Liebe Freunde!
Gedanken zum Flüchlingsstrom, von Hans-Peter Lang,
„Europa, wenn du nicht teilst, wirst du sterben“ - das scheint uns gerade in diesen Tagen
zu gelten, wenn es darum geht, die Nöte dieser Flüchtlinge zu sehen, aber auch die
Chancen, aus christlicher Überzeugung hier etwas zu tun, und diese Überzeugung auch
in rechter Weise zu bekunden.
Stephanus und die ersten „Diakone“ wurden gewählt und berufen, weil die Witwen der
griechischen Gemeindemitglieder nicht versorgt wurden (Apg.6). Fühle ich mich in die
Nachfolge Jesu gerufen? Erkenne ich die Nöte, zu deren Linderung ich heute berufen
bin? Stephanus hat klar bezeugt, an wen er glaubt. Kann auch ich Zeugnis geben von
dem, an den ich glaube, wenn ich gefragt werde, warum ich Flüchtlingen helfe?
Große Ängste tauchen in den Ländern Mitteleuropas durch den starken Zustrom an
Flüchtlingen auf. Wird dieser Zustrom unser Sozialsystem überlasten? Wird er den Islam
noch wesentlich mehr stärken in Europa? Nicht wenige Politiker versuchen, daraus
Kapital zu schlagen. Es wird aber kaum davon gesprochen, dass Deutschland und
Österreich durch die niederen Geburtenraten sterbende Völker sind, die ihre derzeitigen
Sozialsysteme nur aufrecht erhalten können, wenn sie entsprechende Zuwanderungen
erlauben (und ihr Wirtschaftssystem ändern). Angst ist immer ein schlechter Ratgeber -
dagegen steht das oftmalige „Fürchtet euch nicht“ der Heiligen Schrift! Die Christen
werden nur dann dem Islam unterliegen, wenn sie keine Jünger mehr sein wollen, die
ihren Glauben mit Freude weiter geben und nicht mehr fähig und willens sind in ihrem
Handeln auf Gott zu hören. „Hört, dann werdet ihr leben“! (Jes. 55,3)
Der große Flüchtlingsstrom ist aber auch die große Herausforderung für das
Miteinander in Europa, für unsere Gesellschaft und für die Staaten der europäischen
Union. Wird es möglich sein, dass die aus dem Flüchtlingszustrom entstehenden Lasten
alle nach ihren Möglichkeiten gemeinsam tragen oder nicht? Ist nicht auch in diesem
Zusammenhang durch die entstehenden Belastungen diese Gefahr gegeben: „Europa,
wenn du nicht teilst, wirst du sterben?“
Wir alle wissen nicht, wann der Flüchtlingszustrom aus dem Nahen Osten nach Europa
enden wird. Wir wissen aber mit hoher Sicherheit, dass der Flüchtlingszustrom aus
Afrika in den nächsten Jahren zunehmen wird. Der Klimawandel, aber auch
Bürgerkriege und radikale politisch-religiöse Gruppen wie in Nigeria, Somalia oder
Eritrea tragen dazu am meisten bei. Wird Europa in Afrika weiterhin überwiegend
überall zusehen und zuwarten? Unsere Hilfe zur Selbsthilfe und die Stärkung des in
Afrika so stark verwurzelten Miteinanders der Menschen können hier langfristig stabile
und gesunde Gesellschaften aufbauen. Technisch ist heute das Wissen da, die weitere
Wüstenbildung zu stoppen. Sagt da jemand, es wäre kein Geld dazu da? Was wäre mit
einer Besteuerung der in den Steueroasen gelagerten Milliarden-Summen oder mit
Teilen der Erträge aus der geplanten Finanztransaktionssteuer?
Ohne Gerechtigkeit kann es keinen dauerhaften Frieden geben. „...Was der Herr von dir
erwartet? Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den
Weg gegen mit deinem Gott“ (Micha 6,8). Bibelzitate nach der Einheitsübersetzung.
Hans-Peter Lang, Leiter des Forums Gesellschaftsverantwortung (Runder Tisch)
fg
Hiti (
www.gottliebtuns.com)