Der Hl. Leopold Mandic
Der Heilige Leopold ist ein Heiliger, der besonders in den südosteuropäischen Ländern hoch geehrt wird, bei Katholiken ebenso wie bei orthodoxen Christen, und sogar bei vielen Moslems; bei Menschen guten Willens, die seine Botschaft verstanden haben. Dabei war er bloß ein kleiner, kaum 1,43 m großer Priester mit einem Sprachfehler, ohne bemerkenswerte Leistungen, nur von einer visionären, aber anscheinend erfolglosen Berufung geprägt: Pater Leopold Mandic, Kapuziner, ein einfacher lieber Beichtvater.Pater Leopold stammte aus Dalmatien, einem Land stärkster religiöser Gegensätze und Spannungen, wo das Zusammenleben orthodoxer Christen, katholischer Christen und Moslems in der ganzen überschaubaren Geschichte kaum jemals reibungslos möglich war.
Dort also wurde Mandic 1866 in Herzeg-Novi geboren. Seine gläubigen Eltern gaben ihm, ihrem zwölften Kind, den bezeichnenden Namen Bogdan, Geschenk Gottes. Schon als Kind erlebte er die Parteiungen in seiner Umgebung, den Hass dieser heißblütigen Menschen untereinander und die gegenseitigen, allgegenwärtigen Bedrohungen. In dieser Situation fühlte der schmächtige Junge in sich den Ruf, Missionar für die Ostkirchen zu werden.
Mit 16 Jahren trat er bei den Kapuzinern in Venedig ein und erhielt den Ordensnamen Leopold. Nach der Profess studierte er in Padua Philosophie und Ostsprachen.
Am 18. Juni 1887 erfuhr er in seinem Inneren die Stimme Gottes, die ihn berief, für die Rückkehr der getrennten Christen des Ostens zur Einheit mit der katholischen Kirche zu beten und zu wirken.
Am 20. September 1890 wurde er zum Priester geweiht. Bald zeigte sich seine Begabung zum Seelenführer und Beichtpriester.
1897 wurde er nach Zadar versetzt; sein Traum von der Ostmission schien sich zu erfüllen. Er suchte Kontakte zu orthodoxen Christen, sprach mit ihnen über das Gemeinsame im Glauben.
Schnell eroberte er ihre Herzen. Die Leute suchten ihn auf, fragten ihn um Rat, ihn, der nur die Worte der Wandlung und der Absolution völlig fehlerfrei sprechen konnte. Die Menschen liebten ihn. Aber nach nur drei Jahren wurde er nach Italien zurückberufen.
1909 kam er nach Padua.
1910 übertrug man ihm die Leitung der Ordenstheologen. In seiner knappen Freizeit studierte er besonders die Schriften des hl. Augustinus und des Thomas von Aquin.
Sein ganzes Leben war von der Vision geprägt, als Missionar für die orientalischen Völker berufen zu sein. "Das muss der Zweck meines Lebens bleiben, für die Rückkehr der orientalischen Völker zu wirken", schrieb er 1914.
1923 schien sich sein Wunsch, in die Ostmission zu gehen, noch einmal zu erfüllen, als er nach Fiume, das nach dem Krieg an Italien gefallen war, versetzt wurde. Kaum war er dort, wurde er wieder zurück nach Padua berufen. Lange Zeit verstand er die Führung Gottes nicht, der ihm diese Sehnsucht ins Herz gelegt hatte, in die Mission zu gehen, und ihm aber dann immer wieder unüberwindliche Hindernisse in den Weg zu legen schien.
Erst allmählich begriff er, dass sein "eigentlicher Orient", wie er sagte, der Beichtstuhl wäre. "Sehen Sie", sagte er einem Mitbruder, "da der Herr mir die Gabe des Wortes zum Predigen nicht schenkte, will ich im heiligen Bußsakramente Seelen zu Gott führen."
