Josef O.

Karmittwoch Abend: Verrat Jesu durch Judas - der Anfang vom Kreuz

Der Karmittwoch erinnnert auch daran, dass Judas Iskariot zum Samhedrin, dem jüdischen Hohen Rat, ging, um Jesus zu verraten.
Was ging dem voraus? Der Sanhedrin plante bereits, Jesus vor dem Paschafest, dem jüdischen Fest der Befreiung aus Ägypten, loszuwerden. Die Tatsache, dass Judas plötzlich mit dem Plan, Jesus auszuliefern, vor ihrer Haustür stand, kam ihnen da sehr gelegen. Was trieb Judas zu seinem Verrat? Früher unterstellte man ihm oft allein Geldgier, eine Vermutung, die die Evangelien dadurch stützen, dass sie erwähnen, dass Judas Geld für seinen Verrat erhalten hat und dass Judas die Kasse hatte und dabei auch Geld unterschlagen hat, vgl. Joh 12,6. Wir wissen selbst gut genug, wozu Menschen fähig sind, die von der Geldgier beherrscht werden, so dass dieses Motiv des Judas durchaus denkbar ist. Eine andere Erklärung wäre, dass Judas von Jesu Sanftmut enttäuscht war. Sein Beiname Iskariot könnte vielleicht darauf hinweisen, dass Judas zu einer Gruppe von Befreiungskämpfern …Mehr

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Was mir bis heute niemand sagen konnte: Worin bestand der Verrat des Judas? Jesus war in Jerusalem bekannt. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten konnten ohne Probleme stets wissen, wo Jesus sich befand. Auch seine Gewohnheiten waren bekannt. Judas konnte den Gang zum Garten Gethsemani nicht verraten haben, diese Entscheidung traf Jesus, als Judas schon den Abendmahlssaal verlassen hatte.

Michele Indietrista

@Heribert Nuhn
Die Frage ist in der Tat bedeutsam. Johannes schreibt, dass in den letzten Tagen Jesus jeweils tagsüber im Tempel lehrte und sich am Abend zum Ölberg zurückzog; vor denen, die Ihn festnehmen wollten, verbarg Er Sich; die letzte Zeit nach der Auferweckung des Lazarus hielt Er Sich im Dörfchen Efraim am Jordan auf, bzw. dort, wo Johannes getauft hatte.
Auch schon das Wort Jesu vor der Auferweckung des Lazarus, als Er den Gang nach Judäa mit der Frage begründet „hat der Tag nicht zwölf Stunden?“ steht im Zusammenhang mit der Absicht von Judäern, Ihn zu verfolgen. Da Er am Ende festgenommen wird, wird die Frage meistens kaum gestellt, da die Tatsache, dass Er verfolgt wird, nun unübersehbar ist.
Es darf aus dem Gesagten angenommen werden, dass die Oberen Ihn ohne Volk festnehmen wollten, weil alle Ihn als Propheten ansahen. (Mt 21,46)
Dass das Volk drehte und viele, wohl angeheuerte, Claqueure dann das Crucifige schrien, war den Verfolgern noch zuwenig verfügbare Tatsache.
Vor diesem Hintergrund ist es leicht möglich, durchaus interessierte Leute zu dem Ort am Ölberg zu führen, wo Er die Nacht zu verbringen pflegte.
Bedenken Sie, die hatten an den meisten Orten nicht einmal Strassenlaternen.

Josef O.

@Heribert Nuhn Ich habe in den letzten Tagen viel recherchiert und bin u.a. auch auf den Blog von Viktor Janke gestoßen, ein in Kasachstan geborener Deutscher, der jetzt Prediger in einer ev. Brüdergemeinde ist... er hat vielleicht die passende Antwort auf Ihre Frage:
Judas Iskariot - Teil 4: Worin bestand der …
Was mich an ihm und seiner Seite fasziniert hat ist seine Logik in der Strukturierung seiner Texte... sehr beispielhaft und nachahmenswert!
Karmittwoch (Ereignisse, Lesungen & Fragen zur …

Elista

Ich habe auch schon einmal das Argument gehört, dass Judas mit der Auslieferung Jesu ihn dazu "zwingen" wollte, endlich seine Macht und Göttlichkeit zu beweisen und gegen die Römer vorzugehen. Erst als Jesus sich alles gefallen ließ befiel ihn die Reue. Das sind aber nur Spekulationen.

