Novena - Oremus
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St Hyzinth rettete das Allerheiligste - und dann hörte er die Muttergottes

Der Heilige Hyazinth:

In einem Dorf des Herzogtums Oppeln war er als Sohn des Grafen Odrowaz von Konski um das Jahr 1183 geboren, hatte nach Landessitte in der Fremde studiert und war nach seiner Rückkehr zum Domherrn von Krakau ernannt worden. Man rühmte sein Wissen und seine bescheidene und leutselige Art. Priester seines Schlages gab es sehr viele in Polen. Zu welchem Aufschwung er mit der Gnade Gottes fähig war, sollte erst ein späteres Erlebnis offenbaren.

Sein bischöflicher Oheim hatte ihn, seinen Bruder Ceslaus und den Deutschen Hermann im im Jahre 1218 mit auf eine Wallfahrt nach Rom genommen. Erregt und erschüttert von den Denkmälern urchristlichen Heldentums trafen sie hier mit dem heiligen Dominikus zusammen, hörten ihn mit glühenden Worten das große Ziel seines Ordens erklären, und ihre Zukunft war entschieden. Hyanzinth, Ceslaus und Hermann baten um das weiße Kleid der Predigermönche. Dominikus selbst leitete ihr Noviziat. Im täglichen Umgang mit dem stürmischen Spanier wurden sie eins mit seinem Geist und willen; viel früher als üblich konnten sie die Gelübde ablegen und als vollberechtigte und vollverpflichtete Mitglieder des Ordens den Rückweg antreten.

Aber welch ein Unterschied zwischen dem Einst und Jetzt! Die Grafensöhne, die bisher Pfründen genossen hatten und die Anwartschaft auf noch höhere Titel und Würden in der Tasche trugen, wandelten nun als barfüßige Bettelmönche durch den Staub der Landstraßen. Hermann blieb als Prior im ersten deutschen Dominikanerkloster, das die Freunde zu Friesach gründeten, Ceslaus erkor Prag zu seinem Wirkungsfeld, und nur Hyanzinth kehrte nach Krakau zurück.

Längst war die Kunde von dem Entschluss der drei Grafen ihm vorausgeeilt und hatte gewaltiges Aufsehen erregt. Hyazinth nutzte die Spannung sofort und hielt unter ungeheurem Zulauf im Dom ein Folge von Predigten, die in ihrer ergreifenden Wucht ein lange nachzitternde Welle von Bekehrungen auslösten. Die vornehme Jugend Polens, von jeher für ein heldisches Vorbild zu gewinnen, legte Degen und Wehrgehenk am Marienaltar nieder und teilte das harte und aufopfernde Bußleben, die nächtlichen Anbetungsstunden und das immerwährende Studium mit ihrem geistlichen Führer.
Der rasch wachsenden Ordensgemeinde übergab der Bischof Kirche und Kloster zur heiligen Dreifaltigkeit. Dieses Haus wurde der Mittelpunkt eines fast vierzigjährigen großarteigen Wirkens, das den Jünger des heiligen Dominikus mit allen Völkern Osteuropas in Berührung brachte. In Preußen, Litauen und Russland, bei den Ruthenen Tartaren und Daziern verkündete er die wahre Heilslehre. In Sandomir, Kiew, Riga, Lemberg und Przemysl erhoben sich Klöster des Predigerordens. Und jedes von ihnen war ein Hort christlicher Kultur, als kurz darauf die Tartaren-Horden sich über Polen hinwegwälzten. Mochten auch die Kirchen in Flammen aufgehen, das Heiligtum des Glaubens blieb diesem Volke unzerstörbar.

Hyazinth starb mitten in der Sintflut der asiatischen Völkerwanderung. Arbeit und Entbehrung hatten ihn aufgerieben; als er spürte, wie der Tod näherkam, zog er sich ins Dreifaltigkeitskloster zu Krakau zurück und übergab seinen Mönchen die Aufgabe, die er vor vierzig Jahren von Dominikus empfangen hatte. Am Morgen des Festes Maria Himmelfahrt 1257 starb er in einer armen Zelle, gegen die ihm aller Reichtum und Rang dieser Erde feil gewesen waren. Heute erneuert die Kirche sein Gedächtnis.

Quelle: Hans Hümmeler, Helden und Heilige (Band 2: Juli bis Dezember), Bonn, 1934