Der Lösepreis
Sanft und leis der Wind sich wiegt
Knospen sprießen an dem Strauch
Falter treibt im Frühlingshauch.
Glocke lädt zum Ave-Gruß
Pfad zur Kirch' nimmt leichter Fuß
Und voll Ehrfurcht tret ich ein
zu des Großen Gottes Schrein.
Frieden in den Wänden wohnt
Tausendfach bin ich belohnt
Mutter lächelt von dem Bild
War mir immer Schutz und Schild.
Ich verneige mich vor lhr
Viele Rosen gab Sie mir
Meine Stirn den Boden streift
Dankbarkeit das Herz ergreift.
Mutter, ruf ganz traurig ich
Treue Mutter, höre mich!
Mutter, soll es wirklich sein
Menschheit trinkt Kalvaria-Wein?
Gnade birgt das Kirchenzelt
Sinn entgleitet dieser Welt.
Zukunft vor dem Auge liegt
Geist sich Engel fest anschmiegt.
Engel weiset mit der Hand
Auf ein Wasser, Küstenland:
Sieh der Flotten feinlich Heer
Sieh das unheilvolle Meer.
Sieh die Kampfestruppen dort
wo des Gottes Kindheit Hort.
Sieh, wie rachezürnt sie sind
Schalomgruß verweht im Wind
Hier beginnt der Große Krieg.
Niemand trägt davon den Sieg
Rußland nimmt Stadt Belgrad ein
Frankreich, Rom zieht mit hinein.
Blitzschnell schlägt der Roten Heer
Deutsches Land, vor Schreck ohn' Wehr
Panik lähmt der Freunde Macht
Es umfängt sie Todesnacht
Frommer Herrscher sich dann fängt
Schlacht am seidenen Faden hängt
Mut und Stütze er erhält
von der betend Christenwelt.
Todesstreifen legt der West
Von dem Schwarzmeer bis zur Küst
Halb so breit wie Bayernland
Alles Leben dort entschwand.
Sofa, Prag und Hansestadt
Gottes Hand geschlagen hat
Gelber Staub nach Osten weht
Tod der Seuchen mit ihm geht
Engel zeigt mit Seiner Hand
Auf die Wüste, die entstand
Wassermangel, größte Not
Bild des Grauens sich mit bot.
Halte ein! Ich sage hier
Not zerreißt das Herz in mir!
Engel, muß dies alles sein
Gibt's kein Mittel von der Pein?
Mit dem Engel kehr zurück
Ich zur Kirch' voll Fried' und Glück
Ave, ave sprech ich leis
Ave - ist der Lösepreis!
Alles Grauen schwand dahin
Mit des Ave heiligem Sinn
Ave ist das Losungswort!
Menschheit führt zur Friedenspfort'
Unbekannter Verfasser