Es kann als gesichert gelten, dass durch den Konzilstheologen Joseph Ratzinger der Vorschlag in das Konzil eingebracht wurde, das "est" durch "subsistit in" zu ersetzen. Da der spätere Papst Benedikt XVI. sah, welche Verwirrung diese Ersetzung hervorrief - sagte er doch, dass über keine Stelle im Konzilstext so viel Tinte geflossen sei wie über diese Ersetzung - ließ er 2007 durch die Glaubenskongregation …Mehr
Es kann als gesichert gelten, dass durch den Konzilstheologen Joseph Ratzinger der Vorschlag in das Konzil eingebracht wurde, das "est" durch "subsistit in" zu ersetzen. Da der spätere Papst Benedikt XVI. sah, welche Verwirrung diese Ersetzung hervorrief - sagte er doch, dass über keine Stelle im Konzilstext so viel Tinte geflossen sei wie über diese Ersetzung - ließ er 2007 durch die Glaubenskongregation ein längeres Dokument verfassen, in dem behauptet wird, dass diese Änderung keine wesentliche Änderung sei, was aber falsch ist.
In dem Dokument der Glaubenskongregation vom 10.7. 2007 gelingt es durch einen Wortmissbrauch den Eindruck zu erwecken, dass das Konzil nicht von dem traditionellen Selbstverständnis der Kirche abgewichen ist. Der Wortmissbrauch betrifft den Begriff identisch. Er meint im üblichen Wortgebrauch „ein und dasselbe sein“. Der sprachliche Trick in dem Dokument der Glaubenskongregation besteht darin, dass man zwischen exklusiv identisch und substantiell identisch unterscheidet. Das exklusiv identisch ist das, was identisch im üblichen Sprachgebrauch bedeutet.
Die Unterscheidung von identisch in zwei Hinsichten, exklusiv und substantiell stellt insofern einen Wortmissbrauch dar, als der Begriff „ein und dasselbe“ aufgesplittet wird in „ein und dasselbe“ in totaler Hinsicht, was exklusiv identisch genannt wird und in „ein und dasselbe“ in spezieller Hinsicht, was substantiell identisch genannt wird. Aber „ein und dasselbe“ nur in spezieller Hinsicht zu sein, ist eben nicht „ein und dasselbe“! „Ein und dasselbe“ lässt keine Aufspaltung in zwei Hinsichten zu, was aber im Dokument geschieht und darin besteht der Missbrauch des Begriffs identisch.
Im Hinblick auf substantiell identisch wird dann behauptet, die katholische Kirche sei vollständig identisch mit der Kirche Christi. Indem von vollständiger Identität gesprochen wird, was aber nur in gewisser, nämlich in substantieller Hinsicht gemeint ist, verdeckt man raffiniert, dass eben nicht „ein und dasselbe“ gemeint ist, was die traditionelle Lehre sagt, nämlich: „Die katholische Kirche und die Kirche Christi ist ein und dasselbe“ bzw. „Die katholische Kirche ist die Kirche Christi.“
Die Brücke zum Ökumenismus wird geschlagen, indem man das „substantiell identisch“ aufspaltet in ein vollständig substantiell identisch, was auf die katholische Kirche bezogen wird und ein unvollständig substantiell identisch, was auf die anderen christlichen Religionen bezogen wird. Die Substanz wird als in den kirchlichen Elementen bestehend gesehen. Demzufolge bedeutet vollständig substantiell identisch, alle kirchlichen Elemente zu besitzen und „unvollständig substantiell identisch“ nur einen Teil der kirchlichen Elemente zu besitzen.
Das Verständnis von substantiell identisch führt also zu einem quantitativen Verständnis von identisch; identisch-sein wird auf diese Weise zu mehr oder weniger identisch-sein umgedeutet.
Fazit: Zuerst wird der Begriff identisch durch einen Wortmissbrauch in zwei Hinsichten aufgespalten (exklusiv und substantiell), dann wird die zweite Hinsicht, substantiell identisch, als aus Teilen (Elementen) bestehend verstanden, wodurch der Begriff der Identität in dieser Hinsicht ins Quantitative umgedeutet wird.
Danach existiert die Kirche Christi vollständig in der katholischen Kirche, und in den anderen christlichen Gemeinschaften existiert die Kirche Christi unvollständig.
Man bedenke die unüberbrückbare Kluft, die zwischen der traditionellen Lehre der Kirche über sich selbst und der Lehre des Konzils besteht. Nach der traditionellen Lehre der Kirche hat die Kirche Christi nur eine einzige Existenz und das ist die katholische Kirche. Nach der Lehre des Konzils hat die Kirche Christi viele Existenzen, nämlich sie ist in allen christlichen Gemeinschaften existent; allerdings existiert ihre vollständige Existenz nur in der katholischen Kirche. Dieser Verrat an der Wahrheit ist die Grundlage des Ökumenismus, den diese unselige Bischofsversammlung ins Werk gesetzt hat.
Dem geschilderten Sachverhalt kann man entnehmen, dass ein Gespräch mit dem modernen Rom über diese Problematik nur dann sinnvoll ist, wenn dieses Rom sich bereit erklärt, als Grundlage dieses Gesprächs schriftlich eine Definition für den Begriff „Kirche Christi“ im Sinne des Konzils vorzulegen.