Santiago_
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Marius Reiser - Menschlicher Geist und Heiliger Geist

"Wer ist übrigens der Heilige Geist? ... Eine Person oder ein Ding oder was?" So fragt der Manager einer Girlgroup in einem Roman von Bruce Marshall. Er fragt aus einem ganz geschäftlichen Interesse heraus. Die Disco nämlich, in der seine Mädchen zwei Tage zuvor aufgetreten waren, ist durch ein Wunder von ihrem Standort mitten in der Stadt auf einen Felsen im Meer versetzt worden. Die Mädchen sind mit der Disco weggeflogen, und jetzt ist der Terminplan für die nächsten Auftritte vermasselt. Pater Malachias, der für das Wunder verantwortlich war, hatte in einem Interview erklärt, er habe es mit Hilfe des Heiligen Geistes gewirkt. Das beschäftigt nun den Manager: "Verdammt, Mann, der Heilige Geist muß schon jemand sein, wenn er eine Disco dazu bringt, daß sie auf die Spitze des Bass Rock fliegt. Aber warum ist dann kein Photo des Heiligen Geistes auf der Rückseite der Daily Mail? Da sieht man jetzt bloß Schnappschüsse von meinen Mädchen, wie sie sich die Nasen pudern ...". Er beschließt zusammen mit dem Disco-Besitzer, von Pater Malachias Schadenersatz zu verlangen. Im Pfarrhaus angekommen, schaut er sich genau um und brummt dann: "Dachte mirs doch. Kein Photo des Heiligen Geistes. Nicht mal ein Schnappschuß." Geschäftsleute bevorzugen die handfesten Dinge, die man auch photographieren kann, und heutzutage halten es immer mehr Menschen mit den Geschäftsleuten. Da tut man sich mit dem Heiligen Geist natürlich schwer. Und Wunder scheint man von ihm nicht einmal mehr in der Kirche zu erwarten; im Gegenteil, sie werden als störend empfunden. Auch das Wunder in dem erwähnten Roman muß wegen den Unannehmlichkeiten, die es mit sich bringt, schließlich rückgängig gemacht werden.

Aber nicht nur der Heilige Geist hat heute keine starke Lobby mehr; das gilt schon vom ganz normalen menschlichen Geist. Was heute zählt und finanziell gefördert wird, sind die Naturwissenschaften; die Geisteswissenschaften müssen froh sein, wenn sie überhaupt noch als Wissenschaften gelten dürfen. Von den Naturwissenschaften erwartet man handfeste Verbesserungen und Vorteile, ja echte Wunder, von den Geisteswissenschaften dagegen erwartet man bestenfalls ein bißchen Bildung und gute Unterhaltung. Daß es ohne den Geist keine Sprache gäbe und damit keine Kultur, keine menschliche Gesellschaft und auch keine Naturwissenschaften, daran denkt kaum noch jemand. Und doch wird kein Mensch diese Tatsache leugnen können. Ohne Geist gibt es kein humanes Leben. Wer das leugnen wollte, bewiese damit nur eines: daß er Geist besitzt.

