„Nicht nur Häresie“ (www.summorum-pontificum.de)

„Nicht nur Häresie“

13. Juli 2019

Im Interview mit Riccardo Cascioli von NBQ hat Gerhard Kardinal Müller den stärksten denkbaren Vorwurf gegen das Vorbereitungspapier zur Amazoassynode und seine Verfasser ausgesprochen: Einige Aussagen seien „nicht nur“ Häresie, weil sie den Abfall vom Christentum überhaupt implizierten.

„Der Häretiker kennt die katholische Glaubenslehre und widerspricht ihr. Hier aber macht man nur eine große Verwirrung, und das Zentrum von allem ist nicht Jesus Christus, sondern sind sie selbst und ihre menschlichen Ideen zur Rettung der Welt.“

Dementsprechend scharf geht der Kardinal vor allem mit den Passagen des Dokuments ins Gericht, die eine angeblich besondere oder gar vollkommenere Offenbarung in den Naturreligionen des Amazonas beschwören:

Die „Kosmovision“ ist eine pan-naturalistische oder – im modernen, europäischen Kontext – eine materialistische Konzeption, die jener des Marxismus ähnelt: Am Ende können wir tun, was wir wollen. Gott ist nicht die Natur, wie es Baruch de Spinoza (1632–1677) formulierte. Wir aber glauben an Gott, den Schöpfer des Universums.“

Zum modischen Mythos vom Leben in Harmonie mit der Natur und der Achtung vor „Mutter Erde“ merkt er an:

Seit der Ursünde gibt es keine Harmonie mehr mit der Natur. Oft ist sie der Feind des Menschen, in jedem Fall aber ist sie ambivalent. Denken wir an die vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser und Luft. Erdbeben, Brände, Überschwemmungen, Stürme sind alles Ausdrucksformen der Natur und Gefahren für den Menschen. Der Mensch seinerseits ist zum Feind seines Bruders geworden anstatt sein Freund zu sein (Ehebruch, Raub, Lüge, Mord, Krieg). (…) Unsere Mutter ist eine Person und nicht die Erde. Und unsere Mutter im Glauben ist Maria. Auch die Kirche ist als Mutter beschrieben, da sie Braut Jesu Christi ist. Diese Worte dürfen nicht inflationär gebraucht werden. Eine Sache ist es, Respekt für alle Elemente dieser Welt zu haben, ein ganz andere, sie zu idealisieren und zu vergöttern.“

An anderer Stelle spricht er sich – nachvollziehbar, wie wir meinen – für einen recht verstandenen Anthropozentrismus als Gegenentwurf zur pantheistischen Naturverherrlichung aus:

Es ist eine absurde Idee, behaupten zu wollen, daß Gott nicht anthropozentrisch sei. Der Mensch ist der Mittelpunkt der Schöpfung, und Jesus ist Mensch geworden. Er ist nicht eine Pflanze geworden. Das ist eine Häresie gegen die Menschenwürde. Die Kirche muß vielmehr den Anthropozentrismus betonen. Das Leben des Menschen ist unendlich würdiger als das Leben egal welchen Tieres. Heute gibt es bereits einen Umsturz dieses Prinzips: Wenn ein Löwe in Afrika getötet wird, ist das ein weltweites Drama, wenn aber hier die Kinder im Mutterleib getötet werden, ist das in Ordnung. Auch Stalin behauptete, daß diese Zentralität der Menschenwürde zu beseitigen sei; so konnte er viele Menschen rufen, um einen Kanal zu graben und sie zum Wohl der künftigen Generationen sterben zu lassen.“

Weitere Abschnitte des langen Gesprächs beschäftigen sich mit dem Thema der „Inkulturation“, dem Verhältnis von sozialem und geistigem „Fortschritt“ und den offen eingestandenen Absichten der Synodenbefürworter, die Kirche „grundlegend verändern“ zu wollen. Alles in hohem Maße lesenswert – eine vollständige deutsche Übersetzung bietet katholisches.info.

Besonders ärgern dürfte es die Propheten der neuen Amazonasoffenbarung, daß Kardinal Müller ihnen an mehreren Stellen nachweist, die Dokumente des 2. vatikanischen Konzils nicht oder falsch verstanden zu haben – und daß er quasi zum Ausweis der Kontinuität in einem besonders wichtigen Kontext auch das Konzil von Trient zitiert:

Die „Substanz der Sakramente“ ist wichtiger als die sekundären Riten und kann nicht durch die kirchliche Autorität geändert werden (Konzil von Trient, 21. Sess., 1562, DH 1728).

Der Kardinal beschließt seine Ausführungen mit den starken Worten:

Man spricht voll Respekt von der Weisheit der Ahnen, verachtet aber die lange Tradition der Kirche. Die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. werden wie etwas Überholtes behandelt. Man will sich der Welt anpassen: unauflösliche Ehe, Zölibat, Priesterinnen, die apostolische Autorität, sie werden behandelt, als handle es sich um ein politisches Problem. Alles muß in der Überzeugung geändert werden, daß es dadurch zu einem neuen Frühling der Kirche, zu einem neuen Pfingsten kommt. Auch das ist eine bizarre Idee, da die Ausgießung des Heiligen Geistes ein einmaliges, eschatologisches Ereignis ist, das für immer gilt. Als würde das Beispiel der Protestanten nicht genügen, um diese Illusion zu widerlegen. Sie sehen nicht, daß sie die Kirche zerstören. Sie sind wie Blinde, die in die Grube fallen. Die Kirche hat sich gemäß den Grundsätzen der katholischen Theologie und nicht der Soziologie oder des Naturalismus und Positivismus zu entfalten, (vgl. Dei Verbum, 8-10). „Die heilige Theologie ruht auf dem geschriebenen Wort Gottes, zusammen mit der Heiligen Überlieferung, wie auf einem bleibenden Fundament“ (Dei Verbum, 24).

Es ist unbegreiflich, daß sich bis jetzt nicht mehr Bischöfe, Nachfolger der Apostel als Verkünder und Wahrer der Lehre Christi, in so eindeutiger Weise den weitgehend übereinstimmenden Feststellungen der Kardinäle Müller und Brandmüller oder von Laien wie William Kilpatrick angeschlossen haben. Rundum nur Wölfe statt der Hirten? Schweigen und „Aussitzen“ führt hier stracks in die Apostasie.
Kirchfahrter Archangelus
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a.t.m
@PaulK Stimmt Kardinal Müller wurde ja nur deshalb Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre weil er eben ein Häretiker ist und in der Afterkirche wird solches antikatholisches innerkirchliches Verhalten eben belohnt.
Gottes und Mariens Segen auf allen WegenMehr
@PaulK Stimmt Kardinal Müller wurde ja nur deshalb Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre weil er eben ein Häretiker ist und in der Afterkirche wird solches antikatholisches innerkirchliches Verhalten eben belohnt.

Gottes und Mariens Segen auf allen Wegen
Nicky41
Kardinal Müller als Häretiker und Feigling zu bezeichnen ist wirklich unfassbar.
Nicolaus
Lassen Sie uns gemeinsam um Theo Breidenbach trauern.
Nicky41
"Falsch mein Freund, bei solch schwerwiegenden Anschuldigungen muss man in die Luft gehen!" @Nicolaus
Möge er in Frieden ruhen.Mehr
"Falsch mein Freund, bei solch schwerwiegenden Anschuldigungen muss man in die Luft gehen!" @Nicolaus

Möge er in Frieden ruhen.
PaulK
😀 😀 😀
PaulK
Ein Like von mir, obwohl ich Müller für einen Feigling und Häretiker halte. 😎 🚬
michael7
👍 🙏 🙏 🙏