@Josef O.
@Meik Short Time Author
Leider bleibt es bei der Frage: Mit welcher Information konnte Judas Jesus verraten?

@Elista: Interessante Spekulation, steht aber nirgendwo, auch nur andeutungsweise, geschrieben.

Elista

@Heribert Nuhr
"Mit welcher Information konnte Judas Jesus verraten?"
Der Information wo er sich befand, und welcher der Männer, die in der Dunkelheit am Ölberg waren, es war.
"Interessante Spekulation, steht aber nirgendwo, auch nur andeutungsweise, geschrieben."
Ich weiß, dass es nur Spekulation ist. Aber der Verrat des Judas bewegt zu allen Zeiten viele Menschen und wirft immer wieder Fragen auf. Und so werden halt auch immer wieder Antworten gesucht.

Josef O.

@Heribert Nuhn @Elista
"Aber der Verrat des Judas bewegt zu allen Zeiten viele Menschen und wirft immer wieder Fragen auf. Und so werden halt auch immer wieder Antworten gesucht."
So ist es. Was mich aber immer wieder überrascht ist der Umstand, dass man so tut, als ob die Kirche keine klare und eindeutige Antwort auf diese Frage hätte. Das Schicksal und traurige Ende des Judas sollte allen Menschen auf der Welt als warnendes Beispiel dafür dienen, zu verstehen und zu begreifen, wo ein Mensch enden kann und enden wird, der Gottes klar geoffenbartes Heilswirken an uns erlösungsbedürftigen Menschen zurückweist und sich selbst erlösen und erhöhen will. In meinem ersten Kommentar ganz unten habe ich kurz jemanden zitiert, der genau diesen Sachverhalt anspricht und das Fallen des Judas und sein schreckliches Ende mit dem Non Serviam Luzifers und dessen Sturz vergleicht. Es gibt keine Beliebigkeit! Jeder Mensch ist angehalten, eine klare Entscheidung zu treffen für oder gegen Gott und dessen Heilsplan für uns erlösungsbedürftige Menschen.
Ich verlinke auf einen ORF-Beitrag aus dem Jahr 2015 als warnendes Beispiel dafür, wie immer wieder versucht wird, diesen Standpunkt, den die Kirche immer klar vertreten hat, aufzuweichen und zu verwischen.
Judas: Ein Verräter, der keiner war - religion

Wenn Jesus ihn als Verräter bezeichnet, stelle ich das nicht in Abrede. Auch finde ich es als ein interessantes Motiv, daß Judas Jesus verraten hat, weil er die Wiederherstellung des Reiches Israel durch Jesus Christus erwartet hat. Was ich aber noch immer nicht erkennen kann, ist der Inhalt des Verrats. Was konnte Judas Neues dem Hohenrat mitteilen? Alles war bekannt oder konnte leicht vom Hohenrat durch Beobachtung in Erfahrung gebracht werden.

@Heribert Nuhn Nein. Jesus hielt die nicht-öffentlichen Aufenthaltsorte geheim. "Jesus verbarg Sich" (Joh 8,59)

Joh. 8.59 paßt nicht so ganz, es steht im Zusammenhang mit Jesu Aussage: "Ehe Abraham ward, bin ich." Dies war weit vor Palmsonntag. Für die Zeit nach Palmsonntag, also vor dem Paschamahl finden wir bei Lukas: Er lehrte tagsüber im Tempel, nachts ging er hinaus und übernachtete auf dem Ölberg. Wenn die Hohenpriester also wissen wollten, wo er zu finden war, gab es da keine Schwierigkeiten. Was also konnte Judas verraten? Welche Neuigkeiten hatte er?

@Heribert Nuhn Der Ölberg ist gross und Lukas wusste es im Nachhinein.

Elista

Und der Ölberg ist groß und es war dunkel. Jesus war nicht allein, Jünger waren bei ihm. Wen sollten sie gefangen nehmen - Judas zeigte es ihnen

@Elista Jawohl, der Verwandte von Jesus, Jakobus d. J., soll Ihm sehr ähnlich gesehen haben.

