Iacobus

Moslem-Mission

Vom Mafioso zum Missionar

Ali Atlas, ehemaliger Mafiachef, ist heute überzeugter Christ. Er betreibt eine Teestube in Favoriten und versucht gezielt, muslimische Jugendliche vom Christentum zu überzeugen. Kein Drehbuchschreiber hätte seine Lebensgeschichte spannender schreiben können. Ob sie wahr ist? Urteilt selbst.

Vor 35 Jahr en hatte „Ali Baba “ 268 Leute, die für ihn arbeiteten. Arbeiten hieß für den 55-Jährigen damals: internationaler Waffen- und Drogenhandel. Stets trug der Ex-Unterweltboss drei Waffen am Körper, zwei Walter PPK hinter dem Rücken und eine Smith & Wesson unter den Achseln. Nie konnte er eine Nacht lang durchschlafen. Hielt er sich in öffentlichen Gebäuden auf, saß er stets mit dem Rücken zur Wand – um die Übersicht zu behalten für den Fall, dass ihn ein Feind aufsucht. Heute lädt Ali Atlas, wie der Sohn eines sunnitischen Türken und einer schiitischen Kurdin wirklich heißt, zum wöchentlichen Bibelstudium in seine Favoritener Teestube. Von ihr behauptet er: „Sie ist nicht mein Werk, sondern das von Gott.“ Atlas trägt Jogging-Outfit, trinkt eine Dose Uludag und spricht mit sanfter Stimme: „Mein Leben gehört einzig und allein Jesus.“ Sein Weg vom Mafioso zum Missionar war ein weiter. Doch von vorne: Schon als sechsjähriger Bub verkaufte der kleine Ali in seinem Grätzel Wasser und Zeitungen. Gemusst hat er nicht, schliesslich war die Familie nicht arm, doch es hat ihn auf die Straße gezogen. 1964 übersiedelte die Familie während der ersten Gastarbeiterwelle von der Türkei nach Deutschland. Sie landeten in einem kleinen Ort, wo jeder jeden kannte und die Menschen sich so sicher fühlten, dass sie ihre Wohnungstür nicht abschlossen.

Der falsche Weg
Trotz der friedlichen Dorfidylle verlief Ali Atlas Jugend eher wie die aus der Biografie eines typischen Rappers aus der Bronx: Aus Wasser und Zeitungen wurden schnell Schusswaffen zu seinem bevorzugten Handelsgut. Die lieferte er regelmässig nach Afghanistan, Syrien und in den Iran. Im Gegenzug bekam „Ali Baba“ Haschisch, das er in der Gegend vercheckte. Sein Revier breitete sich schnell auf etliche Landkreise aus. Auf dem Höhepunkt seiner kriminellen Karriere kontrollierte er über 100 Quadratkilometer. „Das war ein guter Handel“, meint der gebürtige Türke auch heute noch. Nach nicht einmal einem Jahr habe er bereits seine erste Million verdient. Ali Atlas war damals gerade einmal 17 Jahre alt.