Der menschliche Geist jedoch ist kaum anders als der Heilige Geist ein schwer faßbares "Ding". Er läßt sich weder messen noch mit mathematischen Formeln darstellen. Auch nach der angeblich fast vollständigen Entschlüsselung des Genoms ist das wichtigste aller Gene, nämlich das für den Geist verantwortliche, noch nicht gefunden. Das Zusammenwirken von Geist und Materie im menschlichen Leib ist für Physiker, Biochemiker und Philosophen bis heute ein einziges großes Rätsel. Wie kam es überhaupt im Laufe der Evolution zum Phänomen des menschlichen Geistes? Banal gesprochen: Wie kam es vom Affen zum sprechenden Affen? Wie kommt es, daß jedes menschliche Kind aufgrund seiner Geistbegabung etwas lernen kann, was kein Tier jemals gelernt hat: sprechen? Bekanntlich ist es nicht gelungen, Menschenaffen eine Zeichensprache beizubringen, die den Namen "Sprache" verdient; Affen und andere Tierarten lernen nur einfachste Signale; und was Menschenkinder oft so penetrant tun, hat kein Tier je getan: die Frage "Warum?" gestellt. Wie also kam es zum menschlichen Geist? Sollte durch irgendwelche Entwicklungsprozesse aus materieller Substanz plötzlich Geist entstanden sein und immer wieder entstehen können? Und wie wird er dann vererbt? Wer diese Fragen beantworten könnte, hätte die Frage nach der Entstehung des Homo sapiens beantwortet. Es sieht aber nicht so aus, als ob sie jemals beantwortet werden könnten. Selbst die strengste Wissenschaft muß für den entscheidenden Sprung vom Tier zum geistbegabten Menschen ein Wunder, d.h. ein Eingreifen Gottes postulieren. Von ihren eigenen Voraussetzungen her kann die Naturwissenschaft diesen Sprung nicht erklären. Über das erste und vornehmste Produkt des Geistes, die Sprache, hat Wilhelm von Humboldt geschrieben: "Als wahres unerklärliches Wunder bricht sie aus dem Munde einer Nation, und als ein nicht minder staunenswertes, wenngleich täglich unter uns wiederholtes, und mit Gleichgültigkeit übersehenes, aus dem Lallen jedes Kindes hervor". Diese Feststellung gilt trotz aller neuen Forschungen über den kindlichen Spracherwerb bis heute. Wir brauchen uns also über einen Mangel an Wundern nicht zu beklagen.

Da wir demnach so gut wie gar nichts wissen über die Herkunft und die Wirkweise des menschlichen Geistes, wie sollen wir da etwas wissen über die Herkunft und die Wirkweise des göttlichen Geistes? Wir können nur hoffen, daß uns der göttliche Geist selbst ein paar Aufschlüsse gibt oder irgendwo gegeben hat, und ich gehe jetzt einfach davon aus, daß dies z.B. im Johannesevangelium der Fall ist. Was erfahren wir dort über den Heiligen Geist und seine Tätigkeit? Setzen wir ein bei einem Wort im 6. Kapitel; dort erklärt Christus: "Der Geist ist das Lebendigmachende, das Fleisch nützt nichts" (Joh 6,63). "Fleisch" meint im biblischen Sprachgebrauch alles rein Physische, Materielle und Allzumenschliche, alles, was bei Dingen und Lebewesen nicht durchgeistigt ist oder nicht wenigstens einen symbolischen Bezug zur Welt des Geistes hat. Im Menschen ist das Fleisch bekanntlich schwach, selbst wenn der Geist willig ist (Mk 14,38). Wenn der Geist aber als "das Lebendigmachende" bezeichnet wird, so ist dabei noch an mehr gedacht. Der bibelfeste Leser erinnert sich gleich an jenen Geist, den Gott dem Lehmkloß Adam einhauchte, um ihn zum lebendigen Wesen zu machen (Gen 2,7) oder an jenen Geist, der nach einer Vision des Propheten Ezechiel Totengebeine wieder zum Leben erweckt, nachdem sie sich mit Fleisch und Haut überzogen hatten (Ez 37,1-14). Diese Verbindung zwischen dem Geist und dem Lebensodem wird noch einsichtiger, wenn man bedenkt, daß das griechische pneuma (wie das hebräische ruach) nicht nur "Geist", sondern auch "Wind, Hauch, Odem" bedeutet. Der Geist ist also eins mit dem Lebensodem und damit ein Geschenk Gottes, mit dem dieser buchstäblich einen "Hauch" von sich selber gibt. Allein dieser Geist schafft wirkliches Leben, das mehr ist als ein Vegetieren und Getriebenwerden. Das "Fleisch" nützt nichts, solange es nicht durchgeistigt ist oder einen Bezug zum Geistigen erhält. Welchen Bezug zum Geistigen hat etwa die Ausstellung toter, künstlich präparierter Körper?

