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Begriffe, Worte und Sprache als Instrument der Herrschaft

Die Verformung unserer Sprache hat schlimme Aspekte und Fragen nach Formen sind bekanntlich keine Formfragen. „Am Anfang war das Wort. Hier stock ich schon, wer hilft mir weiter fort?“, heißt es im Faust.

(1) Sprache ist unmittelbar herrschaftsrelevant. Konfuzius antwortet in einem Gespräch, was denn seine erste Amtshandlung als leitender Minister sei: „die Richtigstellung der Begriffe“. Dann heißt es: „Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande; kommen die Werke nicht zustande, so gedeiht Moral und Kunst nicht; gedeiht Moral und Kunst nicht, so treffen die Strafen nicht; treffen die Strafen nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen.“ Jede neu an die Macht gelangte Elite muss in die Bedeutung und Ordnung der Begriffe und Worte eingreifen, um ihre Herrschaft als „natürlich“ und „ewig“ darzustellen.

(2) Worte sind mehr als Variablen eines Kommunikationsprotokolls. Sie sind, wie beim Objektiv der Kamera die Auflösung, eine Schicht durch die hindurch die Wahrnehmung der Wirklichkeit gefiltert wird. Wer diese Auflösung beherrscht und kontrolliert, der verändert unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit. Politisch korrekte Menschen sehen einen arabischen Frühling, wir sehen die Mordkommandos.

(3) Sprache ist auch Macht nicht nur im Herrschaftssinne. Im Alten Testament gibt es dazu die klassische Geschichte vom Turmbau zu Babylon. Die Menschen einer Sprache sind stark, nichts, was sie nicht schaffen könnten. So bauen sie Gott einen Turm, der bis in den Himmel reicht. Eine Herausforderung. Damit kommen sie Ihm zu nahe, überheben sich und Seine Antwort ist die Verwirrung der Sprache. Sind wir in der Lage, eine Sprache zu finden, die dem Bedürfnis nach Korrektheit und Anständigkeit entgegenkommt, ohne notwendig die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen?

(4) Sprache hat auch magische Macht. Indem Worte so etwas wie Repräsentanten der Wirklichkeit sind, gibt es in uns ein tiefes Bedürfnis, Wirklichkeit durch Worte zu beschwören. Das kann der Regentanz der „Wilden“ sein oder die Regierungserklärung einer aufgeklärten Gesellschaft zum Klimawandel. Immer ist die Beschwörung bereits die Tat. Politische Korrektheit ist Beschwörung und Sehnsucht nach Unschuld. Beides steckt darin.

(5) Sprache tradiert Erfahrungen und die Worte haben eine Geschichte. Zum Beispiel Redewendungen: „Spann mich nicht auf die Folter“, „ich fühl mich wie gerädert.“ Kinderlieder: „Maikäfer flieg, dein Vater ist im Krieg. Deine Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer flieg.“ Grimms Märchen sind voller Grausamkeiten, aber es ist wichtig, dass unsere Sprache diese Dimension von Wirklichkeit überliefert. Politische Korrektheit ist dagegen die Verwirklichung einer besseren Welt durch Verbot der wirklichen Welt. Aber: „Schöne Wort sind nicht wahr, und wahre Worte sind nicht schön“ (Laotse).

Die „Richtigstellung“ der Begriffe ist der Schlüssel im Kampf um die Neuordnung einer Gesellschaft. Grimms Wörterbücher sind eine wahre Fundgrube voller Nachdenklichkeiten.
Salzburger
"Wer die Terminologie des Gegners übernimmt, hat schon kapituliert." (GOMEZ DAVILA)
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