40 Jahre lang hörte er täglich zehn Stunden (häufig auch viel länger) Beichte, oft unter unmenschlichen Bedingungen von Kälte oder Krankheit. Herzlich empfing er die Menschen, die zu ihm zur Beichte kamen. "Wie schwach ist doch die menschliche Natur. Die Erbsünde hat sie schrecklich verwundet. Wie sehr brauchen wir die unendliche Barmherzigkeit Gottes!"
Er war sich der Verantwortung, Seelenführer zu sein, sehr bewusst, wenn er sagte: "Es ist etwas anderes, Beichte zu hören, und etwas anderes, Seelen auf dem Weg zur Heiligkeit zu leiten."
Wie der heilige Pfarrer von Ars hatte er die Gabe der Herzenserkenntnis und die Seelenschau. Er wusste immer sehr genau um den Seelenzustand der Beichtenden - sehr zu deren Überraschung und oft auch Erschütterung.
Seine ganz große Liebe war zum eucharistischen Heiland gekennzeichnet. Zur Feier der Heiligen Messe bereitete er sich durch eine einstündige Betrachtung vor, und er empfahl Menschen, die in großer Bedrängnis waren, die tägliche Mitfeier der Messe. Bemerkenswert ist seine große Verehrung der Mutter Gottes seit seiner frühesten Kindheit
Die schwerste Prüfung war für ihn, wenn er durch Krankheit gezwungen war, das Beichthören einzustellen. Als ein Speiseröhrentumor samt seiner schrecklichen Begleiterscheinungen festgestellt worden war, hörte er trotzdem, so lange es noch irgendwie ging, die Beichten von allen, die nach ihm verlangten, auch wenn er vor Schmerzen völlig erschöpft war.
Mahnte man ihn aber, sich zu schonen, antwortete er: "Wir werden im Himmel ausruhen, wo wir unser Haupt auf das göttliche Herz Jesu legen dürfen."
Pater Leopold besaß, ähnlich wie Pater Pio, die Gabe der Prophezeiung. "In großer Einfachheit sagte Pater Leopold seinen Beichtkindern voraus, was geschehen werde." Oft schien ihm dies gar nicht ganz bewusst zu sein, und häufig wirkte er von dem, was er sagte, selbst sehr erschreckt. Besonders quälend war für ihn eine Vision im Jahre 1932, in der er Italien in einem Meer von Blut und Feuer versinken sah. Er sah auch voraus, dass sein Kloster zerstört werden würde - mit Ausnahme seiner Beichtzelle:
"Hier hat Gott, der Herr, den Seelen so viel Barmherzigkeit erwiesen, dass sie als Denkmal seiner Güte stehen bleiben darf". Am 14. Mai 1944 erfüllte sich Pater Leopolds Voraussage - wörtlich.
Oft genug hatte er wegen seiner körperlichen Mängel viel Spott hinnehmen müssen; auch von Mitbrüdern, die ihn und seine Sehnsucht, als Missionar "für die getrennten Orientalen", wie er sich ausdrückte, wirken zu wollen, nicht ernst nahmen. Sich selbst sah er als großen Sünder:
"Obwohl Priester, bin ich ein sündiger Mensch. Nähme mich Gott nicht am Zügel, wäre ich schlimmer als alle anderen".
Kurz vor seinem Tod gestand er einem Mitbruder:
"Ich habe den Tod immer gefürchtet. Warum nicht Angst haben, wenn sogar Jesus davor zitterte und seinen himmlischen Vater bat, diesen Kelch hinweg zunehmen ... Ich bin ein großer Sünder, Gott möge sich meiner erbarmen."
Kaum mehr fähig zu sprechen, hörte er am Tag vor seinem Tod noch Beichte.
Am 30. Juli 1942 starb er in tiefstem Frieden bei den letzten Worten des Salve Regina, das sein Pater Guardian in diesen letzten Minuten seines Lebens für ihn gebetet hatte. Seither kommen Menschen zu seinem Grab, pilgern zu seiner Beichtzelle und bezeugen Gebetserhörungen.
Pater Leopold Mandic sagte oft zu den Beichtenden: "Haben Sie Glauben, bleiben Sie ruhig, es wird alles gut gehen. Haben Sie Glauben!"
Das Grab des heiligen Leopold - rechts seine Hand