MARIÄ VERKÜNDIGUNG - Das Geheimnis der Inkarnation Gottes
25. März
"In der gesamten Schöpfung sind geheime Heilkräfte
verborgen, die kein Mensch wissen kann, wenn sie ihm
nicht von Gott offenbart werden."
(Hl. Hildegard, Doctessa et Prophetissa Ecclesiae)
(Vorbemerkung: Der Erzengel Gabriel trat bereits am Donnerstag
um 19 Uhr abends in die Kammer der Jungfrau Maria ein, um sie
zu grüßen: "Ave gratia plena, Dominus tecum, benedicta tu in
mulieribus - Gegrüßt seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir,
du bist gebenedeit unter den Weibern". Aufgrund der Bedeutungs-
schwere ihres "Fiat" sprach sie es erst nach reiflicher Überlegung
und Gebet. So kommt es, dass unten im Text die Rede von Freitag
in der Morgendämmerung ist.)
Maria v. Agreda, Die Mystische Stadt Gottes, II.,3.,11.:
Die Menschwerdung des Sohnes Gottes
137. .......
Nachdem sie bei sich selbst sowie mit dem himmlischen Boten
Gabriel die Größe dieser so erhabenen, göttlichen Geheimnisse
erwogen und das volle Verständnis der erhaltenen Botschaft
erlangt hatte, wurde ihr reinster Geist ganz versenkt in Bewun-
derung, Ehrfurcht und höchste, feurigste Liebe zu Gott. Durch
die Gewalt dieser hocherhabenen Anmutungen und Gemütsbe-
wegungen wurde wie in natürlicher Folge das reinste Herz Mariä
gleichsam gepresst und so stark zusammengedrückt, dass drei
Tropfen seines reinsten Blutes aus ihm träufelten. Aus diesen drei
Tropfen wurde im reinsten Schoße Mariä der Leib unseres Herrn
Jesus Christi durch die Kraft des Heiligen Geistes gebildet. So hat
also das Herz der reinsten Jungfrau Maria wahrhaft und wirklich
durch die Macht seiner Liebe den Stoff dargeboten, aus welchem
die heiligste Menschheit des Wortes zu unserer Erlösung gebildet
wurde*. Zu gleicher Zeit sprach Maria mit unbeschreiblicher Demut,
das Haupt ein wenig geneigt und die Hände gefaltet, jene Worte,
welche der Anfang unserer Erlösung waren: "Ecce ancilla Domini,
fiat mihi secundum verbum tuum - Siehe, ich bin eine Magd des
Herrn, es geschehe mir nach deinem Worte".
138. Beim Aussprechen dieses "Fiat", das für Gott so lieblich zu hören und für uns so heilbringend war, geschahen in einem Augenblicke vier Dinge: Erstens wurde der Leib unseres Herrn Jesu Christi gebildet. Zweitens wurde die heiligste Seele unseres Herrn erschaffen, und zwar ebenso wie die anderen Seelen. Drittens wurden diese Seele und dieser Leib vereinigt, um seine vollkommenste Menschheit zu bilden. Viertens vereinigte sich die Gottheit in der Person des Wortes mit der Menschheit; durch diese persönliche (hypostatische) Vereinigung der Menschheit mit der Gottheit vollzog sich die Menschwerdung in einem Suppositum (Träger)² und so war Jesus Christus, der wahre Gott-Mensch, unser Herr und Erlöser, gebildet. Dies geschah freitags, den 25. März³, beim Anbruch der Morgendämmerung zur nämlichen Stunde, wo unser erster Vater Adam erschaffen worden war im Jahre 5199 nach Erschaffung der Welt, wie die Römische Kirche vom Heiligen Geiste geleitet, im Martyrologium zählt. Diese Zeitrechnung ist die wahre und sichere, wie mir dies erklärt wurde, nachdem ich im Gehorsam darüber gefragt hatte. Demgemäß wurde die Welt erschaffen im Monate März, welcher dem Beginne der Schöpfung entspricht; und weil alle Werke des Allerhöchsten vollkommen und vollendet sind, so gingen die Pflanzen und die Bäume aus der Hand Gottes mit Früchten hervor, und sie hätten, wenn die Sünde nicht in die ganze Natur eine Veränderung gebracht hätte, dieselben niemals verloren, wie ich es, wenn es Gottes Wille ist, in einer andern Abhandlung erklären will, nicht aber jetzt, weil es nicht hieher gehört.
------------------------
* Dass der Leib Christi aus dem reinsten Blute Mariä (mittelbar)
gebildet worden, ist von der Theologie anerkannt. "Ex purissimo
Virginis matris sanguine Christi corpus formatum credimus" sagt
der Römische Katechismus. (P. I. q. 4.)
Der Herausgeber
² Vgl. S. Thom. Summ. th. 3. q. 2. art. 3.
³ "Conceptum Christum in aequinoctio verno, 25. Martii, natum
in solstitio hiemali, 25. Decembris, Antiqua et constans Ecclesiae
est traditio". Tirinus, Chronicon c. 48. Die auf die Septuaginta sich
stützende Zeitrechnung des Martyrologiums wird auch von der
Wissenschaft als die richtigere betrachtet. S. Katholik,1885. I. S. 571,
und andere dort zitierte Werke.
