Fastenbrief von Pater Bahjat Elia Karakach, dem Guardian des Bab Thouma-Klosters in Damaskus.
Liebe Freunde, ich schreibe Ihnen aus dem Gefängnis.
Jetzt kommt die Fastenzeit, die uns hilft, uns durch Buße zu bekehren. Eine Zeit, in der wir aufgerufen sind, den Leidenden nahe zu sein, den Ausgestoßenen, mit denen sich der Herr Jesus identifiziert hat... Die Gefangenen werden im Gleichnis vom Endgericht in Mt 25, 31-46 ausdrücklich erwähnt: "Ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen".
Hier im Gefängnis bin ich nicht allein, sondern ich teile diese Gefangenschaft mit allen meinen Landsleuten. Wir Syrer leben in der Tat seit 2011 in einem großen Gefängnis, das von der westlichen Politik, von Ländern, die die Rolle von Bürgerrechtsverteidigern beanspruchen, aber eine ganze Nation unter ein Embargo stellen ... und wissen Sie, warum wir in diesem Gefängnis sind? Weil wir unser so schönes Land vor Terroristen verteidigen wollen, die Syrien einst in einen obskurantistischen Staat verwandeln wollten.
Heute lieben es die großen Medien, die Geschichte eines kleinen Mädchens, das erfroren ist, oder einer Familie, die gezwungen ist, vor den Bombenangriffen zu fliehen, herauszustellen, aber dieselben Medien erzählen nicht von den Millionen Syrern, die wegen des Mangels an Heizöl unter der Kälte leiden, die nicht immer ein warmes Gericht genießen können, weil es an Gas für den Herd fehlt. Sie erzählen Ihnen nicht von den Studenten, die nach Sonnenuntergang wegen Strommangels nicht studieren können, sie sprechen nicht von den verlassenen Alten, deren Kinder auswandern mußten... Sie erzählen Ihnen nicht von den hohen Lebenshaltungskosten, weil die syrische Lira weiter gefallen ist, sie erzählen Ihnen nicht von den jungen Soldaten, die bei Minusgraden gegen den Terrorismus kämpfen und nicht wissen, ob sie es schaffen werden, sie sprechen nicht von den Kranken, die keine anständige Behandlung bekommen können, weil die "gemäßigten" Terroristen die meisten Krankenhäuser zerstört haben und weil die Krankenhäuser, die funktionieren, die Maschinen wegen des Embargos nicht reparieren können... und sie werden Ihnen sicherlich nichts über die Bombenanschläge erzählen, bei denen vor zwei Tagen [in Damaskus - ATS] ein junger Universitätsstudent getötet wurde, noch von den offen feindseligen Reden Erdogans, der beschlossen hat, in die Grundschulen die osmanische Nostalgie, die Nachbarländer einschließlich Syrien zurückzuerobern, einzuführen.
Aber die großen Medien werden Ihnen nicht einmal von der Freude des Volkes von Aleppo berichten, als es der nationalen Armee gelungen ist, die westlichen Vororte von Aleppo zu befreien, aus denen Mörsergeschosse auf die Zivilbevölkerung herabregneten. Sie werden Ihnen niemals von der Freude aller Syrer über die Wiedereröffnung der Autobahn Damaskus-Aleppo und des internationalen Flughafens von Aleppo erzählen, die Hoffnung auf eine mögliche wirtschaftliche Erholung gegeben hat... sie werden Ihnen niemals von der Ankündigung der Reparatur der Eisenbahn zwischen der syrischen Hauptstadt (Damaskus) und der Industriehauptstadt (Aleppo) und der Möglichkeit, nach neun Jahren Krieg mit dem Zug zu reisen, erzählen...
Ich sage Ihnen deshalb, daß wir im Gefängnis sitzen... und unsere Nachrichten, die wirklichen Nachrichten, werden kaum verbreitet.
Manchmal kommt uns jemand besuchen, gibt uns das Gefühl, Teil der Welt zu sein, und gibt uns die Hoffnung, eine "normale" Nation zu sein, nicht abgeschnitten von der Welt.
Aus diesem Gefängnis hören wir traurige und beunruhigende Nachrichten über das Coronavirus, das in die Welt und unser geliebtes Italien eindringt, wir beten für Sie, und manchmal, um zu entdramatisieren , sagen wir, daß es dieses Mal von Vorteil ist, im "Gefängnis" zu sein, denn zumindest dieses verfluchte Virus kann nicht leicht die Mauern unserer Nation durchdringen.
Vom "Gefängnis" aus wünschen wir Ihnen allen Gutes und eine gute Fastenzeit... Haben Sie keine Angst, Jesus hat mit seinem Kreuz Leiden, Sünde und Tod überwunden.
Denken Sie an uns bei Ihrem Fastenalmosen!
www.proterrasancta.org/…/ero-in-carcere-…