de.news

Wiederbelebung des DEUTSCHKATHOLIZISMUS in unserer Zeit? Nein Danke. von Magdalena Veletta*

1845 gründete der schlesische Priester Johannes Ronge (1813-1887) die "Allgemeine christliche Kirche", welche auch "Deutschkatholische Kirche" genannt wurde.

In der Stadt Mainz war diese nationalkirchliche Bewegung im Aufschwung und entsprechend stark vertreten. Der damalige Bischof Ketteler von Mainz musste also darauf reagieren.

Bereits in seinem zweiten Hirtenbrief beruft sich Ketteler, gut ein halbes Jahr nach seiner Bischofsweihe, auf seine, im ersten Hirtenbrief erklärten bischöflichen Verpflichtungen gegenüber seinen Gläubigen: ihnen im Kampf gegen Unwahrheit und Lüge die heiligen Glaubenswahrheiten zu erhalten und sie gegen Irrlehrer zu verteidigen.

Er weist den Angriff der "Deutschkatholiken" auf die "heilige Ordnung" und die "heiligen Sakramente" ausdrücklich und mit Entschiedenheit zurück. Sein Ziel war es, Klerus und Gläubige zu einer Geschlossenheit in den Auseinandersetzungen mit dem Unglauben und den Irrtümern der Zeit zu führen.

Johannes Ronge wurde 1844, nachdem er den Bischof von Trier, wegen der Ausstellung des "Heiligen Rockes" angegriffen hatte, exkommuniziert. Der "Heilige Rock" ist eine Reliquie, die im Trierer Dom aufbewahrt wird und Fragmente der Tunika Jesu Christi enthalten soll.

Montalembert erwähnt Ronge 1853 in seiner Schrift: "Die katholischen Interessen im neunzehnten Jahrhundert" und beschreibt ihn als einen erbärmlichen "Nachäffer Luthers, der unter grossem Beifallrufe der Demokraten und Philosophen den Sturz des päpstlichen Babylons prophezeie."

Tatsächlich hatte Ronge, in der aufkommenden demokratischen Bewegung, die Volkskirche als Laienkirche gegenüber der hierarchischen Priesterkirche gefordert. Die Deutschkatholiken warfen der katholischen Kirche Intoleranz und Gewissenszwang vor. Für sich selbst benützten sie jedoch in ihrer Kampfansage Worte wie: Liebe, Frieden und Freiheit.

In seinem Hirtenbrief formuliert Ketteler die Angriffe der Deutschkatholiken als Fragen an seine Gläubigen und gibt dann seine eigene Stellungnahme dazu ab.

Er stellt fest, dass es doch auch nicht intolerant sei, wenn man Ehre, Geld, Haus oder Hof beschütze und verteidige. Also müsse man sich die Frage stellen, was mehr wert sei: Geld oder Wahrheit?

Dann zieht er den Schluss: Die religiösen Wahrheiten über das Verhältnis zwischen Gott und Mensch, zwischen Mensch und Ewigkeit seien bedeutender als politische Ansichten über das Rechtsverhältnis der Menschen zum Staat. Es wäre also folgerichtig, wenn Menschen, welche keine Glaubenssätze mehr verteidigt haben wollen, auch keine politischen Streitfragen mehr erheben würden.

Er führt aus: Die Deutschkatholiken seien am Anfang mit dem Ziel aufgetreten, Missbräuche in der katholischen Kirche zu beseitigen und hätten so Gläubige angelockt. In Wahrheit würden sie aber die Göttlichkeit von Jesus Christus leugnen und in ihm lediglich einen jüdischen Volkslehrer sehen. Sie würden zwar auch die Begriffe "Erlöser" und "Erlösung" gebrauchen, jedoch in der Richtung, dass der Mensch sein eigener "Erlöser" sei. Zudem verwerfe die "deutschkatholische Sekte" die Sakramente. Zum Schein würden sie zwar die Namen "Taufe" und "Abendmahl" beibehalten, würden darunter jedoch lediglich "Zeremonien" verstehen.

Mit sogenannt religiösen oder kirchengeschichtlichen Vorträgen in Privatzirkeln oder an öffentlichen Orten, würden einfache Menschen in die Irre geführt. Es werde erzählt, dass der Glaube an die Gottheit Christi erst von Kaiser Konstantin gewaltsam der Christenheit aufgenötigt worden sei.

Im Bezug auf die Sakramente der katholischen Kirche werde behauptet, dass: Mit der Taufe keine "Gnade" ausgeteilt und keine "Erbsünde" getilgt werde. Die Lehre von der Gegenwart Christi im Altarssakrament und von der Beichte sei erst viele Jahrhunderte nach den Aposteln aufgekommen. Taufe und Abendmahl seien lediglich zeremonielle Handlungen, als Ausdruck der Liebe der Menschen untereinander.