Der Herausgeber
Information zum Werk:
Die Mystische Stadt Gottes, Maria von Ágreda (1602-1665) - Buchempfehlung mit höchsten Belobigungen
"In der gesamten Schöpfung sind geheime Heilkräfte
verborgen, die kein Mensch wissen kann, wenn sie ihm
nicht von Gott offenbart werden."
(Hl. Hildegard, Doctessa et Prophetissa Ecclesiae)
(Vorbemerkung: Der Erzengel Gabriel trat bereits am Donnerstag
um 19 Uhr abends in die Kammer der Jungfrau Maria ein, um sie
zu grüßen: "Ave gratia plena, Dominus tecum, benedicta tu in
mulieribus - Gegrüßt seist du, voll der Gnade, der Herr ist mit dir,
du bist gebenedeit unter den Weibern". Aufgrund der Bedeutungs-
schwere ihres "Fiat" sprach sie es erst nach reiflicher Überlegung
und Gebet. So kommt es, dass unten im Text die Rede von Freitag
in der Morgendämmerung ist.)
Maria v. Agreda, Die Mystische Stadt Gottes, II.,3.,11.:
Die Menschwerdung des Sohnes Gottes
137. .......
Nachdem sie bei sich selbst sowie mit dem himmlischen Boten
Gabriel die Größe dieser so erhabenen, göttlichen Geheimnisse
erwogen und das volle Verständnis der erhaltenen Botschaft
erlangt hatte, wurde ihr reinster Geist ganz versenkt in Bewun-
derung, Ehrfurcht und höchste, feurigste Liebe zu Gott. Durch
die Gewalt dieser hocherhabenen Anmutungen und Gemütsbe-
wegungen wurde wie in natürlicher Folge das reinste Herz Mariä
gleichsam gepresst und so stark zusammengedrückt, dass drei
Tropfen seines reinsten Blutes aus ihm träufelten. Aus diesen drei
Tropfen wurde im reinsten Schoße Mariä der Leib unseres Herrn
Jesus Christi durch die Kraft des Heiligen Geistes gebildet. So hat
also das Herz der reinsten Jungfrau Maria wahrhaft und wirklich
durch die Macht seiner Liebe den Stoff dargeboten, aus welchem
die heiligste Menschheit des Wortes zu unserer Erlösung gebildet
wurde*. Zu gleicher Zeit sprach Maria mit unbeschreiblicher Demut,
das Haupt ein wenig geneigt und die Hände gefaltet, jene Worte,
welche der Anfang unserer Erlösung waren: "Ecce ancilla Domini,
fiat mihi secundum verbum tuum - Siehe, ich bin eine Magd des
Herrn, es geschehe mir nach deinem Worte".
138. Beim Aussprechen dieses "Fiat", das für Gott so lieblich zu hören und für uns so heilbringend war, geschahen in einem Augenblicke vier Dinge: Erstens wurde der Leib unseres Herrn Jesu Christi gebildet. Zweitens wurde die heiligste Seele unseres Herrn erschaffen, und zwar ebenso wie die anderen Seelen. Drittens wurden diese Seele und dieser Leib vereinigt, um seine vollkommenste Menschheit zu bilden. Viertens vereinigte sich die Gottheit in der Person des Wortes mit der Menschheit; durch diese persönliche (hypostatische) Vereinigung der Menschheit mit der Gottheit vollzog sich die Menschwerdung in einem Suppositum (Träger)² und so war Jesus Christus, der wahre Gott-Mensch, unser Herr und Erlöser, gebildet. Dies geschah freitags, den 25. März³, beim Anbruch der Morgendämmerung zur nämlichen Stunde, wo unser erster Vater Adam erschaffen worden war im Jahre 5199 nach Erschaffung der Welt, wie die Römische Kirche vom Heiligen Geiste geleitet, im Martyrologium zählt. Diese Zeitrechnung ist die wahre und sichere, wie mir dies erklärt wurde, nachdem ich im Gehorsam darüber gefragt hatte. Demgemäß wurde die Welt erschaffen im Monate März, welcher dem Beginne der Schöpfung entspricht; und weil alle Werke des Allerhöchsten vollkommen und vollendet sind, so gingen die Pflanzen und die Bäume aus der Hand Gottes mit Früchten hervor, und sie hätten, wenn die Sünde nicht in die ganze Natur eine Veränderung gebracht hätte, dieselben niemals verloren, wie ich es, wenn es Gottes Wille ist, in einer andern Abhandlung erklären will, nicht aber jetzt, weil es nicht hieher gehört.
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* Dass der Leib Christi aus dem reinsten Blute Mariä (mittelbar)
gebildet worden, ist von der Theologie anerkannt. "Ex purissimo
Virginis matris sanguine Christi corpus formatum credimus" sagt
der Römische Katechismus. (P. I. q. 4.)
Der Herausgeber
² Vgl. S. Thom. Summ. th. 3. q. 2. art. 3.
³ "Conceptum Christum in aequinoctio verno, 25. Martii, natum
in solstitio hiemali, 25. Decembris, Antiqua et constans Ecclesiae
est traditio". Tirinus, Chronicon c. 48. Die auf die Septuaginta sich
stützende Zeitrechnung des Martyrologiums wird auch von der
Wissenschaft als die richtigere betrachtet. S. Katholik,1885. I. S. 571,
und andere dort zitierte Werke.
Der Herausgeber
Information zum Werk:
Die Mystische Stadt Gottes, Maria von Ágreda (1602-1665) - Buchempfehlung mit höchsten Belobigungen