Die kirchliche Prüfung der Erscheinungen von La Salette 1846

1. Schon im Herbst 1846 setzt ein Strom von Pilgern ein. Der Ortsklerus war dem Wunder günstig gesinnt, da er feststellen konnte, wie sich auf Grund der Botschaft das kirchlich-religiöse Leben zu bessern begann. Dennoch hielt er sich an die Weisung des Bischofs von Grenoble, Philibert de Bruillard, sich nicht zu äußern, ehe dieser selbst das Ereignis nicht geprüft und sein Urteil darüber ausgesprochen habe, zumal die antiklerikale Presse des Landes die Nachricht von der Erscheinung aufgriff und sie als Schwindel und Erfindung des Klerus hinstellte, der entlarvt werden müsse.
Zwar erlaubte der Bischof, dass am 1. Jahrestag, der auf einen Sonntag fiel, am Ort der Erscheinung Messen für die Tausende von Pilgern zelebriert wurden, er selbst nahm noch nicht Stellung, setzte aber eine Prüfungskommission aus Mitgliedern seines Domkapitels und der Seelsorger der Stadt Grenoble ein, nachdem er im Sommer 1847 bereits zwei Kommissare, den Obern des Priesterseminars und den Professor der Moraltheologie damit beauftragt hatte, alles, was mit der Erscheinung zusammenhing, an Ort und Stelle zu untersuchen. Ihr Bericht wurde von der Kommission im Herbst des gleichen Jahres in mehreren Sitzungen unter dem Vorsitz des Bischofs diskutiert und geprüft, und die Zeugen der Erscheinung einzeln vernommen, Die Kommission sprach sich mit großer Mehrheit für die Glaubwürdigkeit der beiden Seherkinder und die Echtheit der Erscheinung aus.
2. In seinem Hirtenbrief vom 19. 9. 1851 erließ Bischof Philibert de Bruillard, dem dies als zuständige kirchliche Autorität zukam, sein Urteil.
Darin heißt es: Die Erscheinung … weist in sich alle Merkmale der Echtheit auf, und die Gläubigen sind berechtigt, sie als unzweifelhaft und sicher anzunehmen.
Zugleich heißt der Bischof die Verehrung Marias unter dem Titel ULF von La Salette gut, erklärt aber, dass alle gedruckten Berichte über die Erscheinung und alle bildlichen Wiedergaben seiner Imprimatur bedürfen. Ein zweiter Hirtenbrief kündigt 1852 die Gründung der Missionare von ULF von L. S. sowie den Bau einer Wallfahrtskirche an, zu dem Spenden aus aller Welt beitragen. 1879 wird die Kirche zur Basilika erhoben und das Gnadenbild ULF von La Salette durch einen Legaten des Papstes Leo XIII feierlich gekrönt.
Mit der Erhebung der Wallfahrtskirche von La Salette zur Basilika 1879 wird im selben Jahr die Druckerlaubnis für die Große Botschaft von La Salette gegeben durch Msgr. Zola, Bischof von Lecce!
3. Jedem der Kinder hatte die Erscheinung ein Geheimnis anvertraut mit der Weisung, es niemand weiterzusagen.
Zunächst dachte man, es handle sich um etwas, das nur die Kinder betraf. Dann, nach Ausbruch der Revolution in Paris im Jahre 1848, glaubten vor allem gewisse Kreise, es könnte sich um die politische Lage Frankreichs handeln, zumal sich damals ein Betrüger als Sohn König Ludwigs XVI. ausgab. Fürchtend, dass hinter La Salette ein Betrug stand, verlangte Kardinal de Bonald, Erzbischof von Lyon, im Namen des Papstes von den Geheimnissen Kenntnis zu nehmen. Im Sommer 1851 schrieben jedoch Maximin und Melanie direkt an den Papst Pius IX. Erst nachdem ihre Briefe durch zwei Gesandte des Bischofs nach Rom gebracht und in einer Privataudienz dem Papst persönlich überreicht worden waren, hatte Bischof Philibert de Bruillard sein Urteil erlassen.
4. Spätere Niederschriften
Da Mélanie als Seherin von La Salette jahrelang Gegenstand des Interesses und der Verehrung vieler Leute war (darüber hatte schon Bischof Ginoulhiac, de Bruillards Nachfolger, im Hirtenbrief vom 4. 11. 1854 berichtet) und dabei ungesunden Einflüssen ausgesetzt war, ist es zuzuschreiben, dass es ihr mit der Zeit schwer fiel, sich dem Drängen verschiedener Pilger zu widersetzen, die eine Niederschrift der Geschichte ihrer Kindheit forderten, die dann mystische Erlebnisse enthielt, die nicht die Anerkennung der Kirche fanden.
Die Verbreitung ist 1880 unter Papst Leo XIII vom Hl. Stuhl getadelt und dann unter Exkommunikation 1915 von Papst Benedikt XV verboten worden (AAS, 1915, 594).
In der hier von mir auf gtv eingestellten Großen Botschaft von La Salette sind diese späteren Niederschriften von Melanie nicht berücksichtigt worden.