Michele Indietrista

Weitere Motive des Iskariot sind seine Irrtümer.
1. Allen voran steht der Irrtum, das Kommen Jesu sei irrelevant, die Gemeinschaft, in der Ischariot soeben die Kommunion empfangen hatte, spiele keine Rolle, es sei gleichgültig, dass Gott Mensch geworden sei und welcher Mensch Er geworden sei. Diesen Irrtum des Judas unsererseits zu erkennen hilft, den anschliessenden Selbstmord des Verräters besser zu verstehen und auch unsere Situation anzumahnen, wenn wir auf dem Weg zur Sünde sind und Versuchungen heimlich nachzugeben drohen. Leider gibt es auch in der Öffentlichkeit heute noch Leute, die glauben, es sei nicht gar so bedeutsam, dass Jesus gekommen ist. Denken wir nur an die Behauptung „alle Religionen sind Wege zu Gott“ und ähnliches geistiges Schweinefutter.
2. Auch hat er sich geirrt, indem er sich einredete, der Verrat werde keine schweren Konsequenzen haben, und erst dann eine Art von Reue zeigte, als er vernahm, dass es auf ein Todesurteil hinauslief, was zeigt, dass er etwas wider besseres Wissen verdrängte, nämlich, dass Jesus Todfeinde hatte, worüber er eigentlich spätestens nach dem Versuch der Nazarener, Jesus den Abhang hinunterzustürzen, und nach den Versuchen der Judäer, Ihn zu steinigen, in Kenntnis war.
3. Schliesslich irrte Judas sich über die eigene Person, seine Liebe zur Kommunion und seine Achtung vor Jesus; dieser Irrtum zeigt uns ebenfalls, warum er dann vom geplanten Besitz nichts wissen wollte, das Geld in den Tempel warf, sich erhängte (Mt 27,5), herunterfiel und seine Eingeweide herauskamen (Apg 1,19).

Josef O.

@Meik Short Time Author Ein Kommentar mit sehr interessanten Aspekten!

Josef O.

Auf noch etwas Interessantes bin ich heute gestoßen... beim ersten Anblick des Logos dieser PDF-Datei mit den Sternen auf blauen Grund und dem Kreuz in der Mitte dachte ich mir, was da jetzt wohl kommen mag! Catholicus.eu - Europäische Katholiken! Die Überraschung war dann nach Durchlesen der PDF sehr groß - sehr positiv das Ganze!
catholicus.eu/…30-silberlinge-und-du-du-tust-es- …
Judas verkaufte Jesus für 30 Silberlinge… und du? Du tust es täglich umsonst!
Ich zitiere eine Passage daraus, die mir besonders gut gefallen hat:
Ein Gott, der verraten wird… und dennoch liebt! Die Geschichte endet nicht mit dem Kuss des Judas. Das größte Geheimnis ist nicht, dass ein Mensch Gott verkaufte, sondern dass Gott diesen Menschen weiterhin liebte. Jesus wusste,
was geschehen würde. Er reichte Judas beim Letzten Abendmahl Brot. Nannte ihn "Freund" selbst im Moment des Verrats [Matthäus 26,50] Er wies ihn nicht zurück. Demütigte ihn nicht. Und dasselbe tut Er mit dir. Christus nimmt weiterhin deine falschen Küsse, deine leeren Versprechen, deine seelenlosen Gebete an. Nicht, weil Er sie billigt, sondern weil Er dich liebt. Weil Er dir Zeit geben will. Weil Er auf deine Rückkehr hofft. Jedes Mal, wenn du sündigst, verrätst du Ihn. Aber jedes Mal, wenn du beichtest, umarmst du Ihn. Das Drama ist nicht die Sünde. Das Drama ist, in der Sünde zu bleiben. Was Judas zugrunde richtete, war nicht seine Sünde, sondern seine Verzweiflung. Sein Mangel an Glauben an die Vergebung.

Josef O.

