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Kirchliche Kinderprämien?

Interview mit Prof. Dr. Manfred Hauke,

Lugano. Juni 2015

Familiensynode

Familiensynode: Kirchliche Kinderprämien?

Im innerkirchlichen Dialog spricht man viel von wiederverheirateten Geschiedenen, während die Zahl der Trauungen dramatisch zurückgeht. Warum spricht man kaum davon?

Ja, es ist schade, dass man davon kaum spricht; denn es handelt sich hier nur um zwei unterschiedliche Ausdrucksformen des gleichen Problems. Ja, und, man muss die Wurzel des Problems angehen und dann sollte man etwa fragen: "Ja, was hindert junge Menschen daran, im Bund der Ehe zu sagen: "Du allein!" und "Du für immer!"

Ich denke, um dieses Problem anzugehen, muss man schon einmal wirklich auf den Punkt bringen, was die Heilige Schrift dazu sagt. Das ist in diesem Fall nämlich sehr klar auch für evangelische Christen, etwa, auch für Orthodoxe und für Katholiken sollte es erst recht gelten; und zwar können wir ausgehen von den Worten Jesu über die Scheidung. Jesus zitiert hier das Alte Testament, den Schöpfungsbericht der Genesis, wo es da heißt: "Der Mann wird seinen Vater, seine Mutter verlassen. Er wird sich mit seiner Frau verbinden. Sie werden zu einem Fleisch werden!" Ja. Und Jesus fügt dann hinzu: "Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen!" Das heißt, dieses "ein Fleisch werden" meint die eheliche Lebensgemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau, nicht zwischen zwei Männern und zwei Frauen oder einem Mann und vier Frauen oder vier Männern und einer Frau, sondern also jetzt hier zwischen einem Mann und einer Frau.

Ja, und es geht ja auch bei "ein Fleisch werden" um die sexuelle Gemeinschaft; das heißt sozusagen diese Gemeinschaft gehört hinein in eine Beziehung, die unauflöslich ist, das heißt, die ist für das ganze Leben gedacht, die ist auch offen für Kinder, ja, und mit anderen Worten also jetzt hier, sexuelle Leben im strikten Sinne gehört in die unauflösliche Lebensgemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau hinein.

Also dies ist wirklich sehr klar auch von der Lehre der Kirche über diese Aussage Jesu selbst, aber das wird selten so auf den Punkt gebracht. Das ist im Grunde eine Schande für die Kirche und, aber wenn man die Dinge nicht im Blick hat, dann haben wir auch bei Christen fast als Regel das voreheliche Zusammenleben.

Ich habe sogar gehört, dass ein katholischer Priester, ein Pfarrer, ein alter Herr, der ist sogar schon gestorben, sogar den Leuten gesagt habe: "Kauft nicht die Katze im Sack!" Ja, also jetzt hier allen Ernstes! Aber das sind Dinge, also wo im Grunde jetzt hier eine Mentalität in die Kirche eingedrungen ist, die nicht kirchlich ist.

Dazu auch im Grunde was authentisch wäre, was der heilige Papst Johannes Paul II. betonte, etwa vor Jugendlichen in Köln, als er in Deutschland war: "Man kann nicht auf Probe leben, man kann auch nicht auf Probe sterben!" Das heißt also jetzt hier, es ist wichtig eben auch, diese gute Vorbereitung auf die Ehe auch zu fördern und ich denke, auch gerade Jugendliche sind darauf ansprechbar, ja, und das ist hier ein Punkt, der hier im Hintergrund steht.

Ein weiterer Punkt ist auch das Abkoppeln der Sexualität von der Beziehung auf das Kind; das heißt sozusagen, es ist immer auch im Blick der Mann als möglicher Vater, die Frau als mögliche Mutter. Wenn es nicht geschieht, wird die Sexualität asozial und sozusagen als Konsumgut missbraucht.

Diese Entwicklungen sind bereits vorausgesehen worden von der Enzyklika Pauls VI. "Humanae Vitae", 1968. Aber das gab damals schon das fast völlige Versagen der deutschen Bischöfe, die in der "Königsteiner Erklärung" gesagt haben: "Ja gut, es entscheidet jeder nach seinem Gewissen!" Ja, also das ist hier ein Kapital, das auch zum Niedergang geführt hat.

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Dann ein weiterer Punkt, woran man arbeiten müsste, wäre auch die Bekanntheit mit der "natürlichen Familienplanung". Es gab in Deutschland sozusagen eine Umfrage, wo man heraus bekam, dass die Frauen, die am ehesten die NFP praktizieren, also die "natürliche Familienplanung" praktizierten, waren kirchlich nicht gebundene Frauen mit Abitur. Das ist im Grunde eine Schande für die Kirche, dass sie im Grunde da nichts gemacht worden ist.

Und das ist sogar vorgekommen, ich habe es erlebt, dass Laien, die darauf wussten aus ihrer eigen Ehe, aus Ihrer Erfahrung, wie gut das tut, die wollten das vermitteln den jungen Brautpaaren und das von einem liberalen Priester blockiert wurde, die durften das nicht. Ja, und da ist eben auch eine Aufgabe, dass auch Laien oder auch gerade Ärzte, die darum oft davon Bescheid wissen, das auch die aufstehen und das Nötige dazu sagen, unter Umständen auch den Bischöfen "den Marsch blasen".

Ja, denn es gibt ja ein großes Entwicklungspotential auch für gute Familien, gesunde Familien, die wir häufig auch präsent haben in neuen geistlichen Bewegungen. In neuen geistlichen Bewegungen haben wir oft sehr zahlreiche Familien, haben auch zahlreiche Berufungen.

Von dieser Mentalität der Verhütung sie wird heute dazu auch die Kinderzahl radikal zu verringern. Ein Beispiel, ich habe es gestern gehört, von einem indischen Pater, der bei uns studiert in Lugano, er hat erzählt in Kerala, da ungefähr die Zahlen in diesem Bereich, das also es vor zwanzig Jahren in Kerala 24% Christen gab ungefähr, also über ein Fünftel. Nur die Christen sind sehr gebildet und dann hat die Tendenz nur ein bis zwei Kinder. Dann die Moslems vor zwanzig Jahren waren nur 16%. Jetzt sind sie 32%, das Doppelte. Die haben sechs bis zwölf Kinder pro Ehepaar. Ja, und das ist sogar so, dass er sagt: "Die Bischöfe von Kerala, die um diese Probleme wissen, die geben jetzt sogar Prämien für die katholischen Familien für das vierte Kind. Ja, vielleicht können wir auch anregen, den Kardinal Marx über diese Möglichkeiten mal nachzudenken. Es gibt in Deutschland ja sehr viel Geld, das für andere Dinge ausgegeben wird, aber nicht für die Dinge, die vielleicht wichtiger wären.

Dann ist auch zu bedenken jetzt hier, wenn es keine Kinder gibt bei uns Christen, bei uns Katholiken, andere haben Kinder, die Moslems zum Beispiel, und was da auf uns zukommt, das wissen wir.

Da ist auch das Problem, dass Einzelkinder oft sozial schwieriger zu integrieren sind als Kinder, die auch Geschwister erlebt haben. Also, das sind gewichtige Themen auch für die Familiensynode, jetzt hier, wie können wir kinderreiche Familien fördern, das heißt, wie können wir schwule Paare sozusagen jetzt hier in einer Weise annehmen und wie können wir also jetzt hier die Kommunion anbieten den Menschen, die sie gar nicht haben wollen?
Santiago_
Großartig!