Eugenia-pia
1273

Endweder selig oder nicht. Thomas von Aquin legt die Gründe dar

" Kommt und nehmt das Reich in Besitz, das euch bereitet ist" oder aber "Fort mit Euch in das ewige Feuer."
Niemand kann ohne die Hilfe der göttlichen Gnade zum letzten Ziel geleitet werden. Und niemand kann ohne die Gnade Glaube, Hoffnung und Liebe und Standhaftigkeit haben. So könnte man meinen, als dürfe einem Menschen nicht angerechnet werden, wenn er die genannten Dinge entbehrt. Denn die Gnade kann man nicht verdienen.
Daraus würde nämlich folgen, das derjenige, der weder Glauben noch Hoffnung noch Liebe zu Gott und keine Standhaftigkeit im Guten hat, der Strafe nicht würdig wäre.
Und doch heisst es ausdrücklich Joh.3,36:2 " Wer an den Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht schauen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm."

Zur Lösung dieses Zweifels ist zu bedenken, dass ein Mensch, mag er auch die göttliche Gnade weder verdienen noch erwerben können, dennoch sich selbst daran hindern kann, sie zu empfangen: denn von gewissen Leuten heisst es Job 21,14: "Sie sprachen zu Gott: Weiche von uns: denn wir wollen von deinen Wegen nichts wissen;" und Job 24, 13: "Sie empörten sich gegen das Licht."
Und da dies in der Macht des freien Willens liegt, den Empfang der göttlichen Gnade zu verhindern oder nicht zu verhindern, so wird demjenigen, der dem Empfang der Gnade Widerstand entgegensetzt, das nicht zu Unrecht als Schuld angerechnet.

Denn Gott ist seinem Wesen nach bereit, allen Gnade zu schenken, "will er doch,dass alle Menschen heil werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen", wie es 1 Tim 2,4 heisst: allein diejenigen, die bei sich selbst der Gnade Widerstand entgegensetzen, gehen der Gnade verlustig;
Eugenia-pia
Aus "Summa contra gentiles" von thomas von Aquin.