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Irak: Osterfeiern trotz Ausgangssperre

Bild: Archivaufnahme einer Karfreitagsprozession im Irak, (c) Kirche in Not

(gloria.tv/ Kirche in Not) Die Christen im Irak haben trotz massiver Einschränkungen und Gewaltdrohungen ein hoffnungsvolles Osterfest gefeiert. Das sagte der Erzbischof der nordirakischen Stadt Erbil, Bashar Warda, im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not“.

Erzbischof Warda berichtete, in seiner von Terroristen heimgesuchten Nachbardiözese Mossul hätten die Christen wegen eines von offizieller Seite verhängten Fahrverbots gefährliche Märsche von bis zu einer Stunde auf sich genommen, um zur Karfreitagsliturgie zu gelangen.

Das Fahrverbot für alle Verkehrsmittel war aufgrund der schlechten Sicherheitslage verhängt worden. Am Gründonnerstag habe in Mossul eine komplette Ausgangssperre bewirkt, dass die Abendmahlsmesse abgesagt werden musste. Nicht abgehalten wurde auch die Ostervigil, da die Sicherheit der Gläubigen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr gewährleistet werden konnte.

Die im Nordwesten des Irak gelegene Stadt Mossul ist ein Brennpunkt der Christenverfolgung im Irak. Entführungen, Morde und andere Versuche militanter Islamisten, die Christen aus der Region zu vertreiben, sind dort an der Tagesordnung.

Erzbischof Warda sagte weiter, "die Gläubigen in Mossul haben ihren Erzbischof Amil Nona durch ihre Bereitschaft, an den Ostergottesdiensten teilzunehmen, wirklich ermutigt." Das Fest der Auferstehung habe den Umständen entsprechend würdig begangen werden können. "Die Feier der Liturgie muntert die Menschen auf und ist das Herz des Gemeinschaftslebens der Christen im Irak", betonte Erzbischof Warda. In seiner Osterbotschaft habe er selbst an die rivalisierenden politischen Gruppen appelliert, mit Hilfe der Kirche Versöhnung zu suchen.

Die Menschen im Irak leiden an den instabilen politischen Verhältnissen und der schlechten Sicherheitslage. In dieser Situation "bieten wir unser Gebet und unsere Mithilfe an", sagte Erzbischof Warda. "Die Kirche wurde durch Gottes Bereitschaft geboren, durch das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi Versöhnung mit den Menschen zu schaffen."
Darum seien alle Christen "Experten in Sachen Versöhnung".

Während die Ostertage in Mossul in diesem Jahr friedlich verliefen, gab es in der Hauptstadt Bagdad nach Medienberichten mehrere gewaltsame Zwischenfälle. Dort mussten zum Beispiel am Ostersonntag Gottesdienstbesucher nach Bombendrohungen aus der Heilig-Herz Kirche evakuiert werden.

Nicht weit davon entfernt hatten sich Gläubige in der Jungfrau-Maria Kirche verbarrikadieren müssen, weil sich draußen die Polizei ein Feuergefecht mit unbekannten Angreifern lieferte. Vier Polizisten wurden bei dem Zwischenfall verletzt.

Neben der Gewalt gab es nach Angaben aus Kirchenkreisen aber auch Hoffnungszeichen in Bagdad. So sei der Andrang zur Ostersonntagsmesse in der syrisch-katholischen Kathedrale der Stadt so groß gewesen, dass spontan zwei zusätzliche Gottesdienste angeboten werden mussten. Jene Kathedrale war am 31. Oktober 2010 der Schauplatz eines blutigen Massakers gewesen, bei dem 58 Menschen ermordet und mehr als 70 verletzt worden waren.