Ketteler betont, dass er auf Befehl des Heiligen Vaters zu ihnen spreche. Er ruft sie zum Gebet auf, zur Selbstprüfung und zur Prüfung der Geister und bittet sie, ihre Herzen nicht zu verhärten und die Zeit der Gnade zu nützen.

Ein Jahr später, am 4. Februar 1852 verfasst Ketteler seinen 3. Hirtenbrief. Im ersten Teil beschäftigt er sich nochmals mit dem "Deutschkatholizismus".

Ketteler lässt keinen Zweifel daran, dass die Rongeaner nicht von demselben Christus sprechen wie die Katholiken und verfestigt bei den Gläubigen den wahren Glauben an Christus im Sinne des katholischen Glaubensbekenntnisses.

Im Gegensatz zu "wahrer Gott vom wahren Gott" sei Christus für die Rongeaner einfach nur ein Mensch. Aber in anderem Sinne als man es bisher kannte. Denn Christus sei für die Juden ein Ärgernis gewesen, weil er sich für Gott ausgab. Für die Heiden war er eine Torheit. Nun aber wende man die Methode des Teufels an, der das Wort Gottes selbst dazu benütze um Christus zu versuchen. Jetzt werde Christus dazu benutzt, um die Menschen durch Christus selbst von Gott zu entfernen. Sogar die Sozialisten und Kommunisten Frankreichs hätten es gewagt, den Namen Christi auf ihre Fahnen zu schreiben. Sie würden ihn zu einem der ihresgleichen machen und kämpften mit seinem Namen gegen Gott, der ihn gesandt habe.

Ketteler nimmt dann bezug auf die Menschheitsgeschichte die uns lehre, dass die Heiden sich eigene Götzen gemacht und diesen dann ihre Laster beigelegt hätten. So meinten sie, den Göttern zu dienen, wenn sie ihre Laster ausübten.

Unter dem Schein des Gottesdienstes dienten sie dem Teufel. Genau dasselbe Verbrechen werde jetzt an Christus ausgeübt. Die Menschen würden die Lügen des eigenen Herzens auf Christus, den Gott der Wahrheit übertragen. Mit dem Namen Christi kämpfe der Antichrist gegen Christus und rufe, wie es vorhergesagt sei: Hier ist Christus!

In seiner Apologetik stützt sich Ketteler dann über eine Reihe von Bibelzitaten auf Ps 95,6-7: "Kommet, lasset uns anbeten und niederfallen und weinen vor dem Herrn, der uns gemacht hat; denn er ist der Herr unser Gott und wir sind das Volk seiner Weide und die Schafe seiner Herde."

Von Jer 18,2ff. ausgehend zitiert er Apg 17,27-28: "Dieser Gott, Geliebteste, er ist nicht fern von uns, denn in ihm leben wir, in ihm bewegen wir uns, in ihm sind wir."

Seine Ausführungen führen über Heb 4,12f. zu Hiob 28,20-28: "Siehe die Furcht des Herrn, das ist die Weisheit, - und das Böse meiden, das ist Verstand."

Weitere Bibelstellen münden dann von Jes 49,13 ausgehend in ein grosses Gotteslob und der Folgerung: Das ist der Gott der Christen, der wahre, lebendige, persönliche, ewige Herr Himmels und der Erde.

Wieder fragt Ketteler seine Gläubigen: Was aber ist der Gott der Rongeaner? Ein Wesen, das sie nicht näher bezeichnen können, ein sogenannter Weltgeist, von dem man nicht weiss, ober er ein von der Welt verschiedenes persönliches Dasein hat, oder ob er nichts anderes als die Naturkraft ist.

In Bezug auf Apg 17,23 folgert Ketteler: Die Rongeaner errichten den Altar des unbekannten Gottes wieder in unserer Mitte. Christus aber hat uns befohlen, einen Gott zu verehren, den wir kennen, den wir aus ganzem Herzen lieben sollen, aus allen Kräften, aus unserem ganzen Gemüte.

Die Rongeaner hingegen würden einen unbekannten Gott verehren, bei dem sie nichts denken müssten, den man nicht lieben, dem man nicht dienen könne.

Dann leitet der Bischof über zu anderen Verirrungen der Zeit. Zu diesen zählt er jene, welche einen übernatürlichen Gott und eine übernatürliche Offenbarung leugnen und im Widerspruch ständen zu aller gesunden Vernunft. Sie würden den Geist des Menschen an die Stelle Gottes setzen. Sie würden wider Gott und seinen Gesalbten aufstehen, das Gesetz Gottes, das Gesetz Jesu Christi zerreissen und sein Joch abschütteln (3. Hirtenbrief „Über den Deutschkatholizismus und die Freiheit der Kirche“ 4. Februar 1852 zitiert aus: Kettelers Hirtenbriefe).

An die Bewohner von Mainz schreibt er einen speziellen Hirtenbrief. Anlass war eine öffentliche Verhöhnung der Franziskaner beim Cäcilienfest des Mainzer Gesangvereins "Liedertafel".

