Gloria Global am 16. Mai 2019

Kardinal Müller: Der Vatikan ersetzt den Glauben durch Politik

Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat das Wort „Synodalität” im Interview mit der spanischen Webseite InfoVaticana.com als Neologismus bezeichnet. Den sogenannten „synodalen Prozess“ der deutschen Bischöfe qualifizierte er als „verrückt“. Zitat: „Als ob Prozesse die Ideen der Kirche ändern könnten.“ Wichtiger als Prozesse sei die Ausrichtung an den Prinzipien der Schrift, der Tradition und des Lehramts.

Von der Oktober-Amazonassynode hat Müller bisher nur – Zitat - „sehr überflüssiges“ gehört. Er geht davon aus, dass die Synode über den Zölibat sprechen werde, obwohl die Bischofssynode das Thema offiziell gar nicht behandelt. Müller stellt fest, dass der Zölibat nicht den Priestermangel verursacht. Dessen Grund ist für ihn eine heute fehlende Vorbereitung auf die Berufung.

Der Kardinal erklärt, dass das Frauendiakonat dogmatisch nicht möglich ist. Kein Papst habe Macht, die Sakramente zu ändern. Frauendiakone habe es in der Kirche nie gegeben. Müller unterstreicht, dass der Diakonat Teil des Weihesakraments ist, das Frauen nicht empfangen können. Die Einführung einer nicht sakramentalen Segnung, die als Frauendiakonat bezeichnet würde, würde nur Verwirrung stiften.

Die geplante Kurienreform stellt – so Müller - den Glauben dem Staatssekretariat, der vatikanischen Diplomatie und der kirchlichen Bürokratie hintan. Christus habe aber nicht den Vatikanstaat und eine Monarchie gestiftet, um die Kirche zu regieren. Im Gegenteil: Der Vatikanstaat diene der Freiheit und Unabhängigkeit des Papstes vor den Einflüssen der Politik.

Müller kritisiert, dass die geplante Kurienreform die „Mission“ über den Glauben stellt. Er betont, dass Mission Verkündigung des ihr vorausgehenden Glaubens ist. Zitat: „Welches Konzept von Theorie und Praxis steckt dahinter? Das marxistische?“

Der Kardinal bedauert, dass in der Kirche viel über Klimawandel und Migration anstatt über den Glauben geredet wird. Er wendet ein - Zitat: „Die Kirche ist keine NGO.“ Das Zentrum der Kirche seien die Sakramente, welche die Menschen in Gemeinschaft mit Gott und untereinander bringen. Zitat: „Wir brauchen keine Kirche als Unterorganisation der Vereinten Nationen.“