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Hl. Wilhelm von Aquitanien - 28. Mai. wikitubia. Wilhelm von Aquitanien (auch Wilhelm von Gellone, Wilhelm der Heilige, Guillaume de Gellone, Guillaume au Court Nez, Wilhelm Kurznase, GuilhemMehr
Hl. Wilhelm von Aquitanien - 28. Mai.

wikitubia. Wilhelm von Aquitanien (auch Wilhelm von Gellone, Wilhelm der Heilige, Guillaume de Gellone, Guillaume au Court Nez, Wilhelm Kurznase, Guilhem u.a.; † wohl 28. Mai 812[1] in Gellone, heute Saint-Guilhem-le-Désert bei Montpellier in Frankreich) aus dem nach ihm benannten Hause der Wilhelmiden war von 790 bis zum Jahr 806, als er sich in ein Kloster zurückzog, Graf von Toulouse. Sein Nachfolger in Toulouse wurde Beggo I., dem 811 dann die Grafschaft Paris anvertraut wurde.
Wilhelm war Sohn des Grafen Theodorich von Autun und dessen Frau Aldana, die vielleicht eine Tochter des fränkischen Hausmeiers Karl Martell war (was aber umstritten ist), womit er ein Cousin von Kaiser Karl dem Großen gewesen wäre.
Karl der Große ernannte Wilhelm 789/90 als Nachfolger des abgesetzten Grafen Chorso zum Grafen von Toulouse. In seiner Funktion als militärischer Befehlshaber führte er wohl den Titel eines dux, wenngleich sich dies nicht explizit in den Quellen nachweisen lässt.[2] Eventuell war er für die Rückeroberung der Stadt Nimes verantwortlich, doch musste er 793 bei der Schlacht am Fluss Aude gegen ein größeres arabisches Heer eine Niederlage hinnehmen. In den Quellen wird jedoch immer wieder der Mut des Grafen betont, so auch bei den folgenden Auseinandersetzungen mit den Arabern. 801 eroberte er gemeinsam mit Ludwig dem Frommen die Stadt Barcelona,[3] übte danach für kurze Zeit die Herrschaft in Katalonien aus. Die „Vita Hludowici imperatoris“ Thegans berichtet zudem, dass ein Wilhelm im Jahr 801 bei Córdoba kämpfte, doch ist hier die Zuordnung zum Grafen von Toulouse unsicher.[4]
Wilhelm wurde ein besonders enger Vertrauter des späteren Kaisers Ludwig während dessen Herrschaftszeit in Aquitanien. In der Forschung wird teils angenommen, dass Karl der Große den jungen Grafen gezielt in eine Vertrauensposition gesteuert hatte, um so auch Einfluss auf seinen Sohn auszuüben.[5]
Im Dezember 804[6] gründete Wilhelm die Abtei Gellone, die er mit Mönchen aus dem nahegelegenen Aniane besiedelte. Am 29. Juni 806 (so zumindest die Angabe in einer Heiligenvita) trat er selbst in das Kloster ein, jedoch nicht in führender Stellung, sondern blieb bis zu seinem Tod Einsiedler. Das Kloster trug anfangs den Namen St. Crucis nach einer Kreuzreliquie, die Karl der Große Wilhelm anlässlich seines Eintritts ins Kloster schenkte.
Wilhelm starb in Gellone und wurde hier auch bestattet. Sein Grab wurde zum Wallfahrtsort und Saint-Guilhem-le-Désert ist eine der Stationen auf der Via Tolosana, dem südlichsten der vier Jakobswege in Frankreich. Im Jahr 1066 wurde Wilhelm heiliggesprochen (er gilt als Schutzheiliger der Waffenschmiede), das Kloster wurde ab dem 12. Jahrhundert nach ihm Saint-Guilhem-le-Désert genannt. 1139 wurden die Reliquien Wilhelms transferiert, 1793, also während der Französischen Revolution zerstreut; die Überreste dieser Reliquien befinden sich heute in der Basilika St-Sernin de Toulouse.
Die Besiedlung Gellones durch Mönche aus Aniane führte im 11. Jahrhundert zum Streit zwischen den beiden Klöstern um die Frage, ob Gellone selbständig sei oder Aniane unterstehe. Der Streit wurde um 1092 durch Rom zugunsten Gellones entschieden, allerdings wurde der Urteilsspruch in Aniane wohl nicht akzeptiert.
In dem Chanson de Guillaume, einem der großen Epen der Altfranzösischen Epik, wird der Held Guillaume d'Orange (oder Guillaume de courbe nez) verherrlicht, der auf Wilhelm von Aquitanien zurückgeht. Dieser Stoff wurde ca. 1210/1220 von Wolfram von Eschenbach in seinem „Willehalm“ ins Deutsche übertragen.