Schuld an seinem Gangsterwerdegang waren weder die Gesellschaft noch wirtschaftliche Not. Nein, inspiriert haben ihn vor allem die Filme von Yilmaz Güney, quasi dem türkischen Al Pacino. „Der hat immer den Mafioso gespielt, den Einzelgänger. Die Gangs, die Unrecht hatten, hat er zersprengt. Den Armen hat er geholfen“, schwärmt Atlas. Doch auch im echten Leben war Yilmaz Güney ein harter Bursche, mit dem nicht zu spassen war: 1974 soll er einen türkischen Richter erschossen haben. Daraufhin landete er im Gefängnis, konnte aber in einer spektakulären Nacht-und-Nebel-Aktion nach Frankreich flüchten. Dort drehte der politisch engagierte Marxist den Film „Yol“ („Der Weg“). Für die Schauspielrollen castete er die Söhne türkischer Gastarbeiter, für die sich zu dieser Zeit noch niemand in der Gesellschaft interessierte. Die Regieanweisungen musste Güney aus dem Knast erteilen, dennoch holte der Film die „Goldene Palme“ in Cannes.
Wie sein großes Filmvorbild, versuchte auch Ali Atlas ein „gerechter“ Gangster zu sein: „Ich habe zwar sehr gut verdient, aber nie viel in der Tasche gehabt. Meine Leute habe ich jeden Monat einkaufen geschickt für die Familien, die arm dran waren.“ Harte Drogen und Prostitution waren in seinem Revier streng verboten. Als andere Dealer sich nicht daran hielten und weiterhin Heroin verkauften, hat er einmal in einer Nacht alle acht Abtrünnigen nacheinander aus dem Bett gerissen, in einen Bus gekarrt und in den Wald gefahren. Dort schoss er jedem von ihnen in die Kniescheiben und liess sie in der Wildnis liegen. „Beim Zurückfahren habe ich an der Telefonzelle angehalten, um die Ambulanz anzurufen. Ich habe nie zugelassen, dass einer stirbt“, erzählt der bekehrte Christ im gleichen stoischen Tonfall, wie andere von ihrem Arbeitstag berichten würden.

Der Wendepunkt
Doch 1980 war Schluss mit seinem Leben als „Ali Baba“: Die deutsche Spezialeinheit GSG9 stürmte mit Sturmgewehren bewaffnet seine Wohnung. Sie fanden über ein Kilogramm Haschisch und eine kleine Menge Kokain. Das Urteil des Richters: Sieben Jahre Haft und zwanzig Jahre Deutschland-Verbot. Der Verurteilte landete in Stammheim, Stuttgart, in einem Hochsicherheitsgefängnis. Während er seine Zelle im sechsten Stock hatte, saßen eine Etage über ihm Andreas Baader, Ulrike Meinhof und etliche weitere RAF-Terroristen, die Westdeutschland in den 70er Jahren mit Entführungen und Bombenanschlägen in Angst und Schrecken versetzten. Für Ali Atlas sollte die Zeit im Häfn ein entscheidender Wendepunkt in seinem Leben werden: Hier fand er seine Berufung zu Gott.

Angefangen hat alles mit einem Abreisskalender voll türkischer und deutscher Bibelverse, der an Atlas Zellenwand hing. Gebannt las er die Geschichten über Jesus, ließ sich zuerst das Neue, dann das Alte Testament schicken und verschlang sie wissbegierig. Als um 22 Uhr das Licht in den Zellen ausgemacht wurde, baute er sich einen Kerzendocht aus Margarine und las die Nacht hindurch. Und dann geschah es: „Eines Abends war da in meiner Zelle ein hell leuchtendes Licht. Ich bin kein Typ, der Angst hat, aber da wurde mir unheimlich, weil ich es nicht erklären konnte.“ Aus dem Lichtkegel tauchte plötzlich eine schemenhafte Figur auf, die zu ihm sprach: „Du gehörst mir.“ Atlas erwiderte: „Wenn du Jesus bist, dann beweise dich mir.“ Daraufhin durchdrang ihn ein Gefühl, wie eine Energieladung, von den Zehen bis zum Kopf. „Ich habe mich gefühlt, als könnte ich über Wolken laufen“, erinnert er sich: „An diesem Abend habe ich mich hingekniet und beschlossen, dass mein Leben von nun an Jesus gehört.“ „Ali Baba“ gehörte endgültig der Vergangenheit an. Ali Atlas, Gottes Werkzeug, war geboren.
Für Muslime, die sich vom Glauben abkehren, oder zum Christentum konvertieren, sieht die Scharia die Todesstrafe vor. Für den sunnitischen Vater war die Bekehrung seines Sohnes ein Schock, aber Ali Atlas hielt seinen Glauben trotzdem nie geheim, schnell erfuhr seine ganze Familie und Sippschaft davon und lernte die Entscheidung zu akzeptieren. In die Teestube im Zehnten ist mittlerweile eine junge Mädchengruppe eingetreten, die es sich an einem Ecktisch gemütlich macht und eine Shisha bestellt. Ali Atlas holt bei der Gelegenheit eine Münze, ein Glas und eine Tischdecke hervor. Nach ein paar Handbewegungen lässt der Hobby-Zauberer erraten, wo die Münze jetzt versteckt sei. Sie zeichnet sich klar unter der Decke am Glas ab – doch das Mädchen gegenüber am Tisch greift ins Leere, Ali Atlas hat sie getäuscht. „Hast du dich schon einmal so sicher gefühlt und trotzdem lagst du falsch?“, fragt er in die Runde. „So erging es mir früher, als ich an Jesus, dem Sohn Gottes, zweifelte.“

