Novena - Oremus
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UNERFÜLLTE JAHRE. Zeugnis eines karmelitischen Priesterherzens.

In der Stille der Karmeliteneinsiedelei, in der ich mehrere Monate verbrachte, ist für mich ein ganz besonderes Bild endstanden. Vor einigen Monaten habe ich diesen Text in erster Linie für mich selbst geschrieben - für die Schublade, in der Hoffnung auf bessere Zeiten, als Zeugnis schwerer, aber vergangener Zeiten. Nur wenige Freunde hatten es damals gelesen. Heute, in einer so schwer verständlichen Zeit, teile ich es in Form eines persönlichen Zeugnisses mit euch.

Es wurde natürlich zu einer Zeit geschrieben, als das Summorum Pontificium von Papst Benedikt XVI. große Hoffnungen, wenn auch nicht erfüllte brachte. Heute ist die Situation eine ganz andere. Denn die „Braut” [Tridentinische Messe] wurde entführt - Eingesperrt hinter dem Bronzetor!

Mehr als einmal höre ich eine Frage in punkto meiner Einstellung zur Neuen Messe, auch, woher meine Liebe zur Tridentinischen Messe herkam. Wie behandle ich sie, was bedeutet sie für mich? Manchmal sind das Fragen aus der "Sprachfang”- Reihe, um mir zu beweisen, dass ich in der Kathegorie von besser-schlechter, gültig-ungültig denke. Manchmal sind es Fragen, aus gewisser Sorge zu mir, oder nur Fragen, die mich in eine Schublade stecken sollen. Natürlich gibt es auch Fragen aus dem Wunsch, aufrichtig kennen zu lernen und zu verstehen. Wie steht es bei mir mit dieser Heiligen Messe? Welche Beziehung habe ich sowohl zur Neuen Messe als auch zur Tridentinischen Messe? Aus diesen Fragen der Gläubigen wurde ein Bild geboren, das versuchen soll, meine subtile Vorgehensweise zu erklären, ohne jedoch jemanden zu verletzen oder zu beleidigen. Natürlich kann jeder von euch diese Geschichte je nach persönlicher Erfahrung selbst umsetzen. Erlauben Sie mir dennoch, mich selbst in dieser Geschichte zu behalten.

Gleichzeitig möchte ich darauf hinweisen, dass dies kein Brief einer theologischen Abhandlung ist, sondern eine Sprache des Gebets, des Herzens und des Geheimnisses. Ich verwende eine Analogie in diesem Seelen-Lied, und wie jede Analogie ist sie weder vollständig noch perfekt. Sie hat ihre Mängel und Untertreibungen. Vielleicht ist sie nicht ausreichend oder mag nicht jedem zu gefallen. Aber es gibt Dinge, zu denen man nie die richtigen Worte finden kann. Glücklicherweise hilft uns die Sprache der Poesie ... der Bilder ... der Analogie. Eine Analogie, die dem heiligen Johannes vom Kreuz, dessen Kind und Schüler ich bin, sehr nahe kommt, so dass ein solcher Vergleich für mich nach so vielen Jahren der Karmelitenausbildung etwas ganz Natürliches und Offensichtliches ist. Jeder, der es verstehen kann, sollte verstehen - wie ein anonymer Kartäuser schrieb, dass die Eucharistie ein „Hochzeitsgeheimnis” sei. Wer es nicht versteht, der soll sein Wort für sich behalten und das kleine Geheimnis, das meine Schublade verlassen hat respektieren.

Die Neue Messe ist für mich wie eine Mutter. Die Mutter, die ich liebe, die mich geboren hat. Die Mutter, die mich aufgezogen und gefüttert hat, die meinem Leben eine Richtung vorgab. Die mich betreut und gepflegt hat. Eine Mutter, die ich liebe und respektiere, wie man normaler Weise, eine Mutter liebt und respektiert. Denn bei der Neuen Messe, im Alter von ungefähr 4 Jahren, war ich so von dem Moment der Transsubstantiation begeistert, dass ich beschloss, mein ganzes Leben um diesen besonderen Moment herum aufzubauen. Bei der Neuen Messe begann ich als Ministrant zu dienen. Während der Neuen Messe beschloss ich, Priester zu werden, da ich fest davon überzeugt war, dass ich es nur werden wollte, um das Heilige Messopfer feiern zu können. Immer wenn die Priester in meiner Pfarrei fragten, ob ich Priester werden wollte; habe ich bejahend geantwortet. Und auf die Frage: Warum? Antwortete ich ausnahmslos; um die Heilige Messe zu feiern und den Menschen den Leib Christi zu spenden. Nur dafür? - Ja, nur dafür! Alles andere war für mich eine Ergänzung. Zwar eine wichtige, doch trotzdem eine Ergänzung. Ich habe in meinem Leben keine andere Rechtfertigung dafür gefunden, Priester zu werden, als dies, um die Heilige Messe feiern zu können. Aus diesem Grund habe ich es aufgegeben ein Benediktinermönch zu werden, weil mir damals keiner eine Garantie gab, das ich Priester werde. Aber dies ist eine separate Geschichte eines 19-Jährigen, der nach seiner Berufung sucht ... einen Ort. In den wichtigsten Momenten meines Lebens war meine Mutter bei mir, denn in der Neuen Messe wurde ich getauft und erhielt meine erste heilige Kommunion und das Sakrament der Firmung. Es war die Neue Messe, die mich sensibilisiert hat und mir durch den Messdienst die Kunst der Ars Celebrandi gelehrt hat und meine Seele und meinen Verstand mit dem Lektordienst nährte. Bei ihr fiel ich mit dem Gesicht auf den Boden und breitete während meiner ewigen Gelübde die Hände im Kreuzform aus. Schließlich wurde mir bei ihr das Sakrament der Priesterweihe gespendet. Ich habe auch meine erste Messe mit dem Neuen Messbuch zelebriert. Die Neue Messe ist also meine Mutter, die ich bis ans Ende meiner Tage lieben und respektieren werde.

