Fischl
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Belämmert: „Ich armes Schaf“

Mir ist am Abend nach der Fassaden-Illumination am Petersdom der holländische Komponist Jakob Clemens non papa eingefallen.

Eines aus seinen Liebesliedern, den „Souteliederkens“, heißt: „Ich armes Schaf auf grüner Heiden, wo soll ich gehen hin?“ (um 1550):

Ich armes Schaf auf grüner Heiden,
wo soll ich gehen hin?
Mein schönes Lieb will von mir scheiden,
das trübt mir meinen Sinn.

Ich kann mich nimmer freuen, – die ich erkor, gibt mir nicht Trost.
Mein Lieb muß mich gereuen.

Ihr Burschen all mit kühnem Sinne,
wenn ihr zum Tanze springt,
und in Frau Venus süße Stimme
der Übermut euch zwingt,

glaubt nicht, es sei gelogen,
– denkt an das End, eh ihr beginnt,
so werdt ihr nicht betrogen!


In der anschließenden Nacht erschien mir im Traum ein Engel. Er erklärte mir das Lied vom armen Schaf und sagte mir, daß es sich auf den Katholiken nach der sogenannten Liturgiereform bezieht:

Die erste Strophe

„Mein schönes Lieb will von mir scheiden“ ist die geliebte Liturgie, die im Gefolge dieser Reform vertrieben wurde: „das trübt mir meinen Sinn.“

An ihre Stelle traten trübsinnige, leere, wortreiche, graue Riten, die das Herz, den Sinn und den Verstand kalt lassen. Darum sagt das Lied: „Ich kann mich nimmer freuen, die ich erkor,gibt mir nicht Trost.“

Scharen von Katholiken verließen im Gefolge der Liturgiereform die trostlos gewordene Kirche: „Mein Lieb muß mich gereuen“.

Die zweite Strophe

Die Liebe zu Gott wurde durch eine Liebe zum Menschen ersetzt, vor allem durch die fleischliche Liebe, die man auch „6“ nennt. Weil die Liebe zu Gott erkaltete, suchte der Mensch, der von seiner Geliebten verlassen wurde, Liebe und Trost beim Menschen, also dort, wo er beide nicht finden kann.

Diese Dinge standen irgendwie auch bei der Familiensynode im Zentrum: Mehrfachehe und Homosexualismus. Doch das Gedicht warnt:

„Ihr Burschen all mit kühnem Sinne, wenn ihr zum Tanze springt, und in Frau Venus süße Stimme der Übermut euch zwingt – glaubt nicht, es sei gelogen – denkt an das End, eh ihr beginnt, so werdt ihr nicht betrogen.“

Wer dieses Spiel nicht durchschaut (haben es unsere Bischöfe durchschaut?), läuft in die Messe(r) des Betruges – wie Schafe, die keinen Hirten haben. Am Anfang stehen schöne Worte von Barmherzigkeit und Pastoral. Doch dann kommt das böse Ende.

Die Mietlinge der Non-Serviam-Partei verführen die Schafe. Jene aber, die das„schöne Lieb“ suchen und ihm treu bleiben, werden zusammen mit den wahren Hirten verfolgt.

Dann verließ mich der Engel.
Im Missale fand ich aufgeschlagen: Lukas 12,32.
Eugenia-Sarto
Wir armen Schafe werden einst noch Weide finden.
Don Reto Nay
Sehr schön, Fischl, ein Meisterwerk!