Die Neugeburt
In der Türkei, wohin der Geläuterte nach der Haftstrafe abgeschoben wurde, ist Atlas ziellos durch das Land gestreift um zu evangelisieren, also andere Menschen von seinem Glauben zu überzeugen. Eines Tages bestellte ein Imam, der vom Vorhaben eines fremden Missionars erfuhr, Ali Atlas zu sich nach Hause. Der Bürgermeister und alle anderen hohen Tiere der Ortschaft waren ebenfalls beim Imam versammelt. Dieser verkündete vor versammelter Mannschaft, dass die Bibel lediglich eine Fälschung sei. Ali Atlas, einziger Christ im Raum, holte daraufhin den Koran aus seiner Jackentasche und zitierte den 68. Vers im fünften Buch: „Wenn du die Thora und das Evangelium (Anm.: das Alte und Neue Testament) nicht aufrecht hältst und erfüllst, fußt du auf nichts“, heisst es dort sinngemäss. Er schaute dem Imam tief in die Augen. Atlas war zwar angriffslustig wie früher, doch nun griff er nicht mehr zur Walter, sondern benutzte seinen Intellekt als Waffe: „Entweder also lügt der Koran oder du. Wenn der Koran lügt, dann zerreisse ich die Seite und schmeisse sie aus dem Fenster. Aber wenn du lügst, dann schmeiße ich dich aus dem Fenster.“ Der Imam war erbost: Er zeigte den Fremden kurzerhand wegen christlicher Propaganda an. Das Militär nahm ihn fest, die Vorwürfe lauteten: Mafiachef, PKK Sympathisant und christlicher
Missionar – das passte überhaupt nicht zusammen, aber alles drei stimmte. Im türkischen Gefängnis wurde Ali Atlas daraufhin 14 Tage lang, nonstop, gefoltert: Gekochte Eier unter die Achseln, Stricknadeln durch Füsse und Hände, Misshandlungen mit Rasierklingen und dann Salz in die Wunden – das ganze Programm. Ein Vorgesetzter schloss gar sein bestes Stück an eine Stromleitung an. Noch heute zeugen die zahlreichen Wunden an seinen Gliedmassen von dieser Zeit: „Die haben mir solche Schmerzen zugefügt, dass ich irgendwann nichts mehr gespürt habe“, erzählt Atlas.
Auf die traumatisierenden Erfahrungen folgte die Flucht nach Bulgarien, wo er mehrere türkischsprachige Gemeinden gründete. 2006 landete der Christ schliesslich in Wien. Hier eröffnete er seine Teestube. Die ist jedoch weit mehr Sozialarbeit für benachteiligte Jugendliche als blosses Geschäft: Es gibt Jazz-Abende, Bibelstudien und Poker-Treffen. Ali Atlas Ehefrau lädt regelmässig Frauen aus der Nachbarschaft ein, die Probleme haben und bei ihr Rat suchen. Für Tee, Snacks und Shisha werden keine Preise verlangt – jeder Besucher spendet freiwillig, was er kann und möchte.
„Alis Teestube“ ist aber auch Mittel zum Zweck für seine angeblich „wahre“ Berufung: Die Missionierung unter Moslems. Der Kurde spart nicht mit provokanten Aussagen, political correctness ist ihm sichtlich fremd: „Es gibt nur einen wahren Gott. Es kann keine zwei Wahrheiten geben. Im Koran steht: ‚Wenn du einen Christen oder Juden tötest, kommst du in den Himmel‘ – kann Gott so etwas verlangen?“ Oder: „Europa wird islamisiert, wundere dich nicht, wenn in 30 Jahren alle europäischen Frauen mit Schleier herumlaufen.“ Trotz der streng konservativen muslimischen Gemeinde besucht Ali Atlas regelmässig sunnitische und schiitische Vereine im Viertel und liest dort aus dem Koran – „Jesus kommt in den Versen fast fünfhundertmal vor, Mohammed nicht einmal fünfmal“, führt Atlas aus und bietet am Ende allen Interessierten die Bibel an. Vor Übergriffen erboster Moslems fürchtet sich der Missionar nicht, schliesslich sei ihm sein Ruf als ehemaliger Bandenchef bis nach Wien nachgeeilt: „Die Leute unternehmen nichts, weil sie Angst haben. Ich bin immer noch so schnell wie vor 30 Jahren.“
Ist Ali Atlas mit seinem sozialen Engagement und seiner Abkehr von Drogen und Gewalt ein Vorbild für Jugendliche oder ein ignoranter, religiöser Fanatiker? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Respekt hat er jedenfalls vor jedem Menschen, ganz gleich, welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion. “Wenn du nicht Gottes Weg folgen willst, ist das deine freie Wahl”, meint der Teestubenbesitzer in Favoriten. Doch er fügt auch unmissverständlich hinzu: „Wenn du in die Hölle willst, dann kannst du gehen".

