Das Deutschlandticket: Verbesserung und Fehler in einem! Zu aktuellen Berichterstattung

Das Deutschlandticket macht den ÖPNV attraktiver, aber leider nur für Menschen, die oft den ÖPNV nutzen. Alle anderen werden mit teuren Einzeltickets zum Auto getrieben. Auch Menschen die kein Auto haben bewegen deswegen oft Autobesitzer diese zu holen und zu bringen, so dass für einen Besuch eines Rentners der sich die Fahrkarten nicht leisten kann 4 Autofahrten anstelle von 2 Busfahrten anfallen.

Es ist zwar immer preiswerter kein Auto zu haben, als ein Auto zu haben, aber sobald man die Fixkosten eines Autos bezahlt hat sind die Treibstoffkosten meistens preiswerter, als der ÖPNV. 5 km kosten z.B. im Bus 3,7 Euro, ein Arztbesuch kostet dann dem Rentner 7,40 Euro oder 14,80 DM.

Hat sich vor 30 Jahren jemand vorstellen können so viel für eine Busfahrt innerhalb einer Stadt zu zahlen? Wieviel Liter Benzin kann man dafür kaufen und wie weit kommt man damit?

Je nach PKW können da 5 bis 9 Menschen drin sitzen ohne dass dies die Kosten wesentlich verändert. Wenn man will, dass die vorteilhafte Mobilität mit dem ÖPNV von allen genutzt wird, die das nutzen könnten bleibt nichts anderes übrig als die Fahrpreise abzuschaffen. Das Deutschlandticket belohnt die Vielfahrer die schon bisher preiswertere Zeitkarten nutzten und senkt etwas die Hürde sich eine Zeitkarte zu kaufen, es bringt aber die vielen Leute nicht zum ÖPNV, die den ÖPNV nutzen können, dies aber nicht täglich.

Den Menschen ist es egal, wie die Geld zahlen. Man könnte die Fahrpreise als Steuer begreifen, die man als Finanzierungsbeitrag für den ÖPNV zahlt. Im Rahmen einer Steuerreform könnte der Staat diese Fahrpreissteuer abschaffen und statt dessen den ganzen Nahverkehr aus dem Haushalt finanzieren. Der Staat muss dann genau die Nachfrage beobachten und den ÖPNV für die Nachfrage ausbauen. Der Solidaritätszuschlag brachte mehr ein als der ÖPNV mit Fahrkarten verdient und wäre ein interessantes Modell den ÖPNV zu finanzieren. Demgegenüber stehen für viele die eingesparten Kosten von Fahrpreisen oder Autokilometern oder dass man von den positiven externen Effekten im Leben profitiert oder profitieren wird.

Einige Vorteile:

--Fahrpreise erzeugen Kosten und Bürokratie. Ein fahrpreisfreier ÖPNV hat diese Kosten nicht und ist daher volkswirtschaftlich preiswerter. Die Gesellschaft kann den ÖPNV zu geringeren Stückkosten finanzieren.

--Es fallen alle Preisargumente gegen den ÖPNV weg, wenn es eine gute Linie gibt lohnt es sich immer den ÖPNV zu nutzen und den PKW stehen zu lassen wenn man so eine Linie erreicht hat.

--Der fahrpreisfreie ÖPNV erschließt die vielen Gelegenheitsfahrgäste, die man mit dem D-Ticket nicht erreicht und entlastet PKW-Besitzer von Hol- und Bringfahrten.

--Ein gut genutzter ÖPNV fördert Strukturen die auch zu Fuß und per Rad gut zu erreichen sind. Diese erlauben auch im Alter ein längeres selbstständiges Leben.

--Ein fahrpreisfreier ÖPNV verbietet keinem das Autofahren, fördert aber die Kombination von ÖPNV und Auto und macht die Straßen freier und garantiert einen Mobilität wenn man mal nicht mehr Auto fahren kann.

--Die Innenstädte werden belebt, was Handel und Attraktivität fördert ohne dass dafür der PKW-Verkehr zunehmen muss.

--Die Verfolgung der Schwarzfahrer und auch deren Haft verursacht riesige unnötige Kosten.

--Es lohnt sich auch zu kleineren Jobs zu fahren so dass man als Rentner oder Arbeitsloser sein Einkommen in den zulässigen Grenzen aufstocken kann oder so auch wieder schneller in Arbeit kommen kann.