Von dem notwendigen Bezug zum Geistigen wußten auch die alten Griechen. Sie ließen große sportliche Leistungen von Dichtern verherrlichen, deren Aufgabe es war, den Bezug der körperlichen Leistung zur höheren Welt des Geistes aufzuzeigen; die Rekordleistung an sich zählte nicht. Auf eine solche Idee käme heute niemand mehr. Der heutige Sport hat zwar einen starken Bezug zum großen Geld, der Bezug zum Geistigen dagegen ist nur noch ganz schwach gegeben, vor allem über den damit verbundenen Patriotismus und das Gemeinschaftserlebnis. Auch hier gilt: Das Fleisch allein nützt nichts.
"Geist" meint im biblischen Sprachgebrauch also so etwas wie die Dynamik des Lebendigen, die von Gott selbst ausgeht. Gott heißt in der Bibel immer wieder "der lebendige Gott"; er ist der Lebensspender schlechthin, und in diesem Sinn heißt es von ihm in einer Art Definition: "Gott ist Geist" (Joh 4,24). Er ist Geist, nicht weil er etwas Nichtmaterielles ist, wie wir es vom deutschen Sprachgebrauch her meinen, sondern weil er die Quelle und Dynamik des Lebens selbst ist. So verstanden passen zu dieser "Definition" auch die beiden anderen Kurzdefinitionen, die sich im 1. Johannesbrief finden: "Gott ist Licht" (1 Joh 1,5) und: "Gott ist Liebe" (1 Joh 4,8). Denn es gibt kein echtes Leben ohne Licht und Liebe. Das Christentum strebt daher eine Durchgeistigung des "Fleisches", d.h. aller materiellen Verhältnisse an, und das bedeutet zugleich: eine Durchlichtung und Durchdringung mit göttlicher Liebe. Darum wird das Christentum auch getragen von Menschen, die, wie Christus in dem nächtlichen Gespräch mit Nikodemus sagt, "aus dem Geist geboren" sind (Joh 3,5f). Diese Menschen werden mit dem Wind verglichen, der weht, wo er will; "und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht woher er kommt und wohin er geht" (Joh 3,8). Dieser Vergleich mit dem Wind ist ein Bild für die unvorhersehbare Dynamik jener Menschen, die sich nicht von Moden und angeblichen Sachzwängen treiben lassen, sondern von Gottes Geist, und denen das Image bei Menschen nichts und das Image bei Gott alles gilt. Nach den bisher betrachteten Aussagen im Johannesevangelium ist der Geist eine Art göttliche Energie, die keinerlei persönliche Züge aufweist. Dieses Bild ändert sich mit den Parakletsprüchen, die wir in den Abschiedsreden finden. In diesen Abschiedsreden werden die Jünger von Jesus selbst auf die nachösterliche Situation vorbereitet, d.h. auf die Situation, in der wir bis heute stehen. Diese Situation ist dadurch gekennzeichnet, daß der Hauptdarsteller im Großen Welttheater von der Bühne abgetreten ist und scheinbar nicht mehr mitspielt. Aber wie kann das Drama weitergehen ohne Hauptdarsteller?

Auf diese Frage antwortet der Hauptdarsteller selbst, indem er eine Voraussetzung nennt und daran ein Versprechen knüpft: "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten; dann werde ich den Vater bitten und er wird euch einen anderen Parakleten geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird" (Joh 14,15-17). Indem Jesus einen "anderen Parakleten" ankündigt, gibt er sich selbst als Parakleten zu erkennen und erklärt den anderen zu seinem Stellvertreter. Die Bezeichnung "Paraklet" taucht hier zum ersten Mal auf; als "Amtsbezeichnung" für den Heiligen Geist begegnet sie überhaupt nur im Johannesevangelium. Durch diese eigentümliche Amtsbezeichnung erhält der Geist eine eindeutig "persönliche" Note.

