Der Schatz im Acker – von Don Reto Nay
Bibeltext (Schl.Ü.) — Das Gleichnis vom Schatz im Acker (Matthäus 13, 44)
44 Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem verborgenen Schatz im Acker, den ein Mensch fand und verbarg. Und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.
Transkript: Predigt zu Matth. 13, 44
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen!
Das Reich Gottes ist nach den Worten des Evangeliums wie ein Schatz im Acker. Und um dieses Bild aufzuschlüsseln, müssen wir uns daran erinnern, dass das Lukasevangelium sagt: "das Reich Gottes ist nicht da oder dort, oben oder unten, — das Reich Gottes ist mitten in euch.
Und dieses mitten in euch, — die Mitte der Seele, identifiziert Matthäus mit einem Acker.
Also ist das die Ausgangslage, — ein Schatz im Acker. Und die beiden haben eigentlich so gar nichts miteinander zu tun.
Der Schatz (Anm.v.m. des Menschen konzentriert sich äußerlich auf) ist Reichtum, Schönheit, Geld, Besitz.
Der Acker, — vor allem inwendig, — ist viel Dreck, sehr viel Schmutz, einfach Erde, — ein Symbol für den Tod.
Und jener, der diesen Schatz (den himmlischen) fand im Acker, der versteckte ihn wieder.
Finden kann man den (Anm.v.m. den himmlischen) Schatz nur, wenn wir endlich aufhören, vom Schmutz, vom Dreck, von der Dunkelheit wegzuschauen hin auf das, was leuchtet, hell ist, blitzt wie ein Leuchter, — genauso wie ein Schatz es tut.
Das ist die große Versuchung des Bösen. Nicht, dass wir einen umbringen oder dass wir sonst ein Verbrechen begehen. Das tun wir manchmal auch, aber die ordentliche gewöhnliche Versuchung des Bösen besteht darin, dass wir vom Bösen ausgehen, - das Böse denken, - das Böse als Grundlage des Unseren annehmen, - immer zuerst das Böse sehen im Dunkeln, — in das Dunkle hineinstarren, - nicht ins Licht.
Und somit können wir Tausend Jahre getauft sein, Christen sein und nicht wissen, dass das Reich Gottes mitten in uns ist.
Und jener, der diese Versuchung der Sünde überwunden hat, geht hin und versteckt den Schatz wieder.
Warum tut er das?
Weil der Schatz nicht einfach von einer Sekunde auf die andere den Menschen bekehren kann.
Ein Erwachsener, der zur Taufe geht, kommt aus der Taufe heraus, ungefähr so, wie er äußerlich hineingegangen ist.
Der Mensch muss sich an die Gnade gewöhnen, und solange er sich an die Gnade nicht gewöhnt hat, ist der Unterschied, — der äußerliche Unterschied zwischen Gnade und nicht Gnade nicht sonderlich groß.
Darum können wir nicht anders als diesen Schatz, den wir entdeckt haben, zu verstecken, weil wir ihn nicht zeigen können, weil wir in dem Augenblick noch nicht die Stadt auf dem Berge sind, die herausleuchtet in die ganze Welt.
Und er ging hin und verkaufte alles, was er besaß und kaufte diesen Acker.
Und mit diesem - "kaufte diesen Acker" scheint meine ganze schöne Auslegung plötzlich in Frage gestellt zu sein, - habe ich doch nicht gesagt, dass der Acker doch gerade unsere Seele ist, — dass das Innerste und das Wichtigste ist, das wir besitzen.
Hören wir es noch einmal: ' Und er ging hin und verkaufte alles.'
Was war es, was er da verkaufte?
Und die Antwort lautet: .... die ganzen Illusionen, und Vorstellungen, und Einbildungen, die er über sich selbst hat.
Die meisten von uns sagen nicht, ich bin schmutzig, bin Dreck, ich bin tot, ich bin Finsternis. Genau das Gegenteil sagen wir, und wenn es einem Prediger einfiele, so etwas zu sagen, dann wären sie hell auf empört.
Aber das würde immer noch nichts dran ändern, dass sie Dreck und Schmutz und Dunkelheit und tot sind.
Also, er ging hin und verkaufte alles, was er hatte, — genau diese Illusionen, mit denen der Sünder versucht, sich über die reale Situation seines Lebens hinweg zuäuschen.
Was ist unser Leben anderes als tot und verfault? Wo gibt es im Leben den Punkt wo wir uns selber an unserem Scheitel aus dem Schlamm des Todes herausziehen könnten?
Und weil es das nicht gibt, erfinden wir ihn so, und wir spielen Atheisten.
Als ob das überhaupt möglich wäre in einer Welt, wo wir so umfangen sind vom Tod, - und wo jede Faser - (Anm.v.m.: des Herzens und des Glaubens wie ein Senfkorn) - in uns nach Erlösung schreit.
Jedenfalls ging er hin und verkaufte alles, was er besaß und er tat gut daran, — so denn, was er besaß, - das war nur Windhauch, Einbildung, Illusionen, — nichts, das sich als etwas präsentieren könnte.
Und er ging hin und verkaufte den?, - und kaufte den Acker?
Nein, - den Acker hatte er schon besessen, aber er hatte immer brav den Acker von sich gestoßen. Er wollte nicht wissen, wer er ist.
Und er wusste nichts vom Worte von Sokrates, der sagt: „Selbsterkenntnis, das ist der Anfang aller Weisheit!“
Er wollte nicht hören, wer er ist. Er wollte nicht akzeptieren den, der er ist.
Das ist der Grund, warum wir, obwohl wir dieser Acker sind, wir diesen Acker auch kaufen müssen.
Und wenn wir das tun, wenn wir uns wirklich annehmen so wie wir sind, — aber das bedingt nicht, dass wir uns irgendwie schön waschen könnten, — wie wir das "so wie wir sind" heute annehmen, richtig zu verstehen, sondern: Wenn wir uns wirklich annehmen, so wie wir sind, so steckt in den Getauften, — zutiefst in ihrem , in unserem Elend, in unserer Schwäche und Not — genau in ihnen steckt dieser Schatz, der leuchtet und strahlt und nur darauf wartet, vom Sünder, der sich als Sünder bekennt, gehoben zu werden, um in die ganze Welt hinauszuleuchten, — genauso wie die Stadt auf dem Berg.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
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