--Menschen mit geringen Einkommen sind nicht von der Teilhabe weitgehend ausgeschlossen und können Verwandte besuchen oder Ausflüge machen und für Ihre Enkel da sein oder eine Wallfahrtskirche besuchen.

Oft wären Kapazitäten leicht zu erhöhen wenn man Busanhänger einführt oder Züge in Doppeltraktion fahren lässt. Das wäre eine erhebliche Ausweitung der Platzkapazität mit dem derzeitigen Personaleinsatz. Busanhänger kann man nach der Hauptverkehrszeit abstellen um Sprit zu sparen. Auch bei Glätte kann man Busanhänger abhängen und mit den Solobussen fahren. Gelenkbusse versagen bei solcher Witterung oft.

Woanders müsste investiert werden, weil die dort Züge in Bahnsteiglänge schon voll sind. Aber es wird auch niemand gezwungen in volle Züge umzusteigen so dass man ein langfristiges Ausbauprogramm auflegen kann. Dass u.a. neue RRX-Tribewagenzüge in NRW nur zu 50% aus Doppelstockwagen bestehen ist eines der Rätsel, dass ich nicht verstehen kann, wenn man Verkehr auf den ÖPNV verlagern will. Außerdem rächt es sich jetzt, dass man bei früheren Aus- und Umbauten mögliche Kapazitätserweiterungen nicht berücksichtigt hat, z.B. indem man die Gleise so legt, dass man Bahgnsteige verlängern kann oder Brücken so baut, dass Platz ist für ein weiteres Gleis.

Ich kann allen Journalisten, Verkehrsplanern und Politikern nur empfehlen eine Studienreise ins Großherzogtum Luxemburg zu machen und dort z.B. die Fotoausstellung "Family of Man" (Weltkulturerbe) in Clervaux/Clerf zu besuchen.
Wem Luxemburg zu teuer ist kann ich empfehlen deutsche Orte direkt an der Grenze zu buchen, dann geht man über eine Brücke und kann alle Ziele in Luxemburg gratis ansteuern. Camping und Jugendherbergen bieten gute Preise, man kann ohne Tarifstudien mit der ganzen Familie den ÖPNV nutzen und wenn man genug gewandert ist steigt man einfach irgendwo in einen beliebigen Bus, der einen zu einen Knotenpunkt fährt von dem man wieder zurück zum Ausgang der Tour fahren kann. mobiliteit.lu/de/

Ich will es anders ausdrücken: Wenn wir heute den fahrpreisfreien ÖPNV hätten würde jeder für verrückt erklärt, der die heutigen Verhältnisse zum Ziel hat, wo hohe Tarife dafür sorgen dass der ÖPNV nicht optimal genutzt wird und so der Nutzen des ÖPNV wesentlich geringer ist, obwohl schon jetzt alle für den ÖPNV zahlen. Das D-Ticket senkt die Hürde zur ÖPNV-Nutzung. Aber die Hürde bleibt für viele zu hoch, was ein grundsätzlicher Fehler ist der uns allen schadet.

Abs.
Felix Staratschek
Freiligrathstr. 2
42477 Radevormwald

Bild: Der Kauf eines Autos bedeute für viele das Zugende, wenn man kein Zeitkartenpendler ist, da die Fahrpreise dann zu teuer werden. Gesehen im Januar 2021 in Nürnberg Hbf.. (Foto Felix Staratschek, für Veröffentlichung dieses Briefes und Berichte pro Verkehrswende freigegeben.)

3959
Lutrina

Auch mal dran gedacht was für ekne Klientel sich dann in öffentlichen Verkehrsmitteln befindet wenn sie "kostenlos" sind?

Falk B

Ist mir ein absolutes Mysterium...
Ich beschließe kurzfristig Verwandtschaft zu besuchen & das Ticket (nur hin) kostet 2 Tage vor Abfahrt knapp hundert euro und mehr, der Preis steigt dann bis zum Tag der Abfahrt auf teilweise über 180euro!!! Wohl gemerkt für nur EINE Strecke - fahrtzeit ca 7h.
Bucht man Monate im Voraus kommt man mit. 60-70euro hin UND zurück!! Da ich "weit ab vom Schuss" lebe, muss ich mindestens 3x umsteigen, die chance einen Anschluss zu verpassen sind dementsprechend hoch und aus den 7h werden sehr schnell 8 und mehr!
Danke liebe bundeseigene Bahn, da fahre ich definitiv lieber, günstiger und schneller mit dem Auto!!!