Ketteler beanstandet ein Trinklied, welches in lateinischer und deutscher Sprache unter stürmischem Beifall wiederholt gesungen wurde. Illustriert war dieses Trinklied mit drei Trunkenbolden in Franziskanertracht. Einer davon hat einen grossen Becher in der Hand. Die lateinische Kirchensprache, die gewählte kirchliche Melodie und das Arrangement der Gruppe erinnert an das heilige Messopfer der Katholiken, welches hiermit, zusammen mit einer Ordensgemeinschaft verhöhnt wird. Verstärkt wurde das ganze durch die "Schlagzeile": "Poculum elevatum" (Elevation bei der heiligen Wandlung). Beim Vorsänger soll es sich um einen ortsansässigen Rongeaner handeln.

Bischof Ketteler protestiert in seinem Hirtenschreiben nicht nur gegen diese Geschmacklosigkeit, er nimmt das Hirtenschreiben vor allem zum Anlass um den Vorbildcharakter des Franziskanerordens und ihr heilbringendes Wirken an der Menschheit in Erinnerung zu rufen.

Ebenso stellt er den Vorbildcharakter der Katholiken in den Vordergrund. Er nimmt den Begriff "Toleranz und Bildung", welchen die Gegner bei der katholischen Kirche anmahnen und kehrt den Spiess um. Die Katholiken würden es als Verstoss gegen "Toleranz und Bildung" ansehen, wenn Juden oder einer jüdischen Institution, wenn Protestanten oder eine protestantischen Institution so behandelt würden.

Der Bischof mahnt die Katholiken an, gegen das lügenhafte Gerede von "Toleranz und Bildung", wie bisher die "wahre Toleranz" und "wahre Bildung", die im "wahren Christenglauben" ihren tiefsten Grund habe, gegen alle zu zeigen.

Die Katholiken sollten die ihnen zugefügte Beleidigung im Hinblick auf die Worte unseres göttlichen Heilandes geduldig tragen. Denn: Wenn euch die Welt hasset, so denket daran, dass sie mich zuvor gehasst hat (Joh 15,18).

Auffällig an diesem Hirtenschreiben ist wiederum die geniale Apologetik von Bischof Ketteler, der in Ausübung seiner Hirten- und Lehramtspflicht die Gegner der Kirche mit den eigenen Waffen schlägt und es ihm gleichzeitig gelingt, seine Gläubigen geistigerweise zu stärken.

Quo vadis - Katholische Kirche Deutschland? Liebe Brüder, liebe Hirten im Bischofsamt, als Frau bin ich entschieden gegen eine Wiederbelebung des Deutschkatholizismus in unserer Zeit. Als Konsequenz dürfte das gleiche passieren wie mit den damaligen "Deutschkatholiken".

Seit 1850 verschmolzen sie mit den Freireligiösen. Johannes Ronges Streben nach einer Nationalkirche, unter deren Dach dann alle Konfessionen und Religionen vereinigt wären, scheiterte kläglich.

*Die Autorin schreibt unter Pseudonym. Sie ist eine ehemalige Mitarbeiterin des Schweizer Fernsehens.
61,9 Tsd.
Heilwasser

Der "Deutschkatholizismus" ist eine ausgeklügelte Logenidee, die sich in der deutschen Bischofskonferenz manifestiert. Die Einführung der Bischofskonferenzen hat es ermöglicht.

Severin

Der exkommunizierte Ronge war zudem auch Freimaurer. wikipedia.org/wiki/Johannes_Ronge
Die Bischöfe nahmen damals ihre Hirtenpflicht noch ernst.

Kirchen-Kater

Auch der Vordenker des katholischen Ultramontanismus, Joseph de Maistre, war Freimaurer:
wikipedia.org/wiki/Joseph_de_Maistre
wikipedia.org/wiki/Ultramontanismus

Jan Kanty Lipski

Das ist ja nur Geschichte. Der Deutschkatholizimsus hat es gut, durch die Kirchensteuer und die exorbitanten Einkommen der schweizerischen Pfarrer. Solange es diese völlig leistungsunabhängige Finanzierung der de facto Staatskirche gibt, wird sich nichts ändern.
Der Deutschkatholizismus braucht nicht wiederbelebt zur werden, da er niemals tot war, liebe unter Pseudonym schreibende ehemalige Mitarbeiterin des Schweizer Fernsehens.
Lesen Sie lieber was Richtiges: traditionundglauben.com/…mitgliederbereich/allgemein/geschichtsphilosophie/

Kirchen-Kater

175 Jahre später dieselben Irrtümer in kaum verändertem Gewand. Allein was fehlt, ist ein Bischof, der so deutlich und sinnig für den Glauben redet.
Sehr gut ist es also, den Bischof von damals auch heute wieder anzuhören: Es passt alles.

Kirchen-Kater

"Es wäre also folgerichtig, wenn Menschen, welche keine Glaubenssätze mehr verteidigt haben wollen, auch keine politischen Streitfragen mehr erheben würden."