Eugenia-Sarto
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Papst Pius X. an seine Priester

Papst Pius X. ermahnt seine Priester, ein Leben der Heiligkeit zu führen.

Neupriester im Jahre 1959.

".. 'Sie wachen über eure Seelen und müssen einst darüber Rechenschaft ablegen.'( Hebr.XIII 17). Gewiss richtet sich dieses Mahnwort an alle, die in der Kirche ein Amt bekleiden; in erster Linie aber betrifft es Uns, die Wir ... durch Gottes Fügung die höchste kirchliche Gewalt innehaben. Tag und Nacht lastet daher diese Verantwortung auf Uns...
Dabei beschäftigt Uns vor allem eine Sorge: die Priester möchten sich in ihrem ganzen Lebenswandel ihrer Berufungspflicht wirklich würdig erweisen...
Gesinnung und Einsatz der Bischöfe auf diesem Gebiet sind Uns freilich bekannt. Wir wissen, mit welcher Umsicht, mit welcher Hingabe sie sich unablässig um die aszetische Bildung des Klerus bemühen...
..Und dennoch gibt es zu Unserem Bedauern ...in verschiedenen Ländern
immer noch Geistliche, deren Lebenswandel keineswegs so ist, dass die dem christlichen Volk, das zu ihnen aufblickt, ein Vorbild zur Nachahmung sein könnten. Ihnen wollen Wir in diesem Schreiben Unser Herz öffnen wie ein Vater, dessen Herz um den kranken Sohn in angstvoller Liebe bangt...
Wir weisen den Weg, auf dem jeder mit stets wachsendem Eifer vorwärtsschreiten muss, um in Wahrheit -gemäss dem treffenden Ausdruck des Apostels- ein Mann Gottes zu sein und den berechtigten Erwartungen der Kirche zu entsprechen.
Unsere inständige Bitte lautet also: Erneuert euch... in eurer Sinnesart und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit...
Denn die Stellung des Priesters ist derart,dass er keineswegs für sich allein gut oder schlecht sein kann; sein Verhalten und seine Lebensführung hat im Gegenteil die folgenschwersten Rückwirkungen auf seine Mitmenschen. Welch grosses und unschätzbares Geschenk ist für seine Umgebung ein wirklich guter Priester!
.. Licht der Welt und Salz der Erde ist also der Priester. Diese Sendung verwirklicht er, wie jedermann weiss, hauptsächlich als Verkünder der christlichen Wahrheit. Es ist aber ebenso klar, dass diese Tätigkeit nahezu nutzlos bleibt, wenn der Priester nicht das Wort der Verkündigung mit dem Beispiel seines Lebens bekräftigt... Ebensowenig kann der Priester, wenn er die Selbstheiligung vernachlässigt, Salz der Erde sein... Wo aber die Heiligkeit fehlt, da nistet sich unausweichlich die Verderbnis ein. Darum hat Christus...solche Priester als fades Salz bezeichnet, das zu nichts mehr taugt, als weggeworfen und sogar von den Menschen zertreten zu werden.
Wie ernst klingt doch die Sprache der Kirche vor der Subdiakonatsweihe: " Immer und immer wieder müsst ihr aufmerksam erwägen, welche Last ihr heute freiwillig auf euch nehmt... es wird eure Pflicht sein, Gott... immerdar zu dienen und mit seinem Beistand die Keuschheit zu bewahren".
"Wahrt ihr bis jetzt saumselig im Gottesdienst, so müsst ihr von nun an Eifer zeigen; wahrt ihr schläfrig, so von nun an wachsam; .. Bedenkt wohl, welches Amt euch übertragen wird!"...
Aber noch ergreifender drängt die Ermahnung vor der Priesterweihe: " Mit wahrhaft grosser Ehrfurcht muss man zu so einer erhabenen Stufe emporsteigen, und es gilt, wohl darauf zu achten, dass übernatürliche Weisheit, unbescholtenen Sitten und beharrlicher Wandel in der Rechtschaffenheit die dazu Auserwählten empfehle... Euer Leben sei wie ein Wohlgeruch, eine gewinnende Zier der Kirche Christi, so dass ihr mit Wort und Beispiel das Haus erbauet, nämlich die Familie Gottes".
..Das Konzil von Trient ermahnte die Kleriker "sich in acht zu nehmen 'selbst vor lässlichen Sünden,die von ihnen begangen, sehr schwer wären'. Sehr schwer, gewiss nicht der Sache nach, sondern mit Rücksicht auf die Person, von der mit viel mehr Recht als von den Gotteshäusern die Forderung des Psalmisten gilt: Deinem Hause ziemet Heiligkeit.
...De
r Priester ist der "Arbeiter,den Christus für seinen Weinberg zu dingen ausging. Ihm obliegt es, das Unkraut zu jäten, nützliche Kräuter zu pflanzen, zu begiessen, und auch aufzupassen, dass der Feind nicht schlechten Samen unter den guten streue. Deshalb hüte sich der Priester, im Uebereifer seines persönlichen Vollkommenheitsstrebens irgendeine seiner Amtspflichten zum wohl der Mitmenschen etwa hintanzusetzen, wie z.B. die Predigt des Gotteswortes, das regelmässige Beichthören, Krankenbesuche und namentlich die Betreuung der Sterbenden, Religionsunterricht, Tröstung der Geprüften, Rückführung der Irrenden... "

Sodann weist der Papst auf die Notwendigkeit des Gebetslebens und der Betrachtung hin, ohne die keine Heiligkeit möglich sei.

Entnommen aus: Das Priestertum. Mahnwort Papst Pius X. an den katholischen Klerus. HAERENT ANIMO