Was bedeutet sie? Das griechische Wort parakletos heißt wörtlich genommen wie das lateinische advocatus "der Herbeigerufene, der Beistand". Im Gegensatz zum lateinischen advocatus jedoch bezeichnet das griechische Wort nicht nur den Beistand vor Gericht, sondern jeden in einer Notlage zu Hilfe Gerufenen. Die spezifische Aufgabe des Beistands ergibt sich aus der spezifischen Notlage, in der er gerufen wird. Martin Luther gab das Wort im Johannesevangelium gemäß einer alten Tradition mit "Tröster" wieder. Das ist auch nicht ganz falsch, denn die Jünger sollen durch diesen Beistand über den Verlust Jesu getröstet werden. Aber diese Übersetzung verfehlt doch die spezifische Charakteristik und Arbeitsumschreibung dieses Parakleten, wie sie das Evangelium selbst gibt. Wie sieht diese Charakteristik und Arbeitsumschreibung aus?

In dem angeführten Wort erfahren wir darüber noch nicht viel. Da heißt es zunächst, daß der kommende Paraklet "der Geist der Wahrheit" ist, "den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt". "Die Wahrheit" ist für den vierten Evangelisten letztlich Christus selbst, der sagen kann: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6). Die Welt, die Christus nicht sieht und nicht kennt, kann natürlich auch den "Geist der Wahrheit" nicht empfangen. Damit ist zunächst eine schlichte Tatsache festgehalten: Der Geist der Wahrheit kann nur dort ankommen, wo er die richtigen Aufnahmebedingungen findet, kurz: bei Christen. Der Geist weht zwar, wo er will, aber außerhalb der Kirche fehlen ihm meistens die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Wirken. Ohne die Liebe zu Christus und das Halten seiner Gebote, das, was im ersten Parakletspruch als Voraussetzung genannt wird (Joh 14,15), kann der Heilige Geist nicht empfangen werden. Nicht von ungefähr geschieht es am Ostertag, daß Jesus seine Jünger durch die geschlossenen Türen hindurch aufsucht, sie anhaucht wie einst Gott den Lehmkloß Adam und dazu spricht: "Empfanget Heiligen Geist!" (Joh 20,22) Nur die Jünger empfangen ihn. Da Christus aber selbst die Offenbarung der Wahrheit ist und die Wahrheit das Ziel und die Heimat des menschlichen Geistes, so darf man wohl sagen: Die Minimalvoraussetzung für den Empfang des Geistes der Wahrheit ist die ehrliche Suche nach Wahrheit, und zwar nach Wahrheit in allen Bereichen des Lebens und der Welt. Wer konsequent die Wahrheit verfolgt, sei es in der Wissenschaft oder sei es im Zusammenleben der Menschen – die Politik nicht ausgenommen! –, der wird, wenn der Evangelist recht hat, bei Christus und das heißt: in der Kirche enden.

Die postmoderne Behauptung dagegen, auf Wahrheit komme es gar nicht an und Schein und Sein sei letztlich dasselbe, beraubt jeden Geist, den menschlichen wie den göttlichen, seines Zieles und seiner Heimat. Ein großer Teil der geistigen und seelischen Verelendung um uns herum rührt daher, daß man es mit der Wahrheit nicht mehr genau nimmt und neuerdings sogar meint, das sei auch unwichtig.

