Mehr aus Potentanien (www.summorum-pontificum.de)

Mehr aus Potentanien

08. Juli 2019

Fr. John Hunwicke vom Ordinariat LUF

Fr. Hunwicke sieht heute Anlaß, auf den Fall Rosica (auf Summorum Pontificum u.a. hier) zurückzukommen und schreibt auf Mutual Enrichment:

Die Leser werden sich an die großartige Definition der Bergoglianität erinnern, die Fr. Rosica abgegeben hatte (bevor er einige Monate später einsah, daß seine schmählichen Plagiate einen frühen Rückzug aufs Altenteil erforderlich machten).

„Unser Kirche steht ganz klar mehr unter dem Regiment einer Einzelperson als unter der Autorität der heiligen Schrift allein oder ihren eigenen Grundsätzen zusammen mit der Schrift.“

PF hat kürzlich die Richtigkeit von Rosicas Analyse bekräftigt, als er einige Reliquien des Hl. Petrus verschenkte. Dabei erklärte er, daß er selbst die hl. Messe nicht mehr in der Kapelle feiert, in der sie aufbewahrt worden waren. Natürlich hätte er sie leicht in die Kapelle von Santa Marta umziehen können, wo er sehr oft die Messe feiert. Und so ist die Botschaft klar: PF legt wenig Wert darauf, die hl. Messe vor den Reliquien des Apostels zu feiern, dessen Nachfolger er ist.

Soll heißen: Er legt keinen Wert darauf, seine tägliche Verbundenheit mit der Apostolischen Tradition in der Liturgie symbolisch zum Ausdruck zu bringen.

Ich bnin überrascht, daß die orthodoxen Empfänger seines Geschenks darin einen Schritt zur Einheit sehen. Man könnte doch vielleicht denken, daß die Linie seines Pontifikats, ohne Rücksicht auf die Heilige Tradition vorzugehen, nachdenkliche Orthodoxe von der Idee der Einheit abschrecken könnte. Sind sie denn nicht ganz besonders scharf auf die Tradition? Und jedenfalls deutlich weniger darauf, die Kirche von der Willkür eines Einzelnen beherrschen zu lassen?

Wenn PF tatsächlich politisches Verständnis hätte, hätte er sich vielleicht auch gefragt, was der Inhaber des anderen Petrinischen Stuhles, nämlich Antiochien, von dieser Bevorzugung des „Andreanischen“ Stuhles halten würde. Auch hätte er angesichts des aktuellen Schismas zwischen Moskau und Konstantinopel vermuten können, daß das Dritte Rom sein Vorgehen als Parteinahme für den Patriarchen deuten könnte, den Moskau seinerseits der Häresie des Paplismus beschuldigt. Bartolomäus Reliquien des hl. Petrus zu schenken ist wohl kaum geeignet, die „papistische“ Versuchung der Kirche von Konstantinopel zu dämpfen – oder übersehe ich da etwas?

Ich frage mich, wie umfangreich und besonnen PF sich vor dieser Entscheidung beraten hat?

*

Neben Fr. Hunwicke sieht heute auch der amerikanische Publizist Brad Miner von The Catholic Thing Anlaß, noch einmal auf die Reliquien-Affäre zurückzukommen. Sein Ausgangspunkt ist die biblische Erzählung von Esau, der dem jüngeren Bruder Jakob sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht abtrat. Hauptinhalt seiner Besorgnis ist jedoch der Umstand, daß die Reliquien eben nicht nach Konstantinopel gehen, sondern nach Istanbul – eine Stadt, die gegenwärtig von einem kaum verhüllten Islamistischen Regime beherrscht wird, das sich möglicherweise noch weiter radikalisieren könnte:

Im Irak haben wir gesehen, was selbst ein kurzer Aufstieg zur Macht von Al Kaida und ISIS für die Christliche Zivilisation dort bedeutet hat. Wenn die Türkei sich in diese Richtung entwickelt, haben wir es nicht mit einer Katastrophe wie beim Brand von Notre Dame in Paris zu tun, wo Priester und Laien, Polizei und Feuerwehr viele der Schäötze und Reliquien der großen Kathedrale retten konnten. Nichts davon war auf der Ebene von Ninive möglich, wo – unter anderen Verlusten – das Grabmal des Propheten Jonas ausgelöscht wurde. Und dabei ist Jonas auch im Islam eine verehrungswürdige Figur“ Der Islam ist in seinen militantesten Richtungen per Definition eine Religion von Bilderstürmern.