Ein Erwachsener Sohn verlässt jedoch seine Mutter, um mit seiner Frau vereint zu werden. Eines Tages traf ich jedoch meine Braut. Diese Braut ist die Tridentinische Messe. Ich habe mich verliebt obwohl nicht auf den ersten Blick. Es war keinesfalls romantisch, sondern rau und unzugänglich. Vielmehr verliebte ich mich durch fundiertes Wissen und eine aufkeimende Bewunderung für ihre Schönheit und Tiefe. Seitdem suche ich nach einer Gelegenheit, meine Geliebte zu treffen. So oft wie möglich bei ihr zu sein. Um sie noch tiefer kennenzulernen. Ich denke jeden Tag an sie. Jeden Tag lese ich Briefe von ihr, wo sie mir über sich selbst schreibt. Ich lerne sie kennen und entdecke immer wieder, wie viel ich noch nicht über sie weiß. Jeden Tag träume ich von dem Moment, in dem ich endlich das Haus meiner Mutter endgültig verlasse, um für immer bei meiner Auserwählten zu leben. Nicht weil ich mich im Haus meiner Mutter schlecht fühle, sondern weil mein priesterliches Herz eine größere und andere Liebe anzieht als die einer Mutter. Ist meine Mutter eifersüchtig auf mich oder liebt sie mich auf besitzergreifende Weise? Das bezweifle ich ... Meine Mutter ist eine wahrhaft freie Frau. Sie muss niemandem etwas beweisen. Leider gibt es jedoch viele im Familienkreis, die mich daran hindern, wegzugehen und bei meiner Braut zu leben. Es gibt viele, die diese Beziehung missbilligen. Viele unterstützen sie nicht und tun alles, um diese Verlobung zu brechen. Dies geschieht trotz der Tatsache, dass ich das Recht habe, denjenigen frei zu wählen, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Ich bin ein Gefangener sozialer Abhängigkeiten, die mich ständig dazu zwingen um Erlaubnis zu bitten, damit ich meine Braut sehen kann. Ist es ein Verbrechen, verliebt zu sein? Gleichzeitig versuchen viele, mir vorzuwerfen, meine Mutter nicht zu lieben. -

Verachtung. Ablehnung. Verzicht, dass sie nicht meine Mutter ist. Obwohl es nicht so ist. Ich liebe meine Mutter. Ich treffe sie regelmäßig und beabsichtige, sie bis ans Ende meiner und ihrer Tage zu besuchen. Ich halte ihre alten, faltigen und verdrehten Hände. Ich kann sehen, wie sie schwächer wird, also versuche ich, sie hochzuhalten. Ich sehe, wie sie verblasst und versuche die ganze Zeit, mit großer Sorgfalt bei ihr zu sein. Natürlich ist ihre Schönheit vergangen, aber ich unterstreiche oder verwerfe ihre uralte Hässlichkeit nicht. Schließlich ist sie immer noch meine schöne Mutter. Ich werde bei ihr bleiben bis ans Ende ihrer Tage.