Bedenken Sie dass es früher keine Sparpreise gab und man ohne Bahncard, die es lange Zeit auch nicht gab, immer den vollen Preis bis zum erreichen des Seniorenpasses zahlen musste. Heute hat man die Chance günstig zu fahren bei allen langfristig geplanten Fahrten und auch bei kürzer Vorlaufzeit sind noch Rabatte drin. Wenn man es nicht eilig hat kann man mit Tricks teuere Züge aus der Fahrplansuche raus bekommen:
--Angabe eines Zwischenhalt ohne Aufenthalt an Bahnhof ohne Fernverkehr, z.B. Willebadessen für Dortmund - Kassel, Bingen Stadt für Köln - Mainz
--Suche nach Zügen mit geringerer Auslastung, z.B. Dortmund - Frankfurt über Siegen
--Veränderung des Aufenthaltes an wichtigen Umsteigebahnhof bis der Anschluss preiswerter wird
--Buchen ohne ICE
--1. Klasse prüfen, kann schon mal günstiger sein als Klasse 2, wenn keiner da nachgeschaut und gebucht hat oder ist nur unwesentlich teurer, aber angenehmer.
--Zulässige Umwege können preiswerter sein, etwa Remscheid - Bayreuth oder Nürnberg über Stuttgart war günstiger als über Würzburg, Remscheid - Berlin war einmal über Hamburg am günstigsten.
--Bei sparpreisen bestimmen nicht Kilometer sondern der teuerste Zug der Reisekette den Preis, also immer vom ersten zum letzten DB-Tarifpunkt (Bahnhof oder Bus im DB-Tarif) durchlösen, da Nahverkehr nicht preisrelevant ist. Denn für auf der Fahrkarte genannte Ziele gibt es notfalls einen Taxigutschein. Wenn man den hat fällt es meist nicht auf, wenn das Taxi statt zum Zielbahnhof einen nach Hause bringt, wenn das ähnlich weit ist.
--Bei hohen ÖPNV-km-Anteil der Fahrt immer Klasse 1 fahren, vor allem wenn es eine Strecke ist die von D-Ticket-Inhabern bis auf die Treppenstufen ausgelastet ist.
Ich war dieses Jahr 2 mal im Fernverkehr als Reisebegleitung für einen Rentner-Kurzurlaub unterwegs, einmal um Ostern ohne ICE Remscheid - Bamberg über Witten und Siegen, Klasse 1 für ca. 35 Euro (IC Witten - Frankfurt & RE Frankfurt Bamberg) und um Fronleichnam ICE nach Mittenwald auch für ca. 35 Euro Klasse 1, beide Karten zusammen gekauft, Ostern war es schon schwerer Sparpreise zu finden.
Da die DB am Automaten keine Sparpreise mehr verlauft mach ich die eigenen Fahrten fast nur noch mit D-Ticket im Nahverkehr, war 2024 von Remscheid über Dresden in Altenberg und dieses Jahr in Waren an der Müritz. Ich bin auch zu Zeiten des 9 Euro-Tickets mit Sparpreisen gefahren, aber alles am Automaten gekauft. Jetzt will die DB mein Geld nicht mehr. Ich habe am Automaten auch Fahrkarten für andere besorgt. Den Zwang zum Digitalen lehne ich ab.
Ich habe durch Sparpreise als es diese an Automaten gab soviel gespart, dass es nichts ins Gewicht fallen würde mal eine Karte verfallen zu lassen oder einmal wegen einer erst kurzfristig nötig gewordenen Fahrt viel zahlen zu müssen.
Noch ein Tipp fürs D-Ticket:
Wenn man Zeit hat Köln - Frankfurt nicht in den übervollen Anschluss-RE umsteigen sondern den RB nach Neuwied nehmen, der da nach Wiesbaden - Frankfurt wendet, dauert länger. aber man hat freie Platzwahl und kann in Koblenz sehen wie die anderen in den Zug drängen. Fakt ist, Rheinland Pfalz hat für Koblenz - Mainz -Frankfurt einen viel zu kleinen Triebwagen als RE bestellt der die Fahrgäste aus dem größeren RRX aus Köln kaum aufnehmen kann.
Der IC Dortmund - Siegen - Frankfurt ist bis/ab Dillenburg für den Nahverkehr freigegeben. In Dillenburg oder evt. schon Siegen dann auf RE/RB nach Gießen/Frankfurt umsteigen, ist eine Alternative zur oft überlasteten Rheintal-Strecke.