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Ein katastrophaler „Synodaler Weg“

Von Michael J. Matt (Acies Ordinata, München, 18. Januar 2020)

Ich bin ein deutschstämmiger Amerikaner, meine Großeltern sind gar nicht weit von hier geboren. Daher ergreife ich gerne die Gelegenheit, hier über die Lage der katholischen Kirche in Deutschland zu sprechen. Und diese Lage ist in der Tat verzweifelt und verursacht große Sorgen bei uns amerikanischen Katholiken.

Der synodale Weg der deutschen Bischöfe scheint ein Versuch zu sein, eine Kirche “nach dem Abbild der deutschen Bischöfe” zu schaffen. Es scheint, dass sie dabei sind, eine eigene Kirchenlehre sowie eine eigene Nationalkirche zu kreieren. Dabei geht dieser elitäre Nationalismus direkt gegen die Idee einer universalen katholischen Kirche, mit einem Glauben, einer Ordnung von Sakramenten, und der gleichen Disziplin auf der ganzen Welt.

Gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken erarbeitete Statuten drohen, Frauenordination und Abschaffung des Zölibates als Gegenmaßnahmen gegen die Krise des priesterlichen sexuellen Missbrauches einzuführen. Dabei sollten die deutschen Bischöfe doch wissen, dass eine Frauenweihe eine direkte Verletzung göttlichen Rechs wäre, wie das Johannes Paul Il. 1994 in Ordinatio Sacerdotalis formulierte: “... dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.”

Welchen Teil von “die Kirche hat keine Autorität, Gottes Gesetz zu brechen” verstehen die deutschen Bischöfe nicht? Jegliches Bestreben, Frauen zu weihen, wäre ein Akt der Rebellion gegen die Braut Christi in der Größenordnung von Martin Luther. Und deshalb haben wir keine Alternative, als dem synodalen Prozess in Deutschland entgegenzutreten — denn wenn er ungebremst weitergeht, stellt er einen gefährlichen Präzedenzfall für die Weltkirche dar.

Während des Il. Weltkrieges kämpfte mein deutsch-amerikanischer Großvater drei Jahre lang in der U.S. Army gegen einen Nationalsozialismus, der die Welt nach der Idee einer deutschen Überlegenheit zu verändern. Erlaubt bitte den deutschen Bischöfen nicht, ihr Vaterland erneut bloßzustellen, indem sie eine neue Ordnung in der Kirche einführen, welche die deutsche Überlegenheit gegen das Wort Gottes und die unfehlbare Lehre der Kirche ausspielt.

Die Geschichtsbücher sollen bezeugen, dass es heute Widerstand gab, so wie es damals Widerstand gab. 1956 erhielt mein eigener Großvater, Joseph Matt, Ritter des Gregoriusordens, das Bundesverdienstkreuz von der Nachkriegsregierung - für seinen Widerstand gegen die deutsche Aggression des Nationalsozialismus.

In diesem Geist stehe ich heute hier und spreche gegen die Bedrohung eines von Deutschen angeführten kirchlichen Totalitarismus. Das letzte, was wir jetzt brauchen können, ist eine weitere Rebellion in einer katholischen Kirche, die in den letzten 50 Jahren sowieso entzweigerissen wird. Aber genau das scheint die synodale Versammlung der deutschen Bischofskonferenz vorzuhaben: nämlich die Kirchenlehre zu verändern, was aber nur in einem revolutionären Akt gegen die Kirche selber möglich ist.

Die deutschen Bischöfe wollen uns Glauben machen, dass die Abschaffung des Zölibates priesterlichen sexuellen Missbrauch reduzieren würde. Das ist nicht nur nachweislich falsch, es ist auch insofern gefährlich, dass sie liberale Ideologie über zukünftigen Opferschutz stellt. Jene, die zu einem Leben alleine berufen sind, - die geweihten Jungfrauen und der geweihte Klerus — sind nicht sexuell unterdrückt. Für sie ist der Zölibat ein Geschenk, das sie freiwillig Gott darbringen. Auch nur anzudeuten, dass sie der Ehe benötigen würden, um nicht in Versuchung zu sexuellen Kindesmissbrauch zu verfallen, ist geradezu eine satanische Beleidigung gegen die Idee von religiöser Berufung überhaupt. Ganz zu schweigen von den Millionen von Kindern, die von einem ihrer Elternteile missbraucht werden.

Außerdem ist bekannt, dass sexueller Kindesmissbrauch unter Klerikern zum allergrößten Teil auf nachpubertäre männliche Jugendliche zielt, dass Priester also Jagd auf Gymnasiasten und Seminaristen machen. Wenn also in den meisten Fällen eine gleichgeschlechtliche Neigung vorliegt, wie kann man da ernsthaft behaupten, die Abschaffung des Zölibates würde irgendwie die gleichgeschlechtliche Neigung reduzieren? Das zeugt von Ahnungslosigkeit zum Thema Homosexualität und Missbrauchskrise im Allgemeinen.

Und wollen schließlich die deutschen Bischöfe ernsthaft behaupten, dass die Lage der deutschen Kirche — mit erschreckend wenigen Priesterberufungen — besser würde, wenn diese wenigen Priester sich plötzlich verheiratet, mit Haushalt und Babys, vorfinden würden? Nur unverheiratete Singles, die nichts über Ehe wissen, können auf solche absurden Ideen kommen.

Die Schlussfolgerung ist somit: die Abschaffung des Zölibates wird genau überhaupt nichts bewirken, wenn man gegen die Seuche von sexuellem Missbrauch unter Priestern vorgehen will. Und trotzdem schlagen die deutschen Bischöfe sie einfach trotzdem vor, als ob ihre eigene Agenda einfach wichtiger wäre als die Lehrautorität der Kirche, das Wort Gottes und das ganz spezielle Charisma des Priestertums.

Da sowohl Frauenpriester als auch sexuell aktive Priester eine Protestantisierung des Priestertums bedeuten würden, wird diese ganze Agenda unweigerlich zum Abfall der Gläubigen führen. Diese werden all das schlicht als eine weitere Kapitulation der Kirche vor der modernen Welt sehen, als Mangel an Entschlossenheit, sich auch nur an die eigene Lehre und Mandat zu halten. Und wenn nicht einmal mehr von den Priestern erwartet wird, dass sie den Herausforderungen ihrer Berufung gewachsen sind, warum sollte es von irgendjemand anderem erwartet werden?

Deswegen füge ich meine Stimme zu denen hinzu, die die deutschen Bischöfe auffordern, im Geiste Stauffenbergs, Sophie Scholls und Kardinal Faulhabers zu handeln, sich dem neuen Regime der deutschen Kirche zu widersetzen, sich zu weigern die Kirchensteuer zu zahlen, und der unveränderlichen Lehre der Kirche die Treue zu halten.

Was unsere Welt, die in Sex und Unrat ertrinkt, heute braucht, ist die Wiederherstellung der moralischen Autorität der Katholischen Kirche, basierend auf dem Gesetz Gottes und dem Naturgesetz, verteidigt vom aufopfernden Vorbild zölibatärer Priester, die bereit sind, sich selbst zu verleugnen, um das Lumen Christi in eine Welt der Dunkelheit zu bringen.

Als deutsch-amerikanischer Katholik flehe ich die deutschen Bischöfe an, dies nicht zu tun, ich ersuche die Deutschen sich zu widersetzen, und ich rufe den Papst an, dies mit der ganzen Autorität seines Amtes zu verurteilen.