Menschen aus Sünde, Trübsal und Not herausfischte und für das Himmelreich bereitete!
Als Filipp knapp 80 Jahre alt war, durfte er aufbrechen zur ewigen, himmlischen Heimat! Auf dem Sterbebett sagte er zu Freunden: „Ich habe nie etwas Gutes getan, nichts, gar nichts. Wenn ich gesund werde, will ich mein Leben ändern!” Was für eine Demut! Das sagte ein Heiliger, der so viel Gutes getan und bewirkt hat! Er starb am 26. Mai 1595 in Rom und wurde 1615 selig- und 1622 heiliggesprochen.
Martinx
Das ist wirklich schön! Heiterkeit!
gennen
Heiliger Philipp Neri, lass die Menschen, wieder Freude im Glauben finden. Mach ihre Herzen frei von Ärger, Frust und falschen Gedanken gegenüber Anderen. Heiliger Philipp Neri lass die Freude in den Herzen, der Gläubigen nach Außen strahlen, das sie das Glück des wahren Glaubens in die Welt zeigen.
Tina 13
🙏🙏🙏
Elista
Er ist dieses Jahr mein Jahresheiliger 🙂
sudetus
er hatte das Mundwerk auf dem rechten Fleck und einen herrlichen Humor - ein sehr sympathischer Heiliger !
der Logos
Fest: 26. Mai - Der heilige Philipp Neri, Priester und Ordensstifter von Rom, + 26.5.1595 - Philipp Neri war unter allen frohen Heiligen der fröhlichste. Er konnte ansteckend lachen. Und wo immer er sich zeigte, wurde man von Herzen froh, auch dann und erst recht dann, wenn er, wie es stets der Fall war, aus dem Scherzen allmählich ins Predigen und Beten geriet, denn die Art, wie er predigte und …Mehr
Fest: 26. Mai - Der heilige Philipp Neri, Priester und Ordensstifter von Rom, + 26.5.1595 - Philipp Neri war unter allen frohen Heiligen der fröhlichste. Er konnte ansteckend lachen. Und wo immer er sich zeigte, wurde man von Herzen froh, auch dann und erst recht dann, wenn er, wie es stets der Fall war, aus dem Scherzen allmählich ins Predigen und Beten geriet, denn die Art, wie er predigte und betete, war für Auge, Ohr und Herz der Zuhörer ein wirklicher Genuss.