von Fabian Kretschmer und Michele Pauty (Fotos)
Juni 2012 Rambazamba
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Iacobus

@calix:
Ich glaube, wir reden an einander vorbei.
Das Wunder ist ein Ereignis, das nicht innerweltlich erklärbar ist, da es die 'natürlichen', die innerweltlichen Gesetze überschreitet, und somit zeigt, daß es zwingend eine Wirklichkeit geben muß die außerhalb, jenseits, dessen ist, existiert, was wir Schöpfung nennen.
Somit helfen Wunder zum Glauben an das was durch die Sinne nicht zugänglich ist.

calix

@Iacobus
Und wenn der Himmel plötzlich grün werden würde, wäre es kein übernatürlicher Sachverhalt. Das was den Sinnen als solche zugänglich ist immer geschaffene Natur und kann niemals zum Glauben führen.
In analogie dazu gilt, dass es kein Sakrament gibt, dass ohne das "Wort" zustande kommt. Oder anders gesagt: Nichts was Welt ist, ist der Grund unseres Glauben. Würde man sich auf diese Art von Wunder beim Glauben stützen wollen, hieße das ja nur wieder auf etwas geschaffenes zu vertrauen.
Bin dir auch dankbar für MT 16,16-17: Hier wird doch ganz klar gesagt von Jesus: Du glaubst nicht aufgrund meines Menschseins an mich. Es ist an mir nicht ablesbar, dass ich der Sohn Gottes bin. Sondern es muss dir offenbart werden oder anders gesagt es muss dir mitgeteilt werden. Und dies geschieht einzig und allein durch das Wort Jesu.
Zum Hauptmann: Wahrscheinlich lässt du das wieder nicht gelten: Aber die Bibel ist eben nicht von jener historischen Exaktheit wie ein heutiger Polizeibericht. Die Bibel kleidet Glaubenserfahrung in Bildern. Das tut das AT, das tut das NT und das tun wir auch heute noch teilweise.

Iacobus

@calix:
"...auf sein Wort hin glauben."
Oder aber eben auch dank der Wunder, die ja eindeutig über die Natur des Geschaffenen hinausgingen!
Menschen sind aber auch zum Glauben gelangt ohne dies auf sein Wort hin zu tun:
"Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel." [Mt. 16,16-17]
"Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben bemerkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten: Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!" [Mt. 27,54]

calix

Die menschliche Natur Jesu ist geschaffene Natur. Die zweite göttliche Person ist ungeschaffen.
Mit dem "Sehen" habe ich auch keine Probleme. Es geht ja darum "was" man sieht/gesehen hat. Und das war die geschaffene Natur Jesu. Das dieser Mensch allerdings Gottes Sohn ist das konnte man nur gegen den Anschein auf sein Wort hin glauben.

Iacobus

@calix:
Viele Zeitgenossen der Apostel haben gesehen und dennoch nicht geglaubt. Auch wer sieht bedarf eines Glaubensaktes um zu glauben. Wer also sieht ist nicht "vom Glauben dispensiert".
Im Übrigen ist Jesus gezeugt, nicht geschaffen.

calix

@Iacobus
wenn du diese texte so interpretierst, dann waren die ersten zeugen des Glaubens vom Glauben dispensiert, denn sie konnten sich bei ihrem Glauben nicht allein in Gottes Wort (welches ungeschaffen ist) gründen, sondern eben auch in etwas geschaffenen und damit in ein Stück Welt. Geschaffen und damit ein Stück Welt sind sie deshalb, weil sie ja jederman kraft der natürliche Vernunft vernehmen kann. Alles was die Sinne erfassen können ist Welt. Auch die menschliche Natur Jesu ist geschaffene Natur. Und die konnte man auch ohne Glauben erkennen.

Iacobus

@calix:
Tam-Tam sagt Wahres, wenn er schreibt, daß Gott wollte, "dass mit den inneren Hilfen des Heiligen Geistes äußere Beweise seiner Offenbarung verbunden werden, nämlich göttliche Taten und vor allem Wunder und Weissagungen, die, da sie Gottes Allmacht und unendliches Wissen klar und deutlich zeigen, ganz sichere und dem Erkenntnisvermögen aller angepasste Zeichen der göttlichen Offenbarung sind."
Auch die Evangelien selbst sind so verfaßt, daß sie uns als wahrhaftiges geschichtliches Zeugnis und Beweis dienen wollen, sie stellen dadurch eben nicht einen Mythos dar, eine ahistorische beweislose bildhafte Geschichte.
Christus ist dem Thomas nicht (nur) in der Eucharistie erschienen, sondern in seinem Auferstehungsleib und dies real und nicht nur metaphorisch...

calix

@Tam-Tam
diese "Zeichen", die du da nennst liegen für mich auf der selben Ebene wie es im Jakobusbrief heißt: Zeig mir deinen Glauben ohne die Werke.
Wer erfüllt ist vom Hl. Geist, der wird auch die guten Werke dann vollbringen. Diese Werke sind für jederman sichtbare Zeichen. Sie sind kein mögliches "Anhängsel" an den Glauben, sondern ereignen sich, wenn jemand zum Glauben kommt. Die guten Werke tun heißt für mich aufgrund des Glaubens jenes Gesetz oder moralischen Anspruch Gottes an die Welt tatsächlich nun zu erfüllen. Wenngleich dieses Gesetz auch bloß im Glauben erfüllbar ist, so ist es doch bereits vorm Glauben erkennbar. Niemand kann sich also entschulden für die Sünde.

Tam-Tam

Damit nichtsdestoweniger der Gehorsam unseres Glaubens mit der Vernunft übereinstimmend [vgl. Röm 12,1] sei, wollte Gott, dass mit den inneren Hilfen des Heiligen Geistes äußere Beweise seiner Offenbarung verbunden werden, nämlich göttliche Taten und vor allem Wunder und Weissagungen, die, da sie Gottes Allmacht und unendliches Wissen klar und deutlich zeigen, ganz sichere und dem Erkenntnisvermögen aller angepasste Zeichen der göttlichen Offenbarung sind. Deshalb haben sowohl Moses und die Propheten als auch vor allem Christus, der Herr, selbst viele und ganz offensichtliche Wunder und Weissagungen getan; und von den Aposteln lesen wir: "Jene aber brachen auf und predigten überall; der Herr wirkte mit ihnen und bestätigte ihre Rede durch nachfolgende Zeichen" [Mk 16,20].

calix

@Iacobus
ich denke mal, dass du diese Perikope hier nennst, weil du mir damit die Möglichkeit und Tatsächlichkeit von Jesus Offenbarungen als visuelle und auditive Erscheinung authentisch mit der Bibel beweisen willst.
Zunächst klingt das ja auch sehr einfach und klar und es gibt noch andere Auferstehungszeugnisse, die so ähnlich klingen.
Nun was mir zu dieser Perikope zunächst auffällt ist, dass sie im Rahmen einer Eucharistiefeier stattfindet (acht Tage darauf...). Jesus begegnet unter den Gestalten von Brot und Wein und in seinem Wort als ganzer Christus und in dieser sakramentalen Begegnung kommt Thomas zum Glauben, dass er der Herr ist. Im Grunde ereignet sich dies in jeder Messfeier auch heutzutage. Was ist aber in der perikope anders als zu späteren Eucharistiefeiern bzw. zu heutigen Eucharistiefeiern? Es geht um den letzten Satz. Er könnte suggerieren, dass Thomas stützen für seinen Glauben bekommen hat, die außerhalb des reinen Glaubens liegen, also z.B. in diesen visuellen Erscheinungen. D.h. mit anderen Worte er könnte soetwas wie eine Dispens vom Glauben bekommen haben, weil er hat ja geschaut.
Ich gehe davon aus, dass es diese Dispensen nicht gibt. Vielmehr wird in dem Satz deutlich, dass sich das "Sehen" auf den historischen Jesus, der so ca. 3 Jahre durch Galiläa gezogen ist und Menschen um sich versammelt. Diesen historischen Jesus konnte man sehen und anfassen. Auch Thomas konnte diesen historischen Jesus sehen und auf Begegnungen mit Ihm beruht sein Glaube. Er hat (zusammen mit den anderen ersten zeugen des Glaubens) den "Vorteil", dass er Jesus noch "persönlich" kannte. Diese Generation der ersten Zeugen bezeugt nun, dass der im Sakrament gefeierte Christus derselbe Jesus von Nazareth ist, den natürlich spätere Generationen nicht mehr kennen können. Diese werden "selig" genannt, wenn sie glauben.
Kurzum: Die Perikope richtet sich im Grunde an die zweite Generation von christen, die nicht mehr Jesus "live" erlebt haben. Sie erläutert, dass Jesus dennoch authentisch da ist, da durch das Zeugnis der Apostel der Graben zwischen hist. Jesus und sakramental gefeierten Christus aufgehoben ist. Christus ist nur vermittelt durch die Kirche zugänglich. Niemand außer die ersten Zeugen hat einen direkten Zugang zu diesem hist. Jesus.

Iacobus

@calix:
"Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!
Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
"
[Joh. 20,24-29]

calix

Das ist ja sagenhaft...Nichtchristen glauben himmlischen Erscheinungen offensichtlich eher als Katholiken heute solche wahrhaben oder für möglich halten wollen.
Auch Christen "glauben" auch nicht an solche Erscheinungen, denn der Glaube gründet allein in Gottes Wort im mitmenschlichen Wort. Auch wird Gottes Wort durch solche Erscheinungen nicht plausibiler gemacht.
Diese Vorstellung ist für mich Mythos und kein Glaube. Es gibt keine "Stützen" für den Glauben außerhalbs des Glaubens.

Bibiana

Das ist ja sagenhaft...Nichtchristen glauben himmlischen Erscheinungen offensichtlich eher als Katholiken heute solche wahrhaben oder für möglich halten wollen.
🙏

👏 🙂 😇

marthe2010

Wenn Muslime von Jesus träumen ...
Preist den HERRN 👏
Die Gebete haben geholfen.

marthe2010

Super, vielen Dank fürs Einstellen. Das deckt sich mit einem Bericht, den ich vor kurzem gehört habe, dass nämlich viele Moslems per Vision zu JESUS CHRISTUS bekehrt werden, also dass ER ihnen erscheint. Preist den HERRN! 👏