Aber ich habe der Braut [der Tridentinischen Messe] mein Herz geschenkt, die ich nie verlassen werde. Die Mutterliebe wird für mich niemals die Ehepartnerliebe ersetzen. Und meine Mutter weiß es ganz genau. Die Braut wartet auf mich. Die gegenseitige Sehnsucht wächst. Sie wartet auf mich und ich gehe jeden Tag zu ihr. Eine brennende Sehnsucht. Jawohl! Eine Sehnsucht, die schmerzt. Schließlich ist die Ehe eine Frage der Einheit und gleichzeitig will sie ihrer Natur nach mehrfach sein - fruchtbar. Sie möchte der Welt Kinder schenken - die größte Frucht ihrer Liebe. Betrachtet man die Ehepartner, die mir nahe stehen, die sich über das Geschenk ihres Nachwuchses freuen, die weitere Schwangerschaftsbotschaften bringen, entsteht ein menschliches inneres Leiden und eine mysteriöse Frage: Warum ist unsere Liebe verboten? Warum kann unsere Beziehung keine gesegnete und schöne Frucht für die Familie, die die Kirche ist, bringen? Warum haben manche Menschen Erfolg und andere nicht? Und doch haben, Gott sei Dank, so viele Priester die Gnade, das Haus der Familie zu verlassen und sich ganz ihrer Geliebten hinzugeben. Doch wie viele Priester vergossen, versteckt vor der Welt, in Herzschmerz, in brennender Sehnsucht, Tränen der Sehnsucht nach ihr, die die Auserwählte ihres Lebens wurde. Die Mutter wird für mich eine Mutter bleiben. Bis zum Ende! Und mein dankbares kindliches Herz wird sie bis zum letzten Moment verteidigen, trotz ihrer mütterlichen Mängel und Schwächen. Ich habe meine Braut ausgewählt und ihr mein Herz, meinen Verstand und meine Seele geschenkt, und das Für immer. Ich möchte so viele Tage meines Lebens wie möglich mit ihr verbringen. Ich möchte unsere Kinder mit ihr Genießen - die Früchte der Gnade, die aus jeder Begegnung mit ihr sprudeln. Ich möchte mit ihr reifen, ich möchte mit ihr demütig alt werden. Ihr demütiger Diener zu sein und bis zu meinem letzten ... priesterlichen Atemzug bei ihr zu bleiben. Ich möchte endlich meinen müden Priesterleib in ihre schwarzen doch schönen Hände legen, um mich dann von ihr mit einem sanften Gesang: "Requiem in aeternam" in die Ewigkeit begleiten lassen.

Matthaeus Maria A Cruce
michael7
Katholisch und rechtgläubig gedacht können es keine "unerfüllten Jahre" sein, wenn man in einem anderen rechtgläubig-gültigen-kirchlichen Ritus zelebrieren würde als in dem, den man vielleicht gefühlsmäßig bevorzugen würde!
Denn im katholischen Denken ist nicht der Ritus, sondern der Heilige Geist und die Wahrheit das, was gottgefälliges Beten und gottgefällige Liturgie ausmacht (vgl. Joh. 4,22ff.)! …Mehr
Katholisch und rechtgläubig gedacht können es keine "unerfüllten Jahre" sein, wenn man in einem anderen rechtgläubig-gültigen-kirchlichen Ritus zelebrieren würde als in dem, den man vielleicht gefühlsmäßig bevorzugen würde!
Denn im katholischen Denken ist nicht der Ritus, sondern der Heilige Geist und die Wahrheit das, was gottgefälliges Beten und gottgefällige Liturgie ausmacht (vgl. Joh. 4,22ff.)!
Katholische Liturgie versteht sich nicht als Ritualismus, wo es darauf ankommt, Mantras zu wiederholen oder bestimmte "magische" Worte (vgl. Mt. 6,7) zu machen wie die Heiden, oder darauf, seinen eigenen künstlerischen Geschmack beim Beten oder bei der Liturgie in den Mittelpunkt zu stellen!
All dies würde in der Gemeinschaft der Kirche schon rein praktisch gemeinsames Beten stören oder unmöglich machen.
In katholischer Sicht kann eigentlich nicht ein Ritus , sondern nur die Kirche Mutter oder Braut sein, die uns durch ihre Riten und ihre Liturgie den Heiligen Geist und den Glauben vermittelt! Die Riten sind Ausdrucksformen des Glaubens unserer Mutter, der Kirche, sind also ihr Gewand, aber nicht unabhängig von ihr selbst verschiedene Mütter oder Bräute!
Das würde die Einheit der Kirche gefährden und wäre eine Veräußerlichung dessen, worum es in jedem Ritus allein geht: Die Verehrung Gottes im Heiligen Geist!
Eine solche Veräußerlichung führt am Ende zu einem heidnischen Ritualismus, wo es am Ende nicht mehr um diese Gemeinschaft im Heiligen Geist und in der Kirche geht, sondern um in menschlicher Willkür bevorzugte Formeln oder Riten.
Der Kampf für die überlieferte Liturgie der Kirche entspringt - katholisch gedacht - nicht einem äußerlichen Ritualismus oder einer subjektiven "Vorliebe", sondern der Notwendigkeit, den Geist und die Wahrheit zu bewahren, welche der Kirche von Jesus geschenkt wurden und den die Kirche seit den ersten Tagen in der überlieferten Liturgie und in den überlieferten Sakramenten weitergetragen hat!
Aus diesen Gründen können der überlieferte Glaube und die überlieferte Liturgie nicht einfach beseitigt und ausgeschlossen werden, wie es aktuell ein subjektivistisch und nicht kirchlich denkender und somit spalterischer Modernismus versucht, der die Kirche von ihren eigenen Wurzeln abschneiden will!
Advocata
Heilige Dreifaltigkeit von Artus Wolffort.