Es ist immer wieder lustig, worauf ich beim Recherchieren immer wieder mal stoße. Der Karmittwoch, der ob der Tatsache, dass Judas an diesem Tag den HERRN verraten hat, als ein Tag angesehen wird, der aus der normalen Ordnung herausfällt. In Syrien heißt der Karmittwoch "Mittwoch des Propheten Hiob". Christen, Juden und Muslime begeben sich an diesem Tag vor Sonnenaufgang an das Meeresufer und waschen sich Gesicht, Hände und Füße. Diese Waschung soll vor Krankheiten schützen und sogar Erbkrankheiten heilen. Sie geschieht in Erinnerung daran, dass ein Engel die Wunden des Hiob mit Meerwasser gewaschen und geheilt hat. Als Wotans Tag war der Mittwoch ein heiliger Tag, an dem die Arbeit ruhte. Es wird angenommen, dass sich durch die Christen, um die Erinnerung an Wotan zu verdrängen, der Charakter des Mittwochs als Unglückstag geprägt hat. Anlass dazu war der Verrat des Judas, dessen am Karmittwoch gedacht wurde. Deshalb galt der Mittwoch als Teufelstag, an dem die Hexen besondere Macht besaßen. Diese abergläubische Annahme fand überall da besondere Unterstützung, wo der Begriff Mittwoch übernommen worden war. Die Bezeichnung "Mittwoch", das Fehlen des Wortes "Tag" im Namen, förderte die Annahme, dies sei kein vollwertiger Tag, nichts Halbes und nichts Ganzes, lediglich die Wochenmitte. Die Folge dieses Aberglaubens war, dass man am Mittwoch nichts anfangen sollte, was Bestand haben musste, weder in der Landwirtschaft noch sonstwo. Mittwochshochzeiten, so meinte man, führten ins Unglück. Die Ehe scheitert oder die Eheleute bringen es zu nichts. Zeitweise war der Mittwoch auch der Hochzeitstag der "gefallenen Mädchen", der Witwen und der Witwer.
Ich persönlich habe davon bis heute noch nie was davon gehört. Habt Ihr schon mal davon gehört?

Ein weiterer Kommentar von Josef O.
Josef O.

Ich habe in der obigen Beschreibung zunächst einfach mal jene Aspekte wiedergegeben, mit denen man üblicherweise den Verrat durch Judas zu erklären und zu veranschaulichen trachtet. Es gibt aber auch noch andere, sehr interessante Auslegungen. Da schreibt jemand zum Beispiel: DER VERRAT des Judas war nicht die Verrücktheit eines Augenblicks, sondern die Folge einer ganzen Reihe von Lieblosigkeiten. Im Johannesevangelium finden wir eine vielsagende Szene: die Kritik an Maria von Bethanien, die Jesus wenige Tage vor dem Paschafest mit kostbarem Öl salbte. Judas wagte es, das Verhalten der Frau indirekt und mit einer altruistischen Begründung zu kritisieren. Das sagte er aber, so die Schrift, nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war... er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte [Joh 12,6].
Ein anderer, den ich eigentlich wohl gar nicht zitieren dürfte, weil er das auf seiner Internetseite explizit untersagt, geht noch einen Schritt weiter und schreibt: Judas war dazu berufen, Freund zu sein und hat diese Freundschaft und den Geist verraten. Jesus wurde als Mensch verraten und als Gott verraten. Judas hat nicht für Geld verraten, Geld war nicht der Grund für Judas' Verrat. Judas verriet aus Stolz, aus Hochmut, weil sein "Ich" sich über Gott, über den Gottmenschen, durchsetzen wollte. Das ist der tiefe Grund, der diesen Mann dazu brachte, den Heiligen Geist zu verraten und den unheiligen Geist hereinzulassen, den Geist dessen, der seinerseits aus Stolz Gott, den Allmächtigen Vater, verraten hatte, indem er den Plan Gottes, des Allmächtigen Vaters, zur Rettung der Menschheit nicht akzeptierte. So akzeptierte Judas nicht die Art und Weise des Handelns Gottes, des Gottmenschen Jesus, der kam, um der Menschheit die Erlösung zu bringen. Es war sein "Ich", sein Stolz, der ihn dazu brachte, die Liebe und die Freundschaft jenes Menschen und des Heiligen Geistes zu verleugnen, zu verraten.

Sehr aufschlussreiche und interessante Gedanken und Erkenntnisse. 🤗 😇 👏