Die wichtigste Aussage über den Parakleten hat sich Christus im Johannesevangelium für den letzten Parakletspruch aufgehoben: "Noch vieles hätte ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit hineinführen. Denn er wird nicht von sich aus reden, er wird vielmehr reden, was er hört, und euch das Kommende verkünden. Jener wird mich verherrlichen, denn er wird aus dem Meinen nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein. Darum habe ich gesagt, daß er aus dem Meinen nimmt und es euch verkündigt" (Joh 16,12-15). Ein guter Stellvertreter führt keine revolutionären Neuerungen ein, sondern führt die Geschäfte im Sinn des eigentlichen Stelleninhabers weiter. Und so hält es auch der "Geist der Wahrheit", der ja nur den Hauptdarsteller im großen Drama der Weltgeschichte vertreten soll. Deswegen muss er vor allem an Christi Worte erinnern (Joh 14,26); er nimmt aus dem, was Christus eigen ist, und verherrlicht ihn. Trotzdem ist der Paraklet nicht einfach ein Nachbeter oder Epigone. Es heißt ja auch nicht: Er wird die Wahrheit weitergeben, sondern: Er wird in sie "hineinführen", oder genauer: er wird "die Wegführung in ihr übernehmen". Der Paraklet erscheint in dieser Formulierung als eine Art Wanderführer; und die Wahrheit, in die er hineinführen soll, wird dabei nicht als ein fertiges Paket begriffen, das man "weitergeben" muß, sondern als ein weites unerschlossenes Land, in dem man einen Führer benötigt, um sich zurecht zu finden. Es ist jenes Land oder jene Welt, für die der Name Christi steht.
Nun heißt es aber nicht einfach: Der Geist der Wahrheit wird euch in die Wahrheit hineinführen, sondern "in die ganze Wahrheit". Das setzt voraus, daß die Jünger vor Ostern und vor der Einhauchung des Heiligen Geistes noch nicht die ganze Wahrheit kennen, und es heißt ja auch ausdrücklich: "Noch vieles hätte ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen" (Joh 16,12). Der Paraklet soll also nach Ostern nicht nur die alte Wahrheit neu sagen, sondern immer tiefer in das Land der Wahrheit hineinführen, immer neue Aspekte und Dimensionen aufzeigen, bis irgendwann die ganze Fülle der Wahrheit erschlossen ist. Jene Welt, für die der Name Christi steht, ist mit Ostern nicht fix und fertig erschlossen, sondern muß unter der Führung des Geistes der Wahrheit immer weiter erkundet werden.

Und genau so ist es gekommen. Die Kirche brauchte Jahrhunderte, um das, was mit Christus in unsere Welt gekommen ist, immer besser zu begreifen; sie hat das Begriffene in Worte gefaßt und als Dogmen definiert. Diese Dogmen gehören zum kostbarsten Besitz der Kirche, denn sie formulieren die Einblicke in das Land der Wahrheit, die die Kirche unter der Führung des Heiligen Geistes gewonnen hat. Nur Unverständige spotten über Dogmen, um deren Kenntnis und Verständnis sie sich nie bemüht haben. Unter derselben Führung hat die Kirche Strukturen und Lebensformen ausgebildet, um ihren Auftrag richtig zu erfüllen, und liturgische Formen, in denen sie Gott verehrt und ihre geistlichen Kräfte erneuert. Daß die Kirche ihren Führer gelegentlich aus dem Auge verloren und Dinge getan hat, die dieser nicht initiiert haben kann, das ist wohl wahr, und sie hat dies vor ziemlich genau einem Jahr in eindrucksvoller Weise vor aller Welt als Schuld bekannt, bei dem großen Bußakt im Petersdom am 1. Fastensonntag des Heiligen Jahrs 2000 (12. März 2000). Aber diese Kirche weiß auch, daß der Führer sie nicht aus dem Auge verlieren wird. Und ich glaube, daß auch wir heute den frischen Wind dieses Führers ganz schnell spüren werden, wenn wir eine Unart lassen und eine Tugend üben: wenn wir die Unart lassen, den bisher zurückgelegten Weg in das Land der Wahrheit für einen kompletten Irrweg zu halten, indem wir so tun, als müßten die Dogmen der Kirche reformiert, die Strukturen der Kirche revolutioniert und die Liturgie der Kirche privatisiert werden. Die Tugend dagegen, die wir üben sollten: Grundsätzlich Ja sagen zum bisherigen Weg der Kirche und uns für den weiteren Weg dem Geist der Wahrheit anvertrauen. Er wird uns immer wieder an Jesu Worte erinnern, aus dem Seinen nehmen und uns damit neue Wege führen; er wird uns neue Aussichten und Ein blicke eröffnen in das weite Land der Wahrheit. Und dann können wir uns auf eines gefaßt machen: Überraschungen.