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Blut und Briefe: Johannes-Paul-II.-Kirchen sind schon in den Startlöchern

(gloria.tv/ KNA) Bericht von Oliver Hinz (KNA)

Da staunt Polen: Die USA haben den Wettlauf um den Bau der ersten Papst-Johannes-Paul-II.-Kirche gewonnen. Gerade erst hatte die Warschauer Presse das Rennen ausgerufen, da kam heraus, dass bereits vor mehr als zwei Jahren in Bigfork, einem 1.500-Seelen-Ort im Bundesstaat Montana, eine kleine Kirche nach dem polnischen Papst benannt wurde. Der dortige Ortsbischof hatte dies im Gegensatz zu seinen polnischen Amtsbrüdern schon vor der Seligsprechung am 1. Mai erlaubt.

Polens Bischöfe hatten es bislang nicht besonders eilig, Kirchen mit Johannes-Paul-II.-Patrozinium zu bauen. Erst dessen Erhebung zur Ehre der Altäre macht dies möglich. Nur in ganz wenigen Fällen gab es schon im Vorgriff auf die Seligsprechung grünes Licht - etwa im ostpolnischen Lublin und in Radzymin bei Warschau. Bis zur Fertigstellung der Gotteshäuser dauert es allerdings noch mindestens einige Monate.

Einfacher und schneller ist es, Johannes Paul II. (1978-2005) zum Patron bereits bestehender Kirchen zu erklären. Für diesen Weg entschied sich unter anderen Pfarrer Tadeusz Juchas aus Ludzmierz bei Krakau. Er kündigte an, die vor neun Jahren geweihte Kirche St.
Florian im Dorf Dlugopole werde ab 1. Mai den Namen des Wojtyla-Papstes tragen. «Die Idee entstand nach dem Tod unseres großen Landsmanns», sagt Juchas und verweist darauf, dass Johannes Paul II. 1997 das Marienheiligtum von Ludzmierz besuchte.

Gleichzeitig mit Dlugopole werden mit Zustimmung der jeweiligen Ortsbischöfe voraussichtlich auch andernorts Kirchen nach dem Papst aus Polen benannt. Allerdings ist wohl unwahrscheinlich, dass es zwischen Oder und Bug bald so viele Johannes-Paul-II.-Kirchen wie Denkmäler gibt. Noch zu Lebzeiten des Papstes waren Dutzende Statuen und Gedenktafeln errichtet worden; heute sind es geschätzt landesweit über 250.

Wojtylas Heimatbistum Krakau baut derweil gleich ein ganzes Johannes-Paul-II.-Zentrum. Die an den Vatikan erinnernde Anlage mit einem großen Platz, einer Kirche sowie unter anderem einem Museum und einem Forschungsinstitut entsteht im Außenbezirk Lagiewniki neben der Basilika der Barmherzigkeit Gottes. Rechtzeitig zur Seligsprechung soll die Unterkirche fertig werden. Dorthin werde die «kostbarste Reliquie» von Johannes Paul II. überführt, eine Ampulle mit dessen Blut, kündigte der Krakauer Kardinal und langjährige Papstsekretär Stanislaw Dziwisz an. Dziwisz sagte, der verstorbene Papst sei zwar kein Märtyrer, aber er habe «doch sein Blut am Petersplatz vergossen» - beim Attentat von Ali Agca 1981.

Das Papstblut stammt nach Angaben eines Bistumssprechers von einer medizinischen Untersuchung, die vor einem Luftröhrenschnitt im Februar 2005 stattgefunden habe. Es war die letzte Operation vor seinem Tod am 2. April 2005. Die Ärzte der römischen Gemelli-Klinik hätten damals selbst beschlossen, das Blut Dziwisz zu übergeben.
Wann die Reliquie in einem Kristallgefäß in den Altar eingelassen wird, ist noch nicht bekannt.

Über die Ampulle wird in Polen kontrovers diskutiert. Nicht nur ein Teil der Medien, sondern auch einige Krakauer Priester reagierten mit Befremden auf den Plan. Der Anwalt des Seligsprechungsverfahrens, Postulator Slawomir Oder, stellte klar, Reliquien seien «kein magischer Fetisch». Sie seien dazu da, «in unseren Herzen die Dankbarkeit für das Geschenk der Person Johannes Paul II. zu erreichen». Reliquien seien ein Symbol der Anwesenheit eines Heiligen in der Welt.

Der Rektor des Krakauer Priesterseminars, Grzegorz Rys, warnte indes vor einer Überbewertung von Reliquien: Diese bewirkten «kein Wachstum des Glaubens: "Das wäre magisches Denken." Rys, der auch Professor an der Päpstlichen Johannes-Paul-II.-Universität ist, schlug eine weitere Reliquie vor: einen nicht abgeschickten Brief von Johannes Paul II. an den Attentäter vom Petersplatz", der ebenfalls im Besitz Dziwiszs sei. Darin finde sich die «ganze Wahrheit über die christliche Liebe zu den Feinden und die Vergebung».