Hat Papst Leo XIV. ein konservativ gemaltes Feindbild?

Mit seiner Katechese zu Lukas 13, 22-30 kritisiert Papst Leo XIV. die falsche "Sicherheit von Gläubigen", und zwar jener, die allein auf "religiöse Handlungen", "Kult", " Opfer und Gebete" setzen und dabei die tätige Liebe vergessen. Es genüge nicht, "die christlichen Lehren gut zu kennen".
Wo erlebt der Heilige Vater solche Gläubige, darf man mit Interesse fragen, welche konkreten meint er?
Er spricht von "Vermessenheit".

Aber da gibt es die anderen, die Leo XIV. in Schutz nimmt, jene, die "weit weg vom Glauben sind". Jene, die "wir" (rhetorisch schließt der Papst sich ein) allzu leicht verurteilen!

Ist das die Botschaft von Lukas 13, 22-30? Hier einige Verse:
"26 Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. 27 Er aber wird euch erwidern: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! 28 Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. 29 Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. 30 Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein."

Der Heilige Vater sprach in seiner Katechese auch von "unpopulären Entscheidungen", die aus diesem Evangeliumstext heraus gefällt werden müssten.
Verteidigt er damit "Fiducia supplicans" und "Traditionis custodes"?

Zitate der Katechese aus Angelus, 24. August 2025
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Das ist halt überspannt interpretiert. Hier der ganze Satz von Leo: "Seine Worte dienen vielmehr dazu, die Vermessenheit derer zu erschüttern, die sich für bereits gerettet halten und die aufgrund ihrer religiösen Praxis das Gefühl haben, dass bei ihnen schon alles in Ordnung ist. In Wirklichkeit haben sie nicht verstanden, dass es nicht ausreicht, religiöse Handlungen zu vollziehen, wenn diese nicht das Herz verwandeln: Der Herr will keinen vom Leben getrennten Kult und er mag keine Opfer und Gebete, wenn sie uns nicht dazu bewegen, unseren Brüdern und Schwestern in Liebe zu begegnen und Gerechtigkeit zu üben."

Ihr Zitat macht klar: 1. Leo XIV. füllt den Lukas-Text mit Herabsetzung von Liturgie und Dogmentreue. 2. Mit seinem Verständnis für den gegenteiligen, glaubensfernen Menschentyp übersieht er in seiner Katechese die Vermessenheit jener, die meinen, ohne Kirche und deren Lehre gut zu sein, auch gut genug für Gott und den Himmel.

Lieber @Klaus Elmar Müller Mir scheint, der Papst hat hier ggf. weniger die deutschen Katholiken im Auge, sondern vielleicht eher afrikanische, mittelamerikanische oder asiatische, die er vorm Pharisäertum warnen möchte. Tatsächlich gibt es solche natürlich auch "bei uns". Mir selbst sind solche in traditionellen Kreisen durchaus häufiger begegnet: "Ich gehe doch zur alten Messe...!" - als hinreichenden Beweis, daß man ja in den Himmel komme!
Diese Haltung gab es schon im Alten Bund: "Vertraut nicht auf die trügerischen Worte: Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist dies! Denn nur wenn ihr euer Verhalten und euer Tun von Grund auf bessert, wenn ihr wirklich gerecht entscheidet im Rechtsstreit, wenn ihr die Fremden, die Waisen und Witwen nicht unterdrückt, unschuldiges Blut an diesem Ort nicht vergießt und nicht anderen Göttern nachlauft zu eurem eigenen Schaden..." Jer. 7, 4 Diese Worte sind zu allen Zeiten und an allen Orten aktuell! (Der Papst ist Augustiner!)
Wir dürfen beim Hl. Vater nicht stets voraussetzen, daß er immer nur (oder auch nur zuvörderst) unsere westlichen Dinge im Blick hat. -
Man kann dieses Thema allerdings auch ganz anders auffassen, nämlich gerade als Kritik an z. B. den deutschen Verhältnissen: in der dt. Bischofskonferenz, im "synodalen Weg" wird ja eine Lehre vertreten, die nahe an die Allerlösungstheorie kommt - wenn diese Grenze nicht sogar schon überschritten ist. - Wer von denen rechnet denn damit, daß er vielleicht ewig verdammt sein wird? wem ist die heiligmachende Gnade ein wirkliches Anliegen, wem überhaupt noch ein Begriff? Wer von denen beichtet regelmäßig? Und: die zur Beichte gehen: wer von denen hat noch eine klare Vorstellung von der Unterscheidung zwischen läßlicher Sünde und Todsünde? Wer hier in Deutschland regelmäßig den Glauben praktiziert, (nahezu) jeden Sonntag zur Messe geht, vielleicht sogar dann und wann zur Beichte, aber im Ehebruch lebt: darf der etwa darauf vertrauen, daß ihn die "Glaubenspraxis" einfach retten wird? ohne Reue über seine Todsünde?
Hier ist nicht Ort und Zeit, dieses Thema zu vertiefen. Aber - um dem Papst gerecht zu werden (zugegeben: es ist nur ein Versuch!): wir sollten ihn nicht verkürzt verstehen, sondern ihm im Vorfeld eine gute Absicht "unterstellen". Insofern halte ich Ihren 1. Punkt für durchaus nicht bewiesen, wenn auch vielleicht für möglich.
Ihr zweiter Punkt hat durchaus seine Berechtigung - ist jedoch ein ganz anderes Thema. - Hoffentlich greift der Hl. Vater dieses bei nächster Gelegenheit auf!

Wissen Sie, liebe @Bethlehem 2014, die in dieser Weise pharisäischen Menschen gab es vielleicht in den konservativen 50er Jahren noch da und dort. Ich kannte nie welche! Diejenigen, die auf alte Messe und die 10 Gebote setzen, sind solche, die auch viel beichten gehen!
Und diese Leute leiden darunter, wie eine christlich geprägte Nation in Abtreibung und Frühsexualisierung und Regenbogenpropaganda (z.B. mit dem Trierer Bischof Ackermann als Riesenfahne vor dem Altar) versinkt und die Kirche mehr mittut als warnt.---Vor Jahrzehnten hörte ich in der Bonner Münsterkirche einen Neupriester predigen gegen die Bürgerlichen in den Bänken und für den armen Bettler draußen vor der Kirchentür (Nebenei: D
ie Bettler von Bonn sind bestens organisiert).
Der Hl. Vater predigte feiner, aber eigentlich noch billiger als diese Predigtmasche:
Er stellte den liturgisch orientierten Gläubigen als "Pharisäern" nicht bloß Armen, sondern verständnisvoll die Glaubensfernen entgegen.
Mir scheint überdeutlich, dass er diejenigen meinte, die der überlieferten Liturgie und den überlieferten Glaubensvorstellungen ("Gebet", "Opfer", "Glaubenslehren") anhangen.
Er sagt weniger grob, was schon sein Vorgänger sagte mit "Pelagianismus" und "Rükjwärtsgewandtheit".
Wann warnt er die Homosexuellen vor deren Sicherheit, in Ordnung zu sein, auch vor Gott? Sie hoffen darauf, wie Sie schreiben. Ich nicht mehr. Gewiss haben Sie Recht und ich sage es in meinen Worten: Man darf nicht lauern, welche Fehler der neue Papst wohl mache, sondern muss ihm Zeit lassen und wohlwollend interpretieren. Aber er hat als Kardinal die Segnung homosexuell Lebender (nicht die allgemeine am Schluss jeder Messe), sondern die besondere laut "Fiducia supplicans" verteidigt. Liturgisch zelebriert er angemessen, würdevoll, und mir scheint, er ist der Meinung, das genüge dann auch und die Wallfahrt der Piusbruderschaft müsse man ignorieren und aus dem Kalender schleunigst streichen.
Man soll die Worte eines Menschen ernst nehmen. Wenn einer sich als in der Trasdition Papst Franziskus' öffentlich definiert, dann ist er auch Bergoglianer, wie sich immer mehr zeigt, nur nicht so plump wie sein Vorgänger.
Ich war gerührt, als der Hl. Vater Leo XIV. auf die Loggia trat. Das sagt mir jetzt: Er ist ein lauterer Mensch. Aber leider mit bedauerlichen Denkmustern.

1594
Werte

Jetzt fehlen noch die Schimpftiraden wie von Franziskus auf die "essiggesichtigen Integristen".

Die Überschrift hier ist missverständlich bzw. vermutlich falsch, oder?

Danke! Habe die Überschrift geändert.

viatorem

Er hat recht