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Eugen Bolz - Gedenktag katholisch: 23. Januar. Politiker, Märtyrer * 15. Dezember 1881 in Rottenburg in Baden-Württemberg † 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee Eugen Bolz, Sohn einer alteingesessenen …Mehr
Eugen Bolz - Gedenktag katholisch: 23. Januar.

Politiker, Märtyrer
* 15. Dezember 1881 in Rottenburg in Baden-Württemberg
† 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee


Eugen Bolz, Sohn einer alteingesessenen Handwerkerfamilie und zwölftes von 13 Kindern, studierte bis 1905 Jura in Tübingen, in Bonn und in Berlin; als Student trat er der „Zentrumspartei” bei. 1912 wurde er Reichstags- und 1913 zusätzlich württembergischer Abgeordneter der katholischen Partei im Landtag in Stuttgart. 1919 übernahm er in Württemberg das Amt des Justizministers, 1923 wurde er zum Innenminister berufen, von 1928 bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 übte er zugleich in das Amt des württembergischen Staatspräsidenten aus. Er förderte besonders die mittelständische Wirtschaft. Grundlage seines Wirkens war ihm die katholische Soziallehre: „Politik ist nichts anderes als praktisch angewandte Religion.”

„Auf der Grundlage des christlichen Sittengesetzes” wollte Eugen Bolz einen „friedlichen Ausgleich der aus dem Wirtschaftskampf sich ergebenden Interessengegensätze” ermöglichen. Er bejahte die republikanische Staatsform und die parlamentarische Demokratie der Weimarer Verfassung.

Alfred Hrdlicka: Denkmal, 1993, am „Königsbau” in Stuttgart
Alfred Hrdlicka: Denkmal, 1993, am „Königsbau” in Stuttgart Dieses Bild weiterverwenden?

Schon früh warnte Bolz vor dem Nationalsozialismus, den er allerdings noch im Februar 1931 nicht als Gefahr erkannte: „Wir haben in Württemberg nichts zu fürchten. … Ich habe die Überzeugung, dass weder die kommunistische Bewegung uns über den Haufen rennen wird noch die nationalsozialistische. Auch letztere Bewegung wird von selbst wieder abflauen”. Nach den Landtagswahlen im April, bei denen die NS-Partei stärkste Fraktion wurde, verhinderte diese die Neubildung einer Regierung, das Kabinett Bolz blieb nur noch geschäftsführend im Amt. Im Juni 1933 wurde Bolz für einige Wochen in die damals so genannte „Schutzhaft” genommen. Er war dann in der Wirtschaft tätig. 1941 nahm == Carl Goerdeler Kontakt mit ihm auf und weihte ihn in die Pläne des Widerstands ein; Bolz sagte zu, in einem künftigen Kabinett Goerdeler Kultusminister zu werden. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde auch Bolz verhaftet, nach Berlin überführt, am 21. Dezember 1944 vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt und dann in Berlin-Plötzensee zusammen mit acht weiteren Männern mit dem Fallbeil hingerichtet.

In Bolz' Heimatstadt erinnert eine Tafel an seinem Geburtshaus und ein Denkmal am nach ihm benannten Platz an den Ehrenbürger, in Rom in der Basilika San Bartolomeo all'isola, dem Ort des Gedächtnisses für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts, eine Berührungsreliquie. 2006 gab die Deutsche Post eine Briefmarke mit seinem Portrait in ihrer Reihe „Aufrechte Demokraten” heraus.

Bolz' Ehefrau Maria berichtete über ihre letzte Besuche bei ihrem Mann im Zuchthaus:
„Zu unserem Staunen trat er uns sehr gefasst entgegen. Sein Wesen ist ganz vergeistigt. Er ist so innerlich geworden, dass man förmlich fühlt, er lebt ganz in Gott. Gewiss lebt in ihm noch die Hoffung, dass sein von ihm abgefasstes Gnadenversuch Berücksichtigung finden wird, aber er hat sich auch demütig in Gottes Willen ergeben.”

Kanonisation: Das Verfahren zur Seligsprechung wurde 2014 eingeleitet.

www.heiligenlexikon.de/BiographienE/Eugen_Bolz.html
parangutirimicuaro
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