Predigt von Pfarrer Maximilian Pühringer zum Pfingstsonntag.

Predigt Pfingstsonntag, 31.5.2020
Perikopen: Apg 2,1-11 Joh 20,19-23
Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!
Pfingsten wird seit alters her als Geburtstag der Kirche bezeichnet. Der Heilige Geist durchbricht die Verschlossenheit der Jünger. Sie haben sich eingesperrt, sich unter Quarantäne begeben. Der Heilige Geist durchbricht alles. Es entsteht eine Atmosphäre des Mutes, der Verständigung und des missionarischen Wirkens. Eine Kettenreaktion beginnt. Immer mehr Menschen wollen zu Christus gehören. Es beginnt der Weg der Kirche, der Weg des Heilige Geistes, der nun schon 2000 Jahre durch Höhen und Tiefen der Geschichte verläuft. Drei Aspekte dieses Weges möchte ich herausgreifen. Sie können Teile unseres Glaubensweges werden. Erstens: Der Heilige Geist findet immer seinen Weg, manchmal auch humorvoll. Wo wir Menschen keinen Weg mehr sehen, ist Gottes Geist noch lange nicht mit seinem Latein am Ende. Gottes Wege sind immer anders, immer größer, niemals einholbar durch unser Tun und Denken. Das zeigt er uns manchmal humorvoll. Da muss ich etwas aus dem Leben meines Lieblingsheilgen Johannes Maria Vianney, des hl. Pfarrers von Ars erzählen. Er war im Studium schlecht, konnte den Stoff nicht behalten, ist oft bei den Prüfungen durchgefallen. Die Verantwortlichen wollten ihn nicht zur Priesterweihe zulassen. Schließlich wurde er doch zugelassen, aber unter der Bedingung, dass er niemals in seinem Priesterleben Beichte hören sollte. Die meisten werden es nicht wissen, dass man mit der Priesterweihe nicht automatisch Beichte hören darf. Es braucht die separate Beichterlaubnis des Bischofs. Hier hat der Heilige Geist humorvoll seinen Weg gefunden. Der Pfarrer von Ars, der unter der Bedingung niemals Beichte hören zu dürfen geweiht wurde, ist dann zum größten Beichtvater der Kirchengeschichte geworden, zu dem Menschen aus ganz Frankreich und darüber hinaus kamen. Der Heilige Geist findet seinen Weg auch in unserer Zeit, auch in meinem Leben. Wir können nur eines tun, uns ihm öffnen und versuchen bei Gott an die Möglichkeit des Unmöglichen zu glauben. Ich kann hier nur den hl. Ignatius von Loyola zitieren: „Viele Menschen ahnen nicht, was Gott alles aus ihrem Leben machen kann, wenn sie sich ihm ganz überließen.“ Der Heilige Geist findet seinen Weg. Er tut es mit und durch uns, niemals ohne uns. Zweitens: Der Heilige Geist sucht den Weg ins Herz des Menschen. Der Landplatz des Heiligen Geistes ist unser Herz. Die größte Gefahr im Leben der Kirche ist immer die Herzensverhärtung. „Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt,“ heißt es in der Pfingstsequenz, einem alten Lied, das das Wirken des Heiligen Geistes besingt. Ohne den Heiligen Geist ist unser Herz kalt und hart. Nehmt einmal in die eine Hand einen Kieselstein und in die andere einen Schwamm, der mit Wasser gefüllt ist, und drückt beide zusammen. Aus dem Stein wird nichts kommen, und wenn er spitz ist wird er uns wehtun. Aus dem Schwamm jedoch wird Wasser fließen. Der Schwamm ist ein Herz, voll des Heiligen Geistes. Der Stein ist ein hartes Herz, in dem Gott nicht wohnt. Der Heilige Geist ist nach dem Zeugnis der Bibel im Sturm gekommen, der uns an das Element Luft erinnert, das unsere Lunge braucht um atmen zu können. Was die Luft für unsere Lunge, unser biologisches Leben ist, das ist der Heilige Geist für unser Herz. Wir hören heute viel von der Luftverschmutzung, die in Zeiten von Covid 19 besser wurde. Aber von der geistigen Umweltverschmutzung, die das menschliche Miteinander zerstört, und das Herz hart werden lässt, reden wir kaum. Im Heiligen Geist können wir Gottes Liebe einatmen und im Herzen aufnehmen. Der Heilige braucht und will unser Herz. Wir können nur beten und bitten, wie es in einem Liedtext heißt: „Öffne mein Herz, Heiliger Geist, damit ich deine Liebe spüre.“ Drittens: Der Heilige Geist sucht immer den Weg der Vergebung und Versöhnung, und der Einsicht ins das Fehlerhafte des Menschen. Das haben wir im Evangelium gehört. Der Auferstandene kommt, haucht die Jünger an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie Vergeben, wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.“ Ohne Vergebung und Versöhnung wir das Leben nicht heller. Viele Menschen tun sich heute schwer damit, weil man ja ohnehin nichts Falsches getan hätte. Doch im Stillen steckt in allen Menschen Schuld. Es ist diese Unzufriedenheit in uns, dieses Aufgebrachtsein gegen sich selbst und die Welt, gerade auch in Zeiten von Corona. Es ist dieses Sich-nicht-Mögen und Andere-nicht-Mögen, das oft daher kommt, dass Eigenes oder Fremdes Fehlverhalten, nicht verdaut und verarbeitet wurde. Um selber vergeben zu können, müssen wir die Vergebung Gottes annehmen können. Müssen wir bekennen, dass wir Vergebung brauchen. Wir können uns nicht wie Baron Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Wirklich befreien kann uns nur Gottes Heiliger Geist. In den zwanziger Jahren hat ein spöttischer Mensch, der nicht um die Vergebung wusste, gesagt Christus hätte uns doch besser von der Beichte als von der Sünde erlösen sollen. Inzwischen haben sich viele selbst von der Beichte erlöst. Das Thema Vergebung und Versöhnung bleibt jedoch weiter Thema des Heiligen Geistes. Er schenkt uns den Heiligen Geist, damit Vergebung und Miteinander möglich wird, damit wir uns selber mögen und unsere Mitmenschen mögen.
Liebe Brüder und Schwestern!
Zu Pfingsten, dem Geburtstag der Kirche, dürfen wir besonders dankbar sein, dass jeder Lebensweg ein Weg des Heiligen Geistes ist und immer mehr werden kann. Der Heilige Geist findet seinen Weg, mitunter humorvoll. Er sucht den Weg in unser Herz, damit es nicht hart wird. Er sucht immer das Gemeinsame, das nur durch Vergebung und Versöhnung möglich wird. Am letzten Tag des Mai schauen wir auf Maria. Sie war voll des Heiligen Geistes. Sie war Gefäß des Heiligen Geist. Sie hilft uns für die rechte Geistempfänglichkeit. Amen.