"Kleidung und Schmuck der Gerechtigkeit durch die Apostel" (8) Simon u. Paulus
Kleidung und Schmuck der Gerechtigkeit durch die ApostelSimon aber war weise und entschlossen; wegen der unzähligen Sünden
der Ungläubigen predigte er bittere Qualen und in seinem festen Glauben
tat er große Zeichen. Daher hörten ihm die Menschen gern zu, und er
bereitete ihnen einen glühenden Weg zum Glauben, indem er ihnen die
Todesfurcht vor Augen stellte. Auf diese Weise verfertigte er für die
Gerechtigkeit durch seine große Verkündigung ein Halsgeschmeide aus
Smaragd, roten Steinchen und Fluss- und Meeresperlen. Durch die
Schutzwehr seines entschlossenen Charakters machte er das Halsgeschmeide,
in das er durch die Grünkraft seiner Predigt den Smaragd und durch die
Furcht vor Strafen die roten Steinchen mit den übrigen Perlen einsetzte.
Er fürchtete sich nicht vor den Qualen des Martyriums, sondern ertrug es
geduldig.
Ihm kam Paulus zur Hilfe. Obwohl er für die Gerechtigkeit die Schuhe
gefertigt hatte, hängte er trotzdem an dieses Halsgeschmeide ein sehr
feines, aus reinstem Gold gefertigtes Kettchen (vgl. Ex 28,21 u.a.). Es war
fest mit zwölf Edelsteinen und kostbaren, makellosen Perlen geschmückt
und reichte bis zu den Füßen der Gerechtigkeit hinab. An seinem Ende
hatte es zwei geformte Köpfe, auf der rechten Seite aus rotem Karneol
gleichsam den Kopf eines Steinbocks, auf der linken Seite wie aus Gold
einen Leopardenkopf, und zwar so, dass der Kopf des Steinbocks sich
dem Leopardenkopf zu widersetzen schien.
Denn dem Bollwerk der Lehre der übrigen Apostel fügte er seine Lehre
hinzu und schmückte sie mit guten Werken und den apostolischen
Lehren wie auch den übrigen Tugenden zu einer untadeligen Lehre aus,
damit sie bis zum Ziel der Richtigkeit durchhält und nicht ermattet, bis
die Welt endet. Dann werden an diesem Ende gleichsam in zwei Köpfen
zwei Mächte erscheinen, die eine, die in mühevoller Beschränkung in
Henoch und Elija nach oben emporsteigt, die andere aber, die durch den
Antichristen in der Nachahmung der ruhmvollen Wunder und Tugenden
knirschend ins Verderben rennt. Sie zeigen auch, dass diejenigen, die zum
Himmel streben, die bedrängen, die zur teuflischen Verführung eilen.
(Hildegard v. Bingen, Liber divinorum operum, Zehnte Vision: Die Heilsgeschichte vom Beginn bis zum Ende.)
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Ausführliche Infos zur Quellenangabe: Die Windkräfte im Kosmos und die Wirkkräfte